Der Internationale Museumstag am 22. Mai 2016 hat „Museen und Kulturlandschaften“ im Focus.
Kulturlandschaft ist von Menschen geprägt, durch Einflüsse und Erkenntnisse aus aller Welt bereichert:
Kurzfilme von Nina Rath dokumentieren kulturelle Vielfältigkeit: z. B. Landschaftliche Reisbau Kultur auf Bali soll Nobeltourismus und Nobeldomizilen weichen.
Wir nehmen diesen Tag auch zum Anlass kurz unserer eigenen europäischen Religions-Geschichte (z. B. Reformation – Gegenreformation) zu gedenken und gestalten von
16:30 – 18:00 ein Benefiz-Konzert für Flüchtlinge, die jetzt unter dem Terror von Religionsspaltungen ihre Heimat verlassen, unter anderem mit VIRGIN QUEEN, ALI ASSAD und einem Vortrag/einer Lesung von Norbert Prettenthaler…
Ab 19:00 gibt Sandra Brandeis-Crawford eine Einführung „From Self Portrait to Selfie“ zu ihrer Lebens-Doku um 20:00 THIS MOMENT WON’T WAIT, 2015/16.
Eine kurze Info: Religonskriege in Europa, Österreich und Graz.
Vor nicht allzulanger Zeit wurde auch hierzulande mit Feuer und Schwert der eigene Standpunkt vertreten.
Auszug aus:Â Die Evangelische Kirche in der Steiermark
von den Anfängen bis heute
Von der Reformation bis zum Toleranzpatent
Nach dem Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg kam die neue Lehre auch nach Österreich und fand schnell viele Anhänger. Am Reichstag in Augsburg 1530 legten die Evangelischen unter der Federführung Philipp Melanchthons ihr Bekenntnis schriftlich vor. Ende des 16. Jahrhunderts war die Steiermark zu weit über zwei Drittel evangelisch, an der Stiftsschule in Graz lehrte der evangelische Astronom und Mathematiker Johannes Kepler, der Landeshauptmann Hans Ungnad von Sonneck bekannte sich zur Lehre Luthers und stellte 1556 aus Glaubensgründen sein Amt zur Verfügung. 1572 holte der innerösterreichische Erzherzog Karl II die Jesuiten in die Steiermark, musste aber 1578 im Brucker Libell den Evangelischen Religionsfreiheit zugestehen.
Unter seinem Sohn Ferdinand II. begann die wesentlich von den Jesuiten unterstützte Gegenreformation. 1598 wurden die Prädikanten aus Graz vertrieben, das Land allmählich rekatholisiert, evangelische Bücher verbrannt – auch Kepler musste Graz verlassen – Religionskommissionen zogen durch das Land um Evangelische aufzuspüren. Ab 1629 wurde auch der Adel des Landes verwiesen oder zur Konversion gezwungen. Der evangelische Glaube schien ausgerottet.
Aber viele Evangelische hatten sich in den ‚Geheimprotestantismus’ geflüchtet. Nach außen hin katholisch, hielten – vor allem in der Ramsau – Hausväter Gottesdienste, lasen aus der Bibel vor, feierten Abendmahl – immer in der Angst vor Entdeckung und dem damit verbundenen Verlust von Haus und Hof. Beim Abriss alter Bauerhäuser fand man immer wieder gut versteckte Bibeln. 150 Jahre lang war der evangelische Glaube in Österreich verboten, da bestieg Josef II, der Sohn Maria Theresias, 1781 den Thron.
Vom Toleranzpatent bis zum Ende der Monarchie
Es war ein Jubeljahr für die österreichischen Protestanten: Nachdem sie durch die Einschränkungen und zum Teil brutalen Auswirkungen der Gegenreformation fast zweihundert Jahre lang gelitten hatten, brach nun gewissermaßen eine neue Ära an. Durch das so genannte Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. vom 13. Oktober 1781 wurde den helvetischen und Augsburger Religionsverwandten sowie den nicht unierten Griechen, fortan als A-Katholiken zusammengefasst, das Recht auf Glaubensausübung im Privatbereich gewährt. Zwar waren die Nachteile im täglichen Leben enorm und die Akzeptanz, wie schon der Name A-Katholiken zeigt, klein, dennoch wurde dieses neue Recht als „unglaubliche Gnade“ gefeiert. Sofort entstanden in einigen Regionen Gemeinden, so etwa in Ramsau/Dachstein und in Schladming, in Wald/Schoberpass und auf den Rottenmanner Tauern. Im gesamten Gebiet des heutigen Österreich lebten etwa 40.000 Evangelische, die sich sofort zu ihrem Glauben bekannten. Dieses Bekenntnis wurde von einer kaiserlichen Kommission abgenommen, oftmals geleitet von katholischen Würdeträgern. Vor einer solchen Versammlung bekannte ein Knecht in Haus im Ennstal: „Sagst was wollts, i bleib evangelisch!“
In dieser Gründerzeit mussten für die Gründung einer Gemeinde wahre Opfer gebracht werden: Grundstücke, Geld oder Arbeitskraft mussten von jedem einzelnen Gemeindeglied zur Verfügung gestellt werden, Pfarrer wurden durch Reisen in weit entfernte Städte angeworben. Dafür musste man sich dann einen Platz in der Kirche kaufen. Dennoch wurden ab 1783 in Ramsau und Schladming Bethäuser gebaut, wenn auch ohne -gesetzlich verbotene- Kirchtürme.
