Literatur/Performance, Musik/Music

Sax meets bandoