Ausstellung/Gartenkunst

BEFUNDE & BEFINDLICHKEITEN. Eine Bestandsaufnahme.

Daniela Trost, OT, Bildausschnitt 2023

Małgorzata Goździk, Zhenia Jane Laptiy Rosa Rendl, Laura Schawelka & Daniela Trost laden zum Betrachten, Staunen, Ergründen und Nachdenken ein – im kunstGarten & der STREET GALLERY.

Kuratorin. Irmi Horn

Die Künstlerinnen Małgorzata Goździk, Zhenia Jane Laptiy, Rosa Rendl, Laura Schawelka & Daniela Trost laden zum Betrachten, Staunen, Ergründen und Nachdenken ein – im kunstGarten & der STREET GALLERY.

Kuratorin. Irmi Horn

Die jungen internationalen Künstlerinnen kommen aus verschiedenen Demokratien, in denen das allgemeine Wahlrecht für Frauen 1918/1919 in Kraft trat.
Vielleicht hatten Frauen in kom-munistisch geprägten Ländern zwar eine höhere „Ämter“-Quote, und hinsichtlich Mutterschutz bessere Bedingungen, von der politischen „Machtausübung“ und Einflussnahme in sozio-kulturelle Entwicklungen über Führungs-positionen waren sie ebensolang von der Bühne weg in den Olymp verbannt: Unterstützerinnen für männliche Potentaten.

Ihre Aspekte des Lebens und Erlebens binden die fünf Künstlerinnen in fotografische Bestandsaufnahmen/Installationen, die sowohl ihre eigenen als auch die der Mitwelt sein könnten. Das heißt, es werden Zugänge zu Momen-ten geschaffen, die über ein künstlerisches Erlebnis ein wissenschaftlich basiertes Verständnis ermöglichen und damit ein emphatisches Zusammenrücken der Menschheit als bedingungsloses Konzept des Überlebens in den Fokus rücken.

Die Ästhetik in der Kunst ist ein kommunikatives Ereignis, das sich auch über geschmackliche modische Dimensionen hinwegsetzen kann. Das Verstörende, zeigt Situationen, denen zu entkommen ein allzumenschliches Unterfangen ist, regt aber auch an, Lösungsansätze zu finden, um damit umgehen zu lernen.

Wesentlich ist aber, dass in der paradiesischen Sehnsucht der Menschen nach Harmonie klar werden muss, dass glückliche Momente in der Vergangenheit und der Zukunft liegen und wir uns der Vergänglichkeit bewusst werden müssen. Einen Beitrag für glückliche Momente zu leisten, liegt nun an jedem, jeder von uns.

Eine Handreichung gibt uns die Kunst und eine Politik, die kritische Kunst zulässt, in der Kunstler*innen aus Sprache, Bildern und Musik Konstrukte einsetzen, um die Mitmenschen zu erreichen, Kommunikation herzustellen, damit der Wahnsinn der Gewalt und Unterdrückung aufhört.

Gerade jetzt ist wieder der Bachmannpreis angesagt: Ingeborg Bachmann, * 25. Juni 1926 in Klagenfurt; † 17. Oktober 1973 in Rom; gelegentliches Pseudonym Ruth Keller
Auch kunstGarten erinnert mit der Inszenierung DAS GEBELL an diese Dichterin … Was aber möglich ist, in der Tat, ist Veränderung. Und die verändernde Wirkung, die von neuen Werken ausgeht, erzieht uns zu neuer Wahrnehmung, neuem Gefühl, neuem Bewusstsein.
Im Gebell ist zu erkennen, wie sehr Bachmanns Beschäftigung mit weiblicher Identität und Patriarchat mit ihrer Kritik/Diagnose der Krankheit unserer Zeit zusammenhängt: 
… ich habe schon vorher darüber nachgedacht, wo fängt der Faschismus an. Er fängt nicht an mit den ersten Bomben, die geworfen werden, … Er fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau … Und ich glaube nicht an diesen Materialismus, an diese Konsumgesellschaft, an diesen Kapitalismus, an diese Ungeheuerlichkeit, die hier stattfindet […] Ich glaube wirklich an etwas, und das nenne ich »ein Tag wird kommen«. Und eines Tages wird es kommen. Ja, wahrscheinlich wird es nicht kommen, denn man hat es uns immer zerstört […] Es wird nicht kommen, und trotzdem glaube ich daran. Denn wenn ich nicht mehr daran glauben kann, kann ich auch nicht mehr schreiben. (Juni 1973)

Das ist der Befund – jetzt seit 50 Jahren: Liegt es vielleicht doch an falschen politischen Konzepten, dass die Gier nach MEHR so viele Menschen zu Bestien macht und sich das MEHR aus der Not der anderen holt?

