Literatur/Performance

DAS GEBELL – im Rahmen der Reihe: Bedeutende Frauen im 20. Jhdt./ Frauenempowerment – gestern und heute

Wera Köhler & Elisabeth Zuparic, Probenfoto Juni 19

Das Gebell 2019

Premiere am 20. August 19:00. Weitere Termine 22., 23., 24., 25. August jeweils 19:00.

Eine literarische Performance in Bildern nach Ingeborg Bachmann auf der Gartenbühne.

Ingeborg Bachmann (* 25. Juni 1926 in Klagenfurt; † 17. Oktober 1973 in Rom; gelegentliches Pseudonym Ruth Keller).
© Bild: Heinz Bachmann

Irmi Horn (Erzählerin)
Wera Köhler (alte Frau Jordan)
Daniel Doujenis (Leo, ihr Sohn)
Elisabeth Zuparic (Franziska, Leos Frau)

Inszenierung/Ausstattung: Irmi Horn
Ausstattungsassistenz: Patricia Gschier
Schnitt (Audio/Film)/ Technik: A. & R. Horn

Die alte Frau Jordan lebt schon seit Jahren in einer kleinen Wohnung in einer abgewohnten Villa im Wiener Bezirk Hietzing, und niemand kann sich erinnern, daß sie je etwas anderes war als die „alte Frau Jordan“. Was sie vor allem am Leben erhielt, war der Stolz auf ihren Sohn Leo, ein renommierter Forscher, der seiner Mutter monatlich eine Unterstützung zukommen lässt. Seine Frau Franziska besucht ihre Schwiegermutter häufiger und ist über die bescheidenen Lebensumstände, in der die alte Frau wohnt, entsetzt. Sie bemerkt auch, dass es zwischen Mutter und Sohn ein Geheimnis geben muss. Bachmann zeichnet das unglaublich filigrane Porträt zweier Frauen: der Mutter sowie der Ehefrau des Psychologen Leo Jordan. Beide leben in einer Welt des Selbstbetrugs, idealisieren Sohn bzw. Ehemann, der doch nicht mehr ist als ein Egomane. Sinnbild für alles Verdrängte ist der Hund der alten Frau Jordan, Nuri, der ihren Sohn anzubellen pflegte, bis sie ihn gebrochenen Herzens weggab.
Ein zerbrechliches, atemberaubendes Stück Literatur.

Bachmann erzählt in ihren fünf Geschichten im Erzählband SIMULTAN (1972) von Örtlichkeiten und Menschen – in der vollständigen Abgründigkeit des „Normalen“. Es muss ausgesprochen werden, damit eine Ahnung von dem wach wird, was wirklich geschehen ist und geschieht: Holocaust, Bruderhass, sexuelle Nötigung …

… Was aber möglich ist, in der Tat, ist Veränderung. Und die verändernde Wirkung, die von neuen Werken ausgeht, erzieht uns zu neuer Wahrnehmung, neuem Gefühl, neuem Bewusstsein.
Im Gebell ist zu erkennen, wie sehr Bachmanns Beschäftigung mit weiblicher Identität und Patriarchat mit ihrer Kritik/Diagnose der Krankheit unserer Zeit zusammenhängt:
… ich habe schon vorher darüber nachgedacht, wo fängt der Faschismus an. Er fängt nicht an mit den ersten Bomben, die geworfen werden, …
Er fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau …
Und ich glaube auch nicht an diesen Materialismus, an diese Konsumgesellschaft, an diesen Kapitalismus, an diese Ungeheuerlichkeit, die hier stattfindet […] Ich glaube wirklich an etwas, und das nenne ich »ein Tag wird kommen«. Und eines Tages wird es kommen. Ja, wahrscheinlich wird es nicht kommen, denn man hat es uns immer zerstört […] Es wird nicht kommen, und trotzdem glaube ich daran. Denn wenn ich nicht mehr daran glauben kann, kann ich auch nicht mehr schreiben. (Juni 1973)


Aus fem-Bio

 

INFORMATION

Irmi Horn (Erzählerin)
Wera Köhler (alte Frau Jordan)
Daniel Doujenis (Leo, ihr Sohn)
Elisabeth Zuparic (Franziska, Leos Frau)

Inszenierung/Ausstattung: Irmi Horn
Ausstattungsassistenz: Patricia Gschier

Die alte Frau Jordan lebt schon seit Jahren in einer kleinen Wohnung in einer abgewohnten Villa im Wiener Bezirk Hietzing, und niemand kann sich erinnern, daß sie je etwas anderes war als die „alte Frau Jordan“. Was sie vor allem am Leben erhielt, war der Stolz auf ihren Sohn Leo, ein renommierter Forscher, der seiner Mutter monatlich eine Unterstützung zukommen lässt. Seine Frau Franziska besucht ihre Schwiegermutter häufiger und ist über die bescheidenen Lebensumstände, in der die alte Frau wohnt, entsetzt. Sie bemerkt auch, dass es zwischen Mutter und Sohn ein Geheimnis geben muss. Bachmann zeichnet das unglaublich filigrane Porträt zweier Frauen: der Mutter sowie der Ehefrau des Psychologen Leo Jordan. Beide leben in einer Welt des Selbstbetrugs, idealisieren Sohn bzw. Ehemann, der doch nicht mehr ist als ein Egomane. Sinnbild für alles Verdrängte ist der Hund der alten Frau Jordan, Nuri, der ihren Sohn anzubellen pflegte, bis sie ihn gebrochenen Herzens weggab.
Ein zerbrechliches, atemberaubendes Stück Literatur.

Bachmann erzählt von Örtlichkeiten und Menschen – in der vollständigen Abgründigkeit des „Normalen“. Es muss ausgesprochen werden, damit eine Ahnung von dem wach wird, was wirklich geschehen ist und geschieht: Holocaust, Bruderhass, sexuelle Nötigung …

Im Gebell ist zu erkennen, wie sehr Bachmanns Beschäftigung mit weiblicher Identität und Patriarchat mit ihrer Kritik/Diagnose der Krankheit unserer Zeit zusammenhängt: 
… ich habe schon vorher darüber nachgedacht, wo fängt der Faschismus an. Er fängt nicht an mit den ersten Bomben, die geworfen werden, … Er fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau …

INFORMATION

  • Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787