Catherine Breillart
Irmi Horn stellt die Künstlerin vor und liest Catherine Breillat: PORNOKRATIE (Goldmann, 2003).
“Pornocratie”: Die Protagonistin findet sich wieder im Spiegelkabinett einer Schwulenbar. Einen von ihnen lädt sie ein in ein einsames Haus. Ein kaltes Macht- und Spiegelspiel, welches über mehrere Tage, genauer: mehrere Nächte, sich hinzieht, und ein tödliches Ende nimmt.
Das Geschlecht einer Frau – ein Schlund, “diese breiige Masse”, lebendiger Abgrund eines geschlitzten Wesens, dessen “Geschlecht verborgen ist und voller Arglist” – und Männer: “Sie nehmen uns, sie vergewaltigen uns, Frauen haben, nennen sie das, aber sie haben nichts.” – Es geht nicht um herangezüchtete weibliche Blickkonnotationen des eigenen Geschlechts, “denn es ist tatsächlich so, dass ihr nichts seht.” Die Männer, und ihre “Angst vor diesem Blut, das ohne jede Verletzung fließt.”
Ambivalent und präzise schildert der Roman eine obsessive Begier, die jenseits des Begehrens brutal und mental taumelt zwischen dem Zwang zur Unterwerfung und der Fähigkeit der Hingabe. Doch die “Methode reiner, distanzierter Reflexion” (wird) “vom stinkenden Atem der Unterwerfung hinweggefegt.”
Im Anschluss wird mit der Verfilmung verglichen.
Catherine Breillat (* 13. Juli 1948 in Bressuire) ist eine französische Regisseurin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin. (Wikipedia)
Catherine Breillat ist bereits als Kind begeistert vom Kino. Mit 12 Jahren entschließt sie sich, Schriftstellerin und Regisseurin zu werden. Mit 17 Jahren zieht sie aus ihrem strengen, katholischen Elternhaus aus und geht nach Paris. Dort schreibt sie mit 17 Jahren ihren ersten Roman Der leichte Mann (Orig. L‘ homme facile, 1968), der als nicht jugendfrei eingestuft wird. Seither steht sie im Mittelpunkt einer Debatte über die sexuelle Identität der Frau und sieht sich dabei mit dem Vorwurf der Pornografie konfrontiert. Ihre Bücher und Filme zeichnen sich häufig durch explizite Darstellung von Sexualität aus, was oft kontroverse Diskussionen auslöst. Als junge Frau tritt Catherine Breillat außerdem in ein paar kleineren Rollen in Filmen auf, u. a. mit ihrer Schwester, der Schauspielerin Marie-Hélène Breillat, in Der letzte Tango in Paris von Bernardo Bertolucci (1972). Bekannt ist Catherine Breillat aber vor allem als Autorenfilmerin. Die meisten ihrer Filme basieren auf einem von ihr selbst verfassten Roman oder einer Romanadaption von ihr.
Breillat hatte 1976 ihr Regiedebüt mit der Verfilmung ihres vierten Romans Le Soupirail unter dem Titel Ein Mädchen (Une vraie jeune fille). Der Film wurde ebenfalls für nicht jugendfrei erklärt. Auch ihr zweiter Film Tapage nocturne von 1979 wurde zensiert. Infolge dessen hatte Breillat zunächst Schwierigkeiten, ihre Filme finanziert zu bekommen. Sie arbeitete daher ab Ende der 1970er bis in die 1990er Jahre, und zwar sehr erfolgreich, als Drehbuchautorin. Nach dem Erfolg ihres dritten Films Lolita ’90 (36 fillette) konnte sie ab Ende der 1980er Jahre weitere Filme drehen.
International bekannt wurde Breillat als Regisseurin 1999 durch ihren Film Romance XXX (Romance) auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam – das Festival widmete ihr eine Retrospektive. Im Zuge der Neubewertung ihres künstlerisches Schaffens kam ihr erster Film Ein Mädchen ebenfalls in die Kinos.
2004 erlitt Catherine Breillat einen Schlaganfall, der einen fünfmonatigen Krankenhausaufenthalt nach sich zog. Neben ihren Arbeiten als Filmemacherin unterrichtet sie an verschiedenen Instituten im Fach Drehbuchschreiben.
1976: Ein Mädchen (Une vraie jeune fille)
1979: Tapage nocturne
1988: Lolita ’90 (36 fillette)
1991: Schmutziger Engel (Sale comme un ange)
1996: Eine perfekte Liebe (Parfait amour !)
1999: Romance XXX (Romance, Alternativtitel: Romance X)
2001: Meine Schwester (À ma sœur !)
2001: Kurze Überfahrt (Brève traversée)
2002: Sex Is Comedy
2004: Romance 2 – Anatomie einer Frau (Anatomie de l’enfer)
2007: Die letzte Mätresse (Une vieille maîtresse)
2009: Blaubarts jüngste Frau (Barbe bleue)
2010: Die schlafende Schöne (La belle endormie)
2013: Missbrauch (Abus de faiblesse)
INFORMATION
- Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn – bei einer Matinée bitte bis zum Vorabend – unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787