Und wie schaut es eigentlich mit der persönlichen Befindlichkeit aus?
Wollen Sie Klimakleber*innen auch einsperren, weil ihnen wissenschaftliche Erkenntnisse egal sind?

 

Małgorzata Goździk (Polen)

Dokumentarfilmregisseurin, Malerin, Tänzerin; Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Krakau, Polen. Ihr Interesse an Psychologie und Bewegung führte sie zur Arbeit mit dem Medium Film. Im Rahmen ihres Masterstudiums drehte sie einen kurzen Dokumentarfilm „The Cake“(2017), der u.a. auf dem Jihlava Film, Warsaw Film Festival, Koszalin Debut Film Festival „The Youth and Film“ gezeigt und gewann den Großen Preis des Hauptwettbewerbs des 11. Internationalen Dokumentarfilmfestivals “Okiem Młodych” in Świdnica, Polen (ein wichtiger Wettbewerb für junge Filmemacher in Polen).
Ihr neuestes Dokumentarfilmprojekt, „Dance with me, dad“ wurde vom renommierten Produzenten Studio Munk (in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Filminstitut) im Rahmen des Programms „Erster Dokumentarfilm“ gefördert und befindet sich derzeit in der Postproduktion. Seit 2020 hat Małgorzata ihren Wohnsitz nach Graz verlegt und etabliert sich nun auf dem lokalen Kunst- und Filmmarkt.

Małgorzata Goździk, Filmstill THE CAKE

 

2017 “Tort”/ eng.The Cake” 17’53’’
Regie, Kamera und Schnitt:

Die hochaltrigen Schwestern Ema und Zosia leben schon fast ihr ganzes Leben lang zusammen. Sie sind beide sehr gastfreundlich und organisieren leidenschaftlich gerne Feste. In den letzten Jahren hat sich ihre Situation verändert, da ihr allmählicher Verlust des Sehvermögens immer größere Schwierigkeiten verursacht. Dennoch wollen die Schwestern nicht aufhören, aktiv zu sein. Also stellen sie sich einer so großen Herausforderung wie dem Backen einer Walnusstorte.

Die junge ukrainische Künstlerin Zhenia „Jane“ Laptiy, fand im heimatlichen Garten in Charkiv eine „Rakete der Zerstörung“ und hat bei uns angefragt, ob wir im kunstGarten ein solches Projekt umsetzen könnten. Aus Platzgründen ist es ein Hochbeet geworden, das eine Rakete in dunkler Erde zeigt, aus der langsam Lilien wachsen und dann ihre weißen duftenden Blüten öffnen. Sie schreibt: I thought of this project as a metaphorical project about reviving life.

Zhenia Jane Laptiy.Work in Progress REVIVING LIFE, 2022-23

 

https://www.pressreader.com/austria/kleine-zeitung-kaernten/20220916/281629604120544

Tagebücher aus der Ukraine


Yevgenia Laptii ist 30 Jahre alt. Sie wurde in Charkiw, Ukraine, geboren und machte ihren Abschluss an der Charkiwer Kunstakademie für Design und Kunst (Fachrichtung „Kunstgeschichte“). Sie hat an verschiedenen Gruppen- und Einzelausstellungen in der Ukraine, Italien, Deutschland, Portugal und Österreich teilgenommen. Sie ist Preisträgerin des NonStopMedia-Wettbewerbs 2018.

Statement der Künstlerin

Ich begann meine Karriere als Fotografin im Jahr 2016. Damals begann ich mit meinem ersten Fotoprojekt, bei dem ich mich von der Kultur der Romantik und der Natur des Dorfes, in dem ich lebte, inspirieren ließ. Das Dorf in der Region Charkiw, in das ich 2016 gezogen bin, hat eine große Rolle in meiner Entwicklung als Künstlerin gespielt.

Rosa Rendl wurde 1983 in Baden geboren und lebt und arbeitet in Wien.
Rosa Rendl studierte Mode an der Kunstuniversität Linz, anschließend Fotografie an der University of the Arts London. Sie arbeitet multidisziplinär, aber vorrangig mit Fotografie, Musik und Mode.
Aktuelle Ausstellung: UNWORD/REJECTION (mit Ketty La Rocca), MLZ Art Dept, Triest
Ihre Werke waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, unter anderem bei Georg Kargl Fine Arts (Wien), im Belvedere21 (Wien), Neuer Essener Kunstverein (Essen), Salzburger Kunstverein (Salzburg) und bei Bodega (New York).

Sie hat mit einem Konzert eröffnet.

