Literatur/Performance, Workshop/Talk

ÜBER HEIMAT: AutorInnen-Lesung, Gespräch & Musik

Radka_Denemarková (Von Czech Wikipedia user Packa - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15746153

Radka DENEMARKOVÁ  (Grazer Stadtschreiberin oder Schwalbe von Prag/Graz 2017/18), Omar Khir ALANAM (Schriftsteller)  & Henrik SANDE (Klavier)

In Cooperation mit Kulturvermittlung Steiermark

Radka Denemarková (* 1968 in Kutná Hora), freischaffende Schriftstellerin, studierte an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Germanistik und Bohemistik. 1997 promovierte sie über die semiotische Problematik von Dramatisierungen, einer Arbeit auf dem Gebiet der historischen Literatur- und Theaterwissenschaft. Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und war gleichzeitig Lektorin und Dramaturgin am Prager Divadlo na zábradlí (Theater am Geländer). Seit 2004 ist sie freiberuflich tätig.
Denemarková veröffentlichte eine Biografie über den Filmregisseur Evald Schorm „Sám sobě nepřítelem“ / „Sich selbst zum Feind“ (1998), redigierte die Anthologie „Zlatá šedesátá“ / „Goldene Sechziger“ (2000), ist Autorin der in „Dopis zmizelému“ veröffentlichten Studie „Ohlédnutí za Milenou Honzíkovou“/ „Rückblick auf Milena Honzíková“ ( 2003) und Autorin der Romane „A já pořád kdo to tluče“/“Dreht euch nicht um …“, (2005), „Peníze od Hitlera“ / „Ein herrlicher Flecken Erde“ (2006), „Kobold“ (2011), „Příspěvek k dějinám radosti“/ „Ein Beitrag zur Geschichte der Freude“ (2014). Denemarková ist auch Autorin des umfangreichen Dokumentarromans zum Thema manisch-depressiven Krankheit „Smrt, nebudeš se báti aneb Příběh Petra Lébla“ / „Tod, du wirst dich nicht fürchten“ (Host, 2008) und des Theaterstücks „Schlafstörungen“ (inszeniert 2010, auch in Buchform, 2012). 2012 schrieb sie das Filmdrehbuch „MY 2“ (gefilmt 2014, auch in Buchform). Ihre Texte sind in 22 Sprachen übersetzt. Sie arbeitet mit dem chinesischen Disidenten und Schriftsteller Xi Zhiyuan (Sammelband „DanDu“, Beijing) und dem deutschen Philosophen Wolfram Tschiche (Vorträge für die Zentrale für die politische Bildung) zusammen.; jährlich organisiert Denemarková kreatives Schreiben mit Waisenkinder aus tschechischen Heimen (im Rahmen der Organisation OUT OF HOME). Ihre Artikel und Studien wurden z. B in Souvislosti, Tvar, Česká literatura, Hospodářské noviny, Lidové noviny, Respekt, Die Welt (Deutschland, „Das seelenlose Land“), Arcadia (Kolumbien), Der Standard (Österreich, „Wider die Apathie und Demoralisierung“) veröffentlicht.
Denemarková übersetzt aus dem Deutschen, vor allem Studien, Theaterstücke (Bertolt Brecht, Elizabeth Hauptmann, Roland Schimmelpfennig, David Gieselmann, Fritz Kater, Thomas Bernhard, Franz Xaver Kroetz etc.), Prosa (Michael Stavarič, Herta Müller). Sie schrieb Drehbücher zu Dokumentarfilmen über Persönlichkeiten wie Evald Schorm, Alfréd Radok, Emil František Burian, Jindřich Honzl, František Tröster, Jiří Voskovec, Jan Werich, Jaroslav Ježek.
Denemarková wurde für den Alfréd Radok Preis nominiert (2003, dramaturgische Interpretation des Theaterstückes „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard, Theater am Geländer), 2007 erhielt ihr Roman „Ein herrlicher Flecken Erde“ den Magnesia Litera Preis für die beste Prosa des Jahres, in Polen wurde der gleiche Roman für den Angelus Preis nominiert (2009), 2011 erhielt sie den Usedomer Literaturpreis (Laudatio: Hellmuth Karasek), 2012 den Georg-Dehio-Buchpreis (Laudatio: Andreas Kossert), in Schweden wurde 2017 für den Literaturpreis International Writers´ Stage at Kulturhuset Stadsteatern (short-list) nominiert. 2009 erhielt ihr Buch „Tod, du wirst dich nicht fürchten“ den Magnesia Litera Preis für das beste Buch des Jahres in Publizistik und wurde für den Josef Škvorecký Preis nominiert. 2011 erhielt Denemarkovás Übersetzung des Romans „Atemschaukel“ (Herta Müller) den Magnesia Litera Preis für die beste Übersetzung des Jahres. Der Roman „Kobold“ wurde für den Josef Škvorecký Preis und für den Literaturpreis Česká kniha 2011/Tschechisches Buch 2011 nominiert und der letzte Roman „Ein Beitrag zur Geschichte der Freude“ wurde für den Literaturpreis Česká kniha 2015/Tschechisches Buch 2015 nominiert. Sie war zu Stipendienaufenthalten in Wiesbaden (2007), in Berlin (2008), in Graz (2010), auf der Insel Usedom (2011), in Krems an der Donau (2015). Denemarková lebt als alleinerziehende Mutter mit Tochter Ester und Sohn Jan in Prag.

