Ausstellung/Gartenkunst

UMARMUNGEN. Formen der Zärtlichkeit oder der Unterwerfung.

UMARMUNGEN Agnes C. Katschner, Ada Kobusiewicz,  Linda Maria Schwarz Iben Zorn  (Kurzresidenz). Ausstellungsdauer: 7. September – 3. Oktober

Kuratorin: Irmi Horn

Opening: Mag. pharm. Michael Rothe (Bezirksvorsteher District leader Graz-Gries) – angefragt & Kunsthistorikerin art historian Elisabeth Passath, MA

Wenn sich ein Rudel Hyänen nachts zum Schlafen umarmt und aneinander kuschelt, so entsteht wohl ein Gefühl des Vertrauten, Geschützten, Wärmenden. Es scheint ein innewohnendes Bedürfnis zu sein, dieses friedliche Miteinander wie eine Erlösungszeremonie am Ende des Tages zu zelebrieren.

Gleichzeitig ist diese bedingungslose Hingabe, dieses Vertrauen an die Gruppe auch ein Phänomen, das eine Abhängigkeit manifestiert.

Übertragen wir diese Tatsache des Verlangens nach friedlicher Geborgenheit, zärtlicher Zuwendung, im weiteren Sinn Verständnis und Loyalität auf Menschen, kann eine Abhängigkeit bis zur Unterwerfung führen.

So kann in dogmatischen politischen Prozessen, vor allem  jenen, die  auf göttliche Gesetze begründet sind, eine völlige Aufgabe des kritischen Denkens stattfinden und in weiterer Folge eine Entzweiung der Gesellschaft eingeleitet werden, die zu Hass und Ausgrenzung führt.

Agnes C. Katschner
Embrace the shadow
„Das Schrecklichste ist, sich selbst vollständig zu akzeptieren“ (C. G. Jung)
Die Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der Persönlichkeit ist in der Tiefenpsychologie nach C. G. Jung von zentraler Bedeutung. Verena Kast beschreibt Jungs Konzept des Schattens als elementar für das Zusammenleben der Menschen, insbesondere in Hinblick auf Ethik und Moral.
In meiner Arbeit geht es darum, sich mit den eigenen Schatten zu befassen- die Monster in sich zu umarmen. Gleichsam sind die Bilder ein Versuch, Machtansprüche, Formen der Hegemonie im globalen Zusammenhang zu verstehen. Vielfach haben Konflikte, Ärger und Aggressionen ihre Ursache in der Projektion der eigenen Unzulänglichkeiten auf andere. So geht es dann nicht mehr um die Frage nach Schuld und Unschuld, sondern um ein Zusammenwirken von problematischen Verhaltensweisen, die zu einer Eskalation geführt haben. Nach C. G. Jung können Träume auf die Schattenanteile der eigenen Persönlichkeit aufmerksam machen. So beinhalten meine Arbeiten auch Elemente von Träumen, insbesondere in Hinblick auf die Ambivalenz von Distanz und Nähe.

Ihr Beitrag für die Ausstellung „Umarmungen“ besteht aus 2 Bildern, mixed media/ Holz (60 x 60 cm) und 4 Druckgrafiken á 30 x 20 cm gerahmt (50 x 40 cm).

Agnes Christine Katschner

Biografie: Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Universität Wien
Auslandsstudien in Utrecht (NL) und Leeds (GB)
Lehrauftrag für Kunstgeschichte und Darstellung/ Komposition an der HTBLVA für Kunst und Design, Ortweinschule Graz
Zahlreiche Ausstellungen seit 2006.

Ada Kobusiewicz ist in Polen geboren. 2004 übersiedelte sie nach Spanien, wo sie an der Universität Granada an der Fakultät für Philosophie und Kunst studierte, wie auch am Andalusischen Institut der Künste, wo sie sich v.a. mit Lichtdesign beschäftigte. 2012 schloß sie ihr Studium in Kunst, Forschung und Produktion an der Kunstakademie in Granada ab und erhielt ihren Master of Arts in Novisad, Serbien, in Lichtdesign. Seit April 2014 schreibt sie ihren PhD in “Research in Art” an der Baskischen Universität in Spanien. Sie stellt in Österreich, Spanien, Serbien, Italien, Kroatien, BosnienHerzegowina, Finnland und UK aus; ihre Arbeiten wurden bei Festivals in den USA, Schweden, England, Österreich, Serbien, Frankreich, Portugal, Deutschland, Mexico, Spanien, Griechenland, Südkorea und Polen. Sie lebt und arbeitet in Spanien, Österreich, Serbien und Polen.

