Patricia Tobacco Forrester ROYAL FLASH, Litograph, ed. 75, 1990
DER KONDITIONIERTE BLICK: Limitierte Grafik zeigt wie unterschiedlich sich KünstlerInnen ihren Subjekten annähern und entsprechende Arbeitsmaterialien wählen. Indem sie Formen und Aspekte kleiner und weitläufiger Gebilde und Phänomene in subtiler oder großzügiger Weise darstellen, gewähren sie Eindrücke ihrer Sensibilität für das Leben schlechthin und verweisen auf ihre Leidenschaft und Besessenheit.
Die Arbeiten laden zu einer interessanten Auseinandersetzung mit dem Zeitkontinuum ein, das von Vergänglichem geprägt ist und von immer wieder Innehalten, Anhalten. Sie lassen aber auch ein Nachdenken über sentimentale oder unsentimentale Begegnungen und Erfahrungen – in Erkenntnis oder Geheimnis zu.
Patricia Tobacco Forrester, Rebecca Horn, Annie Retivat, Brigitte Coudrain , Helga Philipp,
Karl Korab, Kumi Sugaï …
Die Österreicherin Helga Philipp (1939-Wien-2002), Pionierin konkreter Kunst und Op Art, war von 1965 bis zu ihrem Tod als Professorin an der Hochschule (später Universität) für angewandte Kunst in Wien tätig und begleitete als Lehrende Generationen von KünstlerInnen.
Helga Philipps Auseinandersetzung mit Basisfragen der ästhetischen Wahrnehmung bleibt aktuell: Sie untersucht Realität im operativen Netzwerk von BetrachterIn, Bild, Bewegung, Raum, Licht und Veränderung.
Karl Korab, der 1937 in Falkenstein (NÖ) geboren wurde, ist einer der wenigen österreichischen Künstler, die sich auch international durchsetzen konnten. Ab dem 15. Lebensjahr beschäftigt er sich intensiv mit der Malerei. Nach der Matura in Horn 1957 absolvierte er das Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. 1958 begegnete er den Wiener Phantasten (Hausner, Lehmden, Hutter, Fuchs und Brauer). Unter ihrem Einfluss entstehen Korabs erste Bilder in Altmeistertechnik. Es folgten viele Reisen und internationale Ausstellungen – von Tokio über Kairo bis New York. Die Hauptthemen von Korabs stiller, zeitloser Malerei sind das Stilleben, die Landschaft und maskenhafte Köpfe. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte entsteht auch ein großes druckgraphisches Werk in einer eigenständigen, für den Künstler sehr typischen Bildsprache.
Einiges zu den in Österreich wenig bekannten:
Patricia Tobacco Forrester (September 17, 1940 Northampton, Massachusetts – March 16, 2011 Washington, D.C.) war eine amerikanische Malerin, speziell Aquarellmalerin.
Sie schloss das Smith College mit B.A. (Phi Beta Kappa) 1962 ab, wo sie mit Leonard Baskin studierte, und später beendete sie die Yale University mit B.F.A. 1963, und M.F.A. 1965, wo sie zusammen mit Chuck Close und Janet Fish studierte.
Sie war Guggenheim-Stipendiatin 1967 und wurde 1992 in die National Academy of Design aufgenommen, Vollmitglied ab 1994. Sie gewann 2005 und 2009 Artist Grant from the DC Commission on Arts and Humanities.
Ihre Arbeiten sind ausgestellt: Corcoran Gallery of Art, Smithsonian American Art Museum, Brooklyn Museum, Art Institute of Chicago, British Museum und the National Museum of Women in the Arts.
Sie lebte von den 60ern weg bis1981 in San Francisco, nach Washington, D.C., zog sie 1982. She war mit Alex Forrester und Paul Ekman verheiratet.
Brigitte Coudrain (*1945) besuchte das atelier-école des berühmten Gravierers Friedlaender. Hier erlernte sie ihr erstaunliches Wissender Techniken ihrer Arbeit, das für FriedländerschülerInnen bezeichnend ist. Die Arbeiten zeigen einen Einblick ihrer virtuosen Behandlung des Mediums: Staubig gewellte Landschaften, fein gestaltete fremd anmutende Pflanzen schwach gefärbt wie gepresste Blumen – sie stammt aus einer Apothekerfamilie! Die verhaltene Qualität ihrer Arbeiten zeitigt sich nach den winzigen Verletzungen durch das Wachs auf Kupfer und Zink – mit Säure überpinselt – mehr als eine Feinheit delikater Launenhaftigkeit. Sie lebt und arbeitet in Paris.
