Literatur/Performance, Musik/Music

ONLINE: IN MEMORIAM „OSSI“ WIENER

Ossi Wiener (c) Marion Kalter 2021

Ossi Wiener (c) Marion Kalter 2021

Der ONLINE-LINK wird hier rechtzeitig erscheinen:

https://www.youtube.com/watch?v=ycp2x2T-7LM

Irmi Horn und Henrik Sande (Klavier) gestalten das Programm.

Auszüge aus „Bouvard & Pécuchet im Reich der Sinne“
Eine Tischrede von Wiener, Oswald; Gachnang & Springer, 01.07.1998

Der Schriftsteller, Kybernetiker und „Kopf“ der Wiener Gruppe, Oswald Wiener (* 5. Oktober 1935 in Wien; † 18. November 2021 ebenda), ist an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Wiener war Ehrendoktor der Universität Klagenfurt und erhielt neben dem Literatur-Staatspreis auch den Literatur-Preis der Stadt Wien, den Grillparzer-Preis der „Anonymen Aktionisten“ und den „Manuskripte“-Preis des Landes Steiermark.
Oswald Wiener, legendäres Mitglied der „Wiener Gruppe“, bekannt durch seinen Roman „Die Verbesserung von Mitteleuropa“, hielt am 27. Juni 1998 zur Eröffnung der Sommerakademie im Bregenzerwald, eine fintenreiche Tischrede: Bouvard & Pecuchet, in Anspielung an das geplante, aber nicht mehr realisierte 11. Kapitel des Romanfragments von Gustave Flaubert. Der vor allem in Künstlerkreisen geschätzte Wiener Dichter feiert in dieser Rede den Höhepunkt des Dilletantismus durch Genuss und Sublimierung.

Vom Gartenbau über die Geschichte zur Astronomie, Religion und Politik haben Gustave Flauberts tragikkomische Titelfiguren Bouvard und Pecuchet (1881) ausprobiert, um dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen. Nur keinen Wein. Auf ihrer intellektueller Abenteuerfahrt, bei der sie ein Thema nie voll ergründen, sondern sich immer auf neue Projekte stürzen, bleiben sie ständig auf der Stufe dilettierender Anfänger. Der Schriftsteller Oswald Wiener hat Flauberts Buch nun ein weiteres Kapitel hinzugefügt: Eine zeitgenössische Tischrede, in der Bouvard und Pecuchet sich als Weinverkoster gütlich tun. Der Rezensent Wolfgang Müller schwärmt, es sei dabei ein ganz wunderbares Buch entstanden, das unbedingt und am besten vor dem ersten Schluck gelesen werden sollte: Denn Oswald Wiener, der das Kreuzberg Lokal „Exil“ zu einer Zeit betrieb, als gutes Essen in diesem Bezirk noch als anrüchig galt, könne aus einem großen Fundus schöpfen. So lässt Wiener die beiden die brennenden Fragen der Weinwelt diskutieren: Schmeckt Wein an verschiedenen Orten unterschiedlich? Was hat es mit den Umami-Papillen auf sich? Und warum schreiben Weinjournalisten mehr über Winzer als über deren Weine?