Ihre elegante Installation

Growing, Edelstahl beschriftet, 200x20cm, 2023
Community, Edelstahl beschriftet, Sticker, 200x20cm, 2023
Conformity, Edelstahl beschriftet, Sticker, 200x20cm, 2023
Adjusting, Edelstahl beschriftet, Sticker, 200x20cm, 2023
Scepticism, Edelstahl beschriftet, Sticker, 200x20cm, 2023
greift den Titel der Ausstellung auf:

Das Wachsen der Bevölkerung, das Wachsen der Grenzen, das Wachsen des Wissens und Nichtwissens, der Dummheit, der Macht, der Gier und Zerstörung … des Zusammenhalts in freundlichem und vernichtendem Sinn, der Übereinstimmung ohne Kritik, der Ergebenheit und Unterstützung – bis zur Vereinnahmung …

Rosa Rendl BEETINSTALLATION 2023

Rosa Rendl BEETINSTALLATION 2023

Laura Schawelka *1988 in München. Lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist vom 21. 6. – 1. 7. 2023 Artist in Residence im kunstGarten und entwickelt hier eine Arbeit..

 

AUSBILDUNG

2015 Master of Fine Arts, California Institute of the Arts (CalArts), Valencia, Kalifornien, USA
2013 Meisterschüler, Staatliche Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, Frankfurt

Laura Schawelka
Cast of Effigy of Eleanor of Aquitaine
2023, 30×40 cm, Digitaldruck
Lamb’s Ear, Cast of Michelangelo’s David
2023, 30×40 cm, Digitaldruck, Postkarten (c) Laura Schawelka

Laura Schawelka, Der Standard, 23. Juni 2023
2023, 30×40 cm, Digitaldruck (c) Laura Schawelka

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

2019 Q21 viennacontemporary Artist-in-Residence Prize, Wien
2017 Atelierstipendium Paris, Hessische Kulturstiftung
2016 Rema Hort Mann Foundation Community Engagement Grant
2014 Dean’s Grant, California Institute of the Arts
2013 Einjähriges Fulbright Stipendium für Graduierte
2008 Preis der Landwirtschaftlichen Rentenbank zum Rundgang der Städelschule

Zahlreiche Ausstellungen weltweit seit 2008.

Laura Schawelka
Cast of Effigy of Eleanor of Aquitaine
2023, 30×40 cm, Digitaldruck
Lamb’s Ear, Cast of Michelangelo’s David
2023, 30×40 cm, Digitaldruck, Postkarten

 

 

Laura Schawelka, Der Standard, 23. Juni 2023
2023, 30×40 cm, Digitaldruck

Ihre Wahrnehmung des Zeitgeistes im Bezug auf des Genderverhalten, den Gender Gap, die Männergremien der Großkonzerne, die Kriegstreiber der Welt, reflektiert sie in einer historis-chen Rückschau: Abgüsse mittelalterlicher und antiker Figuren, als Manifeste der Geisteshaltungen der Zeit, stellt sie in einen Kontext mit dem Jetzt. In Graz entdeckte die Restau-ratorin Theresa Zammit Lupi Spuren einer Buchbindung am griechischen Text aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Das Fragment war 1902 in der Umhüllung einer Mumie gefunden worden. Es ist somit rund 400 Jahre älter als die bislang bekannten ersten Bücher der Welt.

Eleonore von Aquitanien (Aquitanien wird im Süden von den Pyrenäen und im Westen vom Golf von Biskaya des Atlantiks begrenzt. Der Golf von Biscaya hieß in einer früheren lateini-schen Bezeichnung Aquitanicus oceanus, die Gascogne liegt ebenfalls dort ) – wurde um 1122 in der Familie des Herzogs Guido Gottfried (Wilhelm VIII. von Aquitanien) von Aquitanien geboren, einem der mächtigsten Adelshäuser in ganz Europa. Ihr Vater verstarb, bevor sie 17 Jahre alt wur-de. Eleanor erbte das riesige Ver-mögen ihres Vaters im Süden und Südwesten Frankreichs und wurde die begehr-teste Erbin in ganz Europa. Ludwig VI von Frankreich wollte die die Besitz-tümer des Herzogs mittels Heirat mit seiner Tochter für die französische Krone beschlagnahmen und so heiratete Eleanor seinen Sohn Ludwig den VII, der so eifersüchtig war, dass er seine Frau mit auf den 2. Kreuzzug nahm. Gerüchte über ihre Untreue führten zur Scheidung 1952. Erneut wurde Eleonore von Aquitanien zur begehrtesten Erbin in ganz Europa, da sie die Ländereien und Besitz-tümer ihres Vaters von der Krone zurück-forderte. Sie heiratete den um 11 Jahre jüngeren Heinrich, zwei Jahre später Heinrich II. von England.
Entgegen den Erwartungen war ihre Beziehung zu Heinrich sogar noch schlechter als die zu Ludwig VII. Von den acht Kindern, die sie mit Heinrich II. hatte, fünf Jungen. Heinrich II. wollte auf keinen Fall, dass Eleonore sich in politische Angelegenheiten einmischte. Als Adlige, die am Zwei-ten Kreuzzug teilgenommen hatte, war Eleonore nicht bereit, seine Entschei-dung zu akzeptieren. Die Konflikte führten schließlich zur ersten Rebellion der Söhne Heinrichs II. im Jahr 1173. In den folgenden 16 Jahren musste Heinrich II. gegen seine Söhne kämpfen, um sein Reich unter Kontrolle zu halten. Heinrich II. hatte ihr eine aktive Rolle in der Verwaltung des Königreichs verwei-gert, was sie verbittert und wütend gemacht hatte. Außerdem war er für seine Beziehungen zu zahlreichen Mätressen während seiner Regent-schaft bekannt. Vielleicht sah sie keine andere Wahl, als sich auf die Seite ihrer Söhne zu stellen, insbe-sondere auf die Seite von Richard I. Löwenherz, der ihr Liebling war.