Annie Retivat (1946-2006) wurde in Paris geboren. Sie studierte an der Ecole D´Arts Appliques und arbeitete nach dem Studium als Designerin und Illustratorin. Immer mehr beschäftigte sie sich mit Malerei und Grafik, die sich schließlich als ihre wirklichen Ausdrucksmedien darstellten, in denen Einsamkeit, Zeit, Intimität und Raum in seiner Unendlichkeit, Erde, Himmel, Küsten, Wasser und Horizonte die „Fassung“ für ihre romantisch-mystisch und nostalgisch modischen Frauenfiguren darstellen. Nach der ersten Ausstellung in der Galerie Contemporaire Geneva, Schweiz 1973 wurden ihre Arbeiten an renommierten Galerien, wie der Galerie Naifs et Primitifs in Paris oder bei International Arts Expositions in New York und Washington gezeigt. Bei der eingehenden Recherche nach Daten konnte ich nur eruieren, dass die Pariser Künstlerin am Cimetière des Batignolles, 8 rue Saint-Just im 17. Arrondissement (in der Nähe der Porte de Clichy) in Paris begraben ist, wo auch Paul Verlaine, André Breton und andere bekannte Persönlichkeiten ihre letzte Grabstatt fanden. Annie Retivats Arbeiten sind in gewisser Weise manieristisch-ästhetisch. Immer wieder stellt sie elegisch elegante fast ephemere, halb-abstrakte Frauengestalten in diese unendlichen Räume ihrer „Landschaften“: Zimmer oder Gärten, Küsten, Terassen, Nacht … Geradezu klischéehaft wirkende Tristesse ist in den Bewegungen und Haltungen dieser Frauen zu erkennen, die oft im farblichen Ton des Hintergrunds bleiben oder mit der Färbigkeit eines anderen Objekts korrespondieren, fast verschmelzen – und auch dadurch in diesen Raum gebannt bleiben: Keine Möglichkeit des Entrinnens. Es bleibt den Betrachtendenden zu erforschen, ob diese gelassene Ergebenheit in den Zustand aus einer Erinnerung kommt oder aus einem unergründlichen Erwarten von Leben als Imagination Ausdruck in Form einer puppenhaften Erstarrung findet. Es scheint, als wolle sie damit diese Rolle der Weiblichkeit ansprechen, die einer schöngeistigen Vorstellung vergangener Ideologien entspringt und hinweisen, wie lang kulturelles Erbe beeinflusst. Gleichzeitig könnte diese unendliche fast unwirkliche Ruhe ihrer Bilder als Moment der menschlichen Suche nach elysischem Glück in einem erdachten Lebensentwurf gelten: Aber wer will als schönes Bild verharren und nicht aus der Fiktion in die Realität steigen in die umgebende natürliche und künstliche – durch Menschen gestaltete Landschaft, das Lebens-Medium schlechthin? Ich denke, sie hat in ihren Arbeiten Erinnerungen an Lebens-Momente festgehalten, die zur Kontaktaufnahme mit dem Publikum drängen und diskursiv geteilt werden wollen. Damit lüftet Retivat mit einem kleinen ironisch-wehmütigen Lächeln auch ein wenig den Schleier der langen Nachkriegszeit.
Rebecca Horn, 1944 im Odenwald geboren, studierte Kunst in Hamburg und London, vergiftete sich während des Studiums in Hamburg – sie hatte unwissend ohne Schutz mit Polyester gearbeitet – und brauchte zwei Jahre, um sich zu erholen. Ein Jahr verbrachte sie isoliert im Sanatorium. Und so kratzt und schabt es in sicherer Entfernung, wenn sie 1974 für „Fingerhandschuhe“ mit um zwei Meter verlängerten Fingern an den Wänden entlang schürft oder sich 1972 für „Bleistiftmaske“ Stifte um ihren Kopf bindet und wie bei einer Foltermaschine versucht, damit rhythmisch auf der Wand zu zeichnen. 1972 war sie jüngste Teilnehmerin der Documenta in Kassel. Bis 1981 lebte Rebecca Horn in New York, später größtenteils in Paris. Gleichzeitig übernahm sie von 1989 bis 2004 eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste. Erst in den letzten Jahren sind ihre Werke nachgiebiger geworden. Da aber schaute sie schon auf eine lange konsequente Zeit zurück. Rebecca Horn gilt international als eine der wichtigsten, eigenwilligsten, innovativsten und experimentierfreudigsten deutschen Künstlerinnen. Sie widmet sich neben großen Museumsausstellungen wie in Tokio, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Neu Delhi und Moskau 2013, ihrer Stiftung Moontower Foundation im Odenwald.
Körper, Zeit und Raum sind die Themen, die Rebecca Horn mit ihrer Kunst einzufangen und darzustellen versucht. Einer kleinen Auflage von Fotocollagen, die sie zusätzlich einzeln bemalt hat, gehört auch ZENITH OF OCEAN an.
Kumi Sugaï (* 13. 3. 1919 Kobe, † 14. 5. 1996 Kobe) ist einer der wesentlichsten abstrakten Künstler Japans nach dem 2. Weltkrieg. Als Schüler der Akademie der Schönen Künste in Osaka erfuhr er sowohl eine Ausbildung in den westlichen Maltechniken, als auch in der traditionellen japanischen Kalligraphie, die er in den 1950er Jahren – 1952 war er nach Paris übersiedelt – in ein informelles graffiteskes Zeichensystem auf farblosem Hintergrund übersetzte und sich damit der gestischen Abstraktion verband. In den 60er Jahren arbeitet er bereits in kraftvollen Farben, setzt exakte Konturen, geometrische Signale und Symbole. Es entstehen Ölbilder, Gouachen, Objekte, Grafik, Buchillustration, Innen- und Außendekorationen für Gebäude … Ab 1969 besucht er wieder öfter Japan, da er nun auch dort auf Grund seines internationalen Erfolgs Arbeits-Aufträge für Museen und Kulturzentren erhielt. Zahlreiche weltweite Ausstellungen, Retrospektiven in Museen und Galerien und Auszeichnungen ehren den Künstler Kumi Sugaï.