Omar Khir Alanam ist 1991 in Damaskus, Syrien geboren und 2014 zuerst in den Libanon, die Türkei und dann nach Österreich geflohen. Geflohen ist Alanam, weil er nicht als Soldat in der Armee von Baschar al-Assad töten und sterben wollte, sagt er: „Es blieb mir die Wahl: erschießen oder erschossen werden.”An der österreichischen Grenze wurde er zunächst festgenommen, musste eine Nacht im Gefängnis verbringen, wurde dann ins Burgenland, nach Salzburg und Tirol gebracht und konnte sich schließlich einen Monat nach seiner Ankunft in Graz niederlassen. Jetzt lebt er mit seiner Freundin in einer kleinen Wohnung in Graz und macht eine Ausbildung zum Sozialbetreuer. Seine Poetry-Slam-Auftritte – etwa in Graz oder Wien – sind derzeit noch eher ein Hobby. In Zukunft würde er gerne vom Schreiben leben können. Er hat mit Hilfe von Youtube Deutsch gelernt und gehört zu den besten Poetry Slammern in Österreich. Derzeit absolviert er eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer in Graz. Schon seit 5 Jahren schreibt er gerne Texte und Gedichte. In seinen Texten spricht er über Heimat, Exil, über Ausgrenzung, Revolution, Flucht, Identität und Liebe, behandelt Omar oft das Thema Heimat und spricht auch ganz offen darüber. Er erinnert sich heute noch gerne an die Stadt seiner Kindheit, die Freude, die er dort verspürte, und an den Duft von Jasmin. „In Damaskus ist Freude in der Luft, es ist etwas ganz Besonderes. Gewalt passt gar nicht nicht zu dieser Stadt.“ Doch Damaskus hat eben auch ein zweites Gesicht: die Diktatur des Präsidenten Baschar al-Assad und den seit Jahren wütenden Krieg. Omar wuchs mit den Sätzen „Pscht, sag das nicht!“ oder „Mach das nicht!“ auf. Er erzählt, er sei in Syrien unter ständiger Beobachtung gestanden, und die Angst, vom syrischen Geheimdienst festgenommen zu werden, begleitete ihn sein Leben lang. Im März 2018 ist sein erstes Buch „Danke: Wie Österreich meine Heimat wurde“ („Edition A“-Verlag) erschienen.

Omar Khir Alanam, Fotocredit: Marija Kanizaj

Henrik Sande, geb. 24. Dezember 1968 in Bærum bei Trondheim/N, studierte in Hamburg und Graz Kompsition, lebt und arbeitet als Komponist und Lehrer in Graz und Norwegen.

INFORMATION

  • Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787