Aus jener Zeit stammte auch die Personalunion, dass die Wiener und Niederösterreichische Superintendenz gemeinsam mit der innerösterreichischen (Steiermark, Kärnten, Venetien, Krain) verwaltet wurde. Pro zehn Gemeinden sollte ein Senior unterstützend eingreifen; im Jahr 1847 gelang es, die Steiermark als eigenständiges Seniorat festzulegen. Dieser immer unbefriedigendere Zustand dauerte bis 1946 an.
1821 genehmigte der Kaiser die Gemeinde Graz als Vikariat von Wald, 1848 wurde nach unzähligen vergeblichen Ansuchen Gröbming genehmigt. Meistens waren in den Gemeinden auch konfessionelle Schulen behaftet, ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor, der erst 1869 durch das Reichsvolkschulgesetz fast überall ausklingen musste. In den 1850er Jahren nutzten einige Gemeinden das protestantenfreundlichere Klima, um endlich stattliche Kirchen mit Türmen zu bauen: Wald, Gröbming, Schladming und Graz. – Zwei Vereine unterstützten dabei viele Gemeinden: der Gustav Adolf Verein bei den Bauten, der Evangelische Bund beim Personal.
Dieses Klima mündete schließlich in das Protestantenpatent 1861 von Kaiser Franz Josef I., das finanzielle und gesellschaftliche Vorteile sowie endlich eine eigene Kirchenverfassung brachte. Der bis heute gültige vierstufige Aufbau (Pfarrgemeinde, Seniorat, Diözese, Gesamtgemeinde) wurde beschlossen, die oberste Verwaltung endlich evangelisch. In dieser Zeit entwickelte sich rege Tätigkeit in Leoben, das zu einem neuen Zentrum des evangelischen Glaubens wurde, sowie in Gaishorn, Rottenmann und Mürzzuschlag, wo der katholische Peter Rosegger der Gemeinde große Unterstützung zukommen ließ.
Einen weiteren Entwicklungsschub brachte die Los-von-Rom – Bewegung, die um die Jahrhundertwende losbrach und viele Katholiken zuerst eher aus politischen als aus theologischen Gründen evangelisch werden ließ. Jedenfalls stieg die Anzahl der Evangelischen enorm, zahlreiche neue Predigtstationen entstanden: Stainz (Pfarrgemeinde 1905), Deutschlandsberg, Voitsberg (Pfarrgemeinde 1923), Peggau (Pfarrgemeinde 1923), Fürstenfeld (1900 Pfarrgemeinde), Feldbach (Vikariat 1903), Weiz (Pfarrgemeinde 1929), Knittelfeld (Pfarrgemeinde 1915), Zeltweg, Fohnsdorf, Judenburg (Pfarrgemeinde 1918) und Eisenerz (Vikariat 1924), außerdem Leibnitz (Pfarrgemeinde 1910), Bad Radkersburg (Pfarrgemeinde 1906) sowie die Grazer Gemeinden am rechten Murufer: Eggenberg (Pfarrgemeinde 1923) und Kreuzkirche (Pfarrgemeinde 1910). Begleitet wurden diese zahlreichen Gründungen durch massive Bautätigkeit mit ebensolcher Unterstützung aus Deutschland. Die euphorische Gründerzeitstimmung wurde durch den Zerfall der Monarchie gebremst und kam aufgrund der innenpolitischen Entwicklungen bis hin zum katholischen Austrofaschismus ab 1934 zum Erliegen.
Die Zwischenkriegsjahre
Durch die schwere Zeit im ‚Ständestaat’ begrüßten viele Evangelische 1938 den ‚Anschluss’ ans Hitlerdeutschland, sahen sie darin doch auch den Anschluss an die große deutsche Schwesternkirche. Diese Euphorie machte bei vielen sehr bald der Ernüchterung Platz, als die ersten Auswirkungen und Repressalien gegenüber der Kirche sichtbar wurden. Schon 1938 wurde die evangelische Jugendarbeit verboten, der Religionsunterricht konnte nur mehr im Pfarrhaus abgehalten werden, jeder noch so kleine Parteifunktionär musste sein kirchliches Amt aufgeben. Unliebsame – das heißt systemkritische – Pfarrer hatten Repressalien zu befürchten. Einige Pfarrer nahmen dies in Kauf, so etwa der Pfarrer von Voitsberg, Erwin Kock oder der Pfarrer von Ramsau, Jakob Ernst Koch. Aber es gab auch glühende Nationalsozialisten unter den Pfarrern, wie den Pfarrer der Grazer Heilandskirche, Friedrich Ulrich, oder den Pfarrer von Leoben, Paul Spanuth. Von letzterem wird berichtet, dass es ihm aufgrund seiner guten Beziehungen zu Deutschland 1941 gelang, dass sämtliche Gemeinden schuldenfrei waren – dank der über alles Erwarten starken Hilfe des Gustav Adolf Vereins.
An Gemeindegründungen war zwischen 1934 und 1945 bei diesen angespannten politischen Verhältnissen natürlich nicht zu denken. Das geschah erst nach den Kriegsjahren wieder, als man auch endlich an eine eigene Superintendenz Steiermark denken konnte.