Ausstellung/Gartenkunst, Film/Public Viewing, Literatur/Performance, Vortrag/Praesentation

ORF Lange Nacht der Museen

Still /(c) Karin Pliem „L’infinito della natura“ 2018

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kunstGarten vernetzt zeitgenössische Kunst und Wissenschaft mit dem Natur- und Kulturraum Garten. Über die Sammlung „Archiv Hortopia: Kunst.Garten.Bibliothek“, die Ausstellungen und ein vielfältiges Programm entsteht ein Begegnungsraum für die kommunikative Auseinandersetzung des vernunftbegabten und fühlenden Menschen mit sich und seiner Mitwelt. INDOORS: LESUNG, KURZFILME, PRÄSENZBIBLIOTHEK (17.00–00.00 UHR) Zeitgenössische Literatur gelesen von Irmi Horn, Kunstfilme wie „L’infinito della natura“, 2018, und Artist Talk mit Karin Pliem, „Rechnitz (der Würgeengel)“ von Christoph Kolar nach Elfriede Jelinek, 2014, „Border Running“ von Igor F. Petkovic, 2018, und kunstGarten-Dokus erwarten die Besucher/innen. 4.500 Gartenbücher aus fünf Jahrhunderten können besichtigt werden. OUTDOORS: ARCHIV HORTOPIA (17.00–01.00 UHR) Objekte und Installationen in Gartenszenarien; Ausstellung „100 Jahre später“: Linda Maria Schwarz, Jürgen Schiefer, Irmfried Windbichler. Der beleuchtete herbstliche Garten mit seiner Pflanzenvielfalt und den Kunstwerken vermittelt eine zauberische Atmosphäre. FÜHRUNG (17.00, 18.00 UHR) BILD_ (1) Edith Temmel, „Geburt der Venus“, (2) Hartmut Skerbisch, „Pythagorasbaum“, (3) Linda Maria Schwarz, „Stillleben in Bronze“, (4) Karin Pliem, „L’infinito della natura (Still)”, (1-4) © kunstGarten HINWEIS_ Kantine geöffnet. HINWEIS_ „Outdoors“ rollstuhltauglich.Führung 17:00 & 18:00 (indoors – outdoors Garten beleuchtet)

18:30 Lesung Irmi  Horn

ab 19:00 Short Cuts, Kunstfilme und Dokumentationen:

19:00 Karin Pliem, „L’infinito della natura“ (Animationsfilm, 2018. Musik: Klemens Pliem, Armin Pokorn) – zum ersten Mal in Graz – und Artist Talk..

Die Videoanimation „l’infinito della natura“ ist ein Projekt, das sich über Jahre in meinem Kopf formierte. Ich möchte damit die von mir emotional empfundene Problematik der immerwährenden menschlichen Miseren im Spannungsfeld von Natur, Gesellschaft und Kultur zum Ausdruck bringen.
Der Videoanimation liegen Bilder (Öl auf Leinwand) zugrunde, in denen ich seit vielen Jahren Möglichkeiten einer „symbiotic union“ (so auch der von Lynn Margulis entliehene Titel einer ganzen Werkreihe) von Natur, Technik und Kultur künstlerisch erprobe.
Das Video beginnt mit der Hintergrundskizze eines begonnenen Ölbildes, das den Säulengang von Monreale in Sizilien zeigt – ein Gebäude, dessen Architektur sich aus vielen unterschiedlichen kulturellen Einflüssen speist. In dieses Bild werden Organismen (Pflanzen, Tiere …), die aus etwa 20 gemalten Bildern „herausgeschnitten“ wurden, eingespielt. Sie bewegen sich über und durch das Bild und suchen sich ihren Platz. Hinzu kommen (teilweise fotografierte oder dem Netz entnommene) Lebewesen und Artefakte unterschiedlichster Provenienzen. Dann taucht aus dem Hintergrund eine Skulptur auf, eine liegende Riesin, die im Konzept des manieristischen Gartens von Bomarzo (Umbrien) den Eingang zur Unterwelt markiert und zugleich für die Bedeutung des Ruhens, der kreativen Pause zwischen rational-geschäftigen Aktivitäten steht. Diese Figur zieht sich in der Folge zurück, um anderen Bildern und Tönen zu weichen – denen des mechanisch-technischen Denkens und Agierens, der Grenzziehung und der Ängste vor dem „Fremden“, der Einengung unseres Bewusstseins und unserer Kenntnisse.
Nach dem Einschlag eines zur Rakete mutierten, allgemein bekannten phallusförmigen Hochhauses scheint alles zu Ende zu sein. Aus dem flimmernd rauschenden Schwarz tauchen bald aber wieder Organismen auf, die sich zu neuen Konstellationen formieren.
Der Titel des Videos rekurriert auf Friedrich Engels‘ Werk Die Dialektik der Natur (publ. posthum 1925), wo er schreibt: „Wir beherrschen die Natur nicht, sondern wir gehören ihr an, stehen in ihr. Unser Vorzug als Menschen ist nur, dass wir ihre Gesetze erkennen und richtig anwenden können. Schmeicheln wir uns indes nicht so sehr mit unseren menschlichen Siegen über die Natur …“ Mit meiner Arbeit möchte ich deren Betrachter*innen einladen, in Konstellationen unterschiedlichster Lebens- und Kulturformen gleichsam einzusteigen, um sich als Teil eines solchen Geschehens zu erkennen. Auch wenn dieses – al infinito – auch ohne Homo sapiens weiterläuft …
Meine Werktitel erinnern an musikalische Satzbezeichnungen oder auch an Titel bekannter Musikwerke. Im Gegensatz zur Malerei kann im Video Musik auch direkt akustisch zum Vortrag kommen. Dazu bevorzuge ich eine Form des Modern Jazz, die primär improvisatorisch live vor den noch „stummen“ Videofilmen eingespielt wird: Der Soundtrack ist keine „Filmmusik“, die das visuelle Geschehen affirmativ interpretiert, sondern eine parallel zum Bildnerischen laufende, ursprünglich re-aktive künstlerische Artikulation.
Bei der Produktion des Soundtracks zu „l’infinito della natura“ hat für mich die Erfahrung mit den Musikern im Studio überdies wieder klar gemacht, wie wichtig der Austausch unter Menschen ist und wie fruchtbar es sein kann, wenn man bereit ist, sich auf gemeinsames Agieren einzulassen.
Karin Pliem, März 2018

19:30 „Rechnitz (der Würgeengel)“ ein Film von Christoph Kolar nach Elfriede Jelinek, 2014. Text von Elfriede Jelinek, mit freundlicher Genehmigung vom Rowohlt Theaterverlag und Elfriede Jelinek Textbearbeitung: Christoph Kolar Filmdauer: ca. 42 Minuten Aufnahmeformat: 16mm transferiert auf DV Cam und HD Cam Cast: Martin Bermoser und Susanne Wuest Kurzbeschreibung: In der Nacht vom 24. auf 25. März 1945 wurde auf den Schloss Rechnitz von SS Offizieren, Gestapo Mitarbeitern und führenden Nationalsozialisten ein so genanntes „Gefolgschaftsfest“ abgehalten. Es wurde getanzt und getrunken, auch die Gastgeberin Margit Batthyany, geborene Thyssen-Bornemisza nahm daran teil. Zu fortgeschrittener Stunde verteilte der NSDAP-Orts-gruppenleiter Podezin an „ausgewählte“ Gäste Waffen. Fast zweihundert arbeitsunfähige jüdische Zwangsarbeiter wurden in dieser Nacht von den Festgästen umgebracht. Die Opfer wurden bis heute nicht gefunden. Die Bevölkerung pflegt ein geschwätziges Verschweigen. Elfriede Jelinek hat zu diesem Verbrechen einen Text verfasst, der von Christoph Kolar gekürzt und montiert wurde. Ergänzt wird der Text mit Zwischenschnitten der Gedenkfeier die im März 2012 beim „Kreuzstadl.

Christoph Kolár, geboren am 16. Juli 1971 lebt und arbeitet in Wien, zum Thema „Erinnerungsorte“
Künstlerische Vorbildung:
„Schule für künstlerische Fotografie“, bei Friedl Kubelka, Internationale Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg –  Klasse: VALIE EXPORT
Akademie der bildenden Künste, Wien – Klasse: Konzeptionelle Kunst, Marina Grzinic
Klasse: Film und Fernsehen, Harun Farocki

Ausstellungen/ Festivals/ Publikationen (Auswahl):
2007 YC 36 Filmfestival, Filmbüro Bremen („Selektiver Rückbau“, 16mm Film)
2007 „2008: Man with the movie camera“ partizipatives Videoprojekt des
Remakes von Vertovs “Mann mit der Kamera”, organisiert von
Perry Bard und BBC-Big Screens,
Aufführungen: Manchester, Norwich und Leeds,
2008 Sheffield, nominiert für den Transmediale Award, Berlin
2008 „this human world“ Internationales Menschenrechtsfestival, Wien,
(Fotoserie „Aufstand der Entrechteten“)
2009 Textbeitrag „Das Bauhaus Dessau“, im Buch „Intersections“
Löcker Verlag

–  20:30  AN EINEM SONNTAG“ ein Film von Peter Brandstätter/Norbert Prettenthaler, A 2018, 7 min.

–  20:45  „SINKING HELP“ ein Film von Veronika Klammer, A 2018, 30 sec.

–  21:00 „BORDER RUNNING“ von Igor F. Petković, A 2018, 23 min 5 sec

Ab 21:30 kunstGartendokus & Artist’s Short Cuts en suite.