Nach der Rebellion von 1173 floh Eleanors erstgeborener Sohn zusammen mit seinen Brüdern nach Frankreich. Auch sie versuchte zu fliehen, aber es gelang ihr nicht. Als Folge ihres Verrats stellte Heinrich II. Eleonore bis zu seinem Tod unter Hausarrest. Sie lebte komfortabel in einem Herrenhaus, durfte aber England nie verlassen und stand bis zu ihrem letzten Tag in Gefangen-schaft unter strenger Aufsicht. Als der König 1189 verstarb, erbte ihr geliebter Richard Löwenherz den Thron. Obwohl sie fast 70 Jahre alt war, als ihr Hausarrest endete, begann sie, die öffentlichste Rolle zu spielen, die sie je gehabt hatte.

Während der Herrschaft von Richard Löwenherz wurden ihr wichtige Aufgaben übertragen. Als Richard von seinen Feinden gefangen genom-men und in Österreich, dann in Deutschland als Geisel gehalten wurde, war Eleonore die einzige Person, der man die Übergabe des Lösegelds und die Verhandlungen über seine Freilassung anvertrauen konnte.

Einige Jahre nach ihrer Befreiung beschloss sie, sich in ein Kloster zurückzuziehen, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1204 lebte. Nur zwei ihrer Kinder waren noch am Leben, als sie starb.

Die belesenen Frauen des Mittelalters hatten einen schweren Stand. Was sie wussten und konnten wurde oft als Teufelswerk bezeichnet. Helden waren die männlichen Machthaber.
Frauen waren die Ausnahme. Untergeordnete sollten sie bleiben: Die edle FROWE, der man zwar „diente“, aber zum fröhlichen Schlachten auszog, ihr derweil die Aufsicht und Verwaltung anvertrauen konnte, das WIP für schwere Handarbeit und als Sexobjekt.

Außerdem installiert sie Handreichungen:

Hand Door Knocker
2023, 14x10x14 cm, Messing (c) Laura Schawelka

 

Display Hands
2023, 35 cm hoch, Kunststoff

 

Daniela Trost studierte Fotographie an der Universität für angewandte Kunst Wien und lebt und arbeitet als Fotografin in Wien. Sie zeigt eine Bilder-Installation aus der Serie THE GOLDEN HOUR.

Daniela Trost Installation

09:21am, 2023. Photo Print /Acryl

 

 

 

 

 

 

 

Daniela Trost 11:44 am, Photo Print /Acryl

Es ist als sollte die Ästhetik des Bildes das Erleben der Zeit festhalten. Das Wahrnehmen des Moments, die Empfindungen und die verknüpften Gedanken, die sprachlich festzuhalten einer langen Beschrebung bedürften.
Es sind kostbare Momente, die Sehenden vermittelt werden können, oder es bleiben Schilderungen durch andere oder werden über andere sinnliche Wahrnehmungen in natura begriffen. 
Das Geschenk des Schauens, sollte uns zum Erkennen führen, Zusammenhänge wahrnehmen lassen … Die Befindlichkeit der Erde sollte Anlass sein für die notwenige Zurückhaltung im Zerstörungs-prozess und die wachsende Achtung vor allen, die der Vernichtung mutig entgegentreten als Beschützer*innen der Menschheit und der gesamten Mitwelt ohne die wir nicht auskommen können.
Es sei denn, wir werden Cybogs!
der Menschheit und der gesamten Mitwelt ohne die wir nicht auskommen können.
Es sei denn, wir werden Cybogs!