Literatur/Performance

DAS GEBELL – A TRIBUTE TO INGEBORG BACHMANN

Horn, Servatius, Köhler

Premiere am 4. Juli 19:30. Weitere Termine 6., 7., 8., 9. Juli jeweils 19:30.

In der Reihe Women Empowerment gibt es im kunstGarten eine literarische Performance in Bildern nach Ingeborg Bachmann DAS GEBELL, dramatisiert von Irmi Horn.

Ingeborg Bachmann ist nun 50 Jahre tot und die Aktualität ihrer Texte ist brennend aktuell.

Ingeborg Bachmann (* 25. Juni 1926 in Klagenfurt; † 17. Oktober 1973 in Rom; gelegentliches Pseudonym Ruth Keller).
© Bild: Heinz Bachmann

Bachmanns leidenschaftliches Interesse für Musik und Philosophie, ihre Auseinandersetzung mit Krieg, Krankheit, Beziehungs- und Geschlechterverhältnissen lässt sie früh zu einer Ikone der Nachkriegsliteratur werden. Das Geheimnisvolle, das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit, von Diskretion und Indiskretion spielt zugleich eine entscheidende Rolle im Werk der Dichterin, deren 50. Todestag am 17. Oktober 2023 begangen wird.

Die Aktualität und anhaltende Wirkung von Bachmanns Texten belegen wir mit der Interpretation von

DAS GEBELL.

Irmi Horn (Erzählerin)
Wera Köhler (alte Frau Jordan)
Cecilia Servatius (Franziska, Leos Frau)

Inszenierung/Ausstattung/Bühne: Irmi Horn
Assistenz: Lejla Kehic, Paul Kratzer
Technik: R. Horn

Die alte Frau Jordan lebt schon seit Jahren in einer kleinen Wohnung in einer abgewohnten Villa im Wiener Bezirk Hietzing. Der Stolz auf ihren Sohn Leo, der ein Akademiker und renommierter Forscher ist, der seiner Mutter monatlich eine Unterstützung zukommen lässt, stärkt ihren Lebenswillen. Leos Frau Franziska besucht ihre Schwiegermutter häufig und ist über die bescheidenen Lebensumstände, in der die alte Frau wohnt, entsetzt. Sie bemerkt auch, dass es zwischen Mutter und Sohn keinen rechten Kontakt gibt. Bachmann zeichnet das unglaublich filigrane Porträt zweier Frauen, der Mutter sowie der Ehefrau des Psychologen Leo Jordan, die in einer Welt des Selbstbetrugs leben. Sie idealisieren Leo, der doch nicht mehr ist als ein Egomane. Für seine Empathie-Losigkeit finden sie jede Menge Ausreden. Für die große Verdrängung steht der Hund Nuri, den die alte Frau Jordan ihrem Sohn zuliebe weggab.
Ein grausames Erkennen verdichtet sich in diesem zerbrechlichen, atemberaubenden Stück Literatur.

Bachmann erzählt in ihren fünf Geschichten im Erzählband SIMULTAN (1972) von Örtlichkeiten und Menschen – in der vollständigen Abgründigkeit des „Normalen“. Es muss ausgesprochen werden, damit eine Ahnung von dem wach wird, was wirklich geschehen ist und geschieht: Holocaust, Bruderhass, sexuelle Nötigung …

… Was aber möglich ist, in der Tat, ist Veränderung. Und die verändernde Wirkung, die von neuen Werken ausgeht, erzieht uns zu neuer Wahrnehmung, neuem Gefühl, neuem Bewusstsein.
Im Gebell ist zu erkennen, wie sehr Bachmanns Beschäftigung mit weiblicher Identität und Patriarchat mit ihrer Kritik/Diagnose der Krankheit unserer Zeit zusammenhängt:
… ich habe schon vorher darüber nachgedacht, wo fängt der Faschismus an. Er fängt nicht an mit den ersten Bomben, die geworfen werden, …
Er fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau …
Und ich glaube auch nicht an diesen Materialismus, an diese Konsumgesellschaft, an diesen Kapitalismus, an diese Ungeheuerlichkeit, die hier stattfindet […] Ich glaube wirklich an etwas, und das nenne ich »ein Tag wird kommen«. Und eines Tages wird es kommen. Ja, wahrscheinlich wird es nicht kommen, denn man hat es uns immer zerstört […] Es wird nicht kommen, und trotzdem glaube ich daran. Denn wenn ich nicht mehr daran glauben kann, kann ich auch nicht mehr schreiben. (Juni 1973)

Aus fem-Bio

Im Gebell ist zu erkennen, wie sehr Bachmanns Beschäftigung mit weiblicher Identität und Patriarchat mit ihrer Kritik/Diagnose der Krankheit unserer Zeit zusammenhängt: 
… ich habe schon vorher darüber nachgedacht, wo fängt der Faschismus an. Er fängt nicht an mit den ersten Bomben, die geworfen werden, … Er fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau …

INFORMATION

  • Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787