Film/Public Viewing, Literatur/Performance

Erinnerungskultur GEGEN DAS VERGESSEN: Deborah Eisenberg & Film

Gewaltexzesse gegen Jüdinnen und Juden in der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 Foto: wikimediacommon

Die Novemberpogrome 1938  waren ein Zeichen der Entmenschlichung. Die Erinnerungskultur soll uns aufrütteln und gegen Hass und Verfolgung wirken.

Irmi Horn

Irmi Horn liest aus Deborah Eisenberg „Rosie besorgt sich eine Seele. Wahrscheinliche Geschichten“
Rowohlt Buchverlag, 24. März 2000

Eine Frau verarbeitet ein ganzes ungelebtes Leben samt dem Holocaust in einem zu spät geschriebenen Brief.

Wir sind, was unseren Grosseltern zugestossen ist.
Die Kurzgeschichte ist ein Hochseilakt der Literatur, und Deborah Eisenberg ist eine Meisterin dieses Genres.
Deborah Eisenberg (* 20. November 1945, Winnetka, Illinois) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin.

 

Deborah Eisenberg © Hartwig Klappert

Quelle: https://literaturfestival.com/authors/deborah-eisenberg/
Deborah Eisenberg wurde 1945 in Chicago geboren und wuchs in dessen Vorort Winnetka auf. 1966 zog sie nach New York und studierte Sozialwissenschaften an der New School for Social Research. Anschließend arbeitete sie in verschiedenen Jobs, darunter als Kellnerin und Sekretärin. Nachdem sie ihren Lebenspartner, den Dramatiker und Schauspieler Wallace Shawn, kennengelernt hatte, begann sie zu schreiben. Sie debütierte mit dem Bühnenstück »Pastorale« (1982), das von der Theatergruppe Second Stage aufgeführt wurde. Mitte der achtziger Jahre veröffentlichte sie im »New Yorker« ihre erste Kurzgeschichte »Flotsam«, die ihren Band »Transactions in a Foreign Currency« (1986; dt. »Reisen mit leichtem Gepäck«, 1989) eröffnete.

Bis heute veröffentlichte Eisenberg vier Bände mit Kurzgeschichten, die sie in den Rang einer Meisterin ihres Fachs und einer bedeutenden Chronistin modernen amerikanischen Großstadtlebens erhoben. Größtenteils durch Dialoge und präzise, pointierte Schilderungen evoziert sie Innenansichten amerikanischer Charaktere, die sich durch übergroße Erwartungen selbst lähmen. Mit feinem Gespür für Phrasen, Klischees und falsche Selbstbilder zeigt sie dabei Mechanismen der Selbsttäuschung und Realitätsflucht, aber auch den mühsamen Widerstand dagegen. Jede umfassende Erkenntnis oder entscheidende Einsicht bleibt den Charakteren allerdings verwehrt. Die Titelgeschichte ihres Bandes »Under the 82nd Airborne« (1992; dt. »Eine lehrreiche Geschichte«, 1991) erzählt beispielsweise von einer Frau, deren Traum von einer Karriere als Schauspielerin immer unrealistischer wird. Nachdem sie sich siebzehn Jahre lang nicht um ihre Tochter, die inzwischen in Honduras lebt, gekümmert hat, arrangiert sie ein Treffen mit ihr. Eine echte Annäherung der beiden bleibt jedoch aus.

Die deutsche Übersetzung von Eisenbergs neuester Geschichtensammlung »Twilight of the Superheroes« (2006; Ü: Superhelden-Dämmerung) Ist bereits vorbereitet. Das Werk zieht seine Spannung aus den unterschiedlichen Einstellungen der Lebensalter: Zynismus und Hoffnung, Abgeklärtheit und Naivität. »Ich glaube, es gibt viele moralische Argumente für Geschichten«, resümiert Eisenberg den Anspruch ihrer eigenen Werke. »Sie treffen sich darin, dass Geschichtenerzählen eine der effektivsten Methoden ist, schwer zu fassende Geisteszustände und menschliche Erfahrungen darzustellen.«

Eisenbergs Kurzgeschichten erschienen in Publikationen wie »The New Yorker«, »Bomb«, »The Yale Review« und »Kursbuch« (2006). Sie erhielt mehrere Stipendien, darunter die Lannan Foundation Fellowship, und wurde mit Preisen wie dem Whiting Writers‘ Award, dem Award for Literature der American Academy of Arts and Letters, fünf O. Henry Awards und dem Rea Award for the Short Story ausgezeichnet. Eisenberg arbeitet als Professorin für Kreatives Schreiben an der University of Virginia und lebt in New York.

 

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