Ada Kobusiewicz präseniert mit RÜCKBLICK, einer Installation auf Edelstahlrohr mit Auto-Rückspiegeln, eine Intervention für Betrachtende. Sie schafft die Verbindung zu subjektiver und kollektiver Erinnerung durch das Material, bietet ein sich fallen lassen auf das Erinnerungsnetzwerk der Geschichte:  das haptische Moment, das Körperliche, das handwerkliche Tun, den Tastsinn, die Haut schließlich.

Linda Maria Schwarz ist in Arnfels/Steiermark geboren.

Sie erwarb ihr Diplom für Bildhauerei an der Meisterschule für Kunst und Gestaltung,
Ortweinschule/Graz und lebt und arbeitet in der Steiermark.

Linda Maria Schwarz erforscht alltägliche Vorgänge, um das Außergewöhnliche im oft scheinbar banalen Alltag zu finden. Wir stehen vor der Schwierigkeit, den Alltag zu begreifen. Er ist, wie Rita Felski schreibt, „auf den ersten Blick […] überall und doch nirgends“. Folglich wird seine Bedeutung als Ausdruck bestimmter Machtstrukturen schnell unterschätzt oder übersehen. Was passiert also, wenn der Alltag zur Kunst wird? Wenn der Alltag nicht mehr als Füllmaterial zwischen den großen Ereignissen des Lebens gesehen wird und die „alltäglichen“ Dinge genug Bedeutung erhalten, um selbst Kunst zu sein? Nachdem sich die Kunst zu Beginn des 19. Jahrhunderts von königlichem und päpstlichem Einfluss gelöst hatte, stellte sich die Frage, wie sie sich zum (bürgerlichen) Alltag verhalten sollte. Die Ansichten reichen von der Forderung nach einem Engagement der Kunst in der Gesellschaft bis hin zum Wunsch nach völliger Autonomie der Kunst (l’art pour l’art). Das geht bis hin zu der Auffassung, dass, wie Beuys zu sagen pflegte, jeder im Alltag ein Künstler ist.

Durch das überraschend alltägliche Material in ihren Arbeiten verweist Linda Maria Schwarz abstrakt auf den kritischen Inhalt ihrer Kunst – den Alltag einer Frau und nicht zuletzt auf den von ihr selbst gelebten.

Die Kunstwerke sind Souvenirs aus dem Alltag, die in den – wörtlich verstandenen – Glanzzustand einer Bronzeskulptur erhoben werden.

Elisabeth Zuparic-Bernhard
Wissenschaftliche Assistenz der Leitung am Zentrum für GegenwartsKunst und
Mitarbeiterin am Kunstgeschichte Institut an der Karl-Franzens-Universität Graz

Iben Zorn  schloss ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien 2023 ab.

Sie lebt in Kopenhagen und interessiert sich besonders für das Medium der Skulptur als vermittelndes Konzept. Anhand sozialer Situationen untersucht sie, wie sich Menschen durch Zeit und Raum bewegen und fühlen.

Die Künstlerin Iben Zorn präsentiert skulpturales, performatives und essbares Kunstwerk aus Obst und Bienenwachs, das sich langsam auflöst, während die Besucher*innen es Stück für Stück essen.

Das Kunstwerk  ist ein langsamer, sinnlicher und kollektiver Prozess, bei dem durch die Verwendung von Düften und Geschmäckern lebendige, momentane Erfahrungen entstehen.

Als Teil ihrer Performance schneidet Iben Zorn die Skulptur in Stücke und serviert die essbaren Kunsthappen den Teilnehmenden zum Verzehr, sowohl im wörtlichen Sinne, indem sie sie essen, als auch im übertragenen Sinne, indem sie sich mit dem künstlerischen Konzept auseinandersetzen.

 

INFORMATION

  • Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn – bei einer Matinée bitte bis zum Vorabend – unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787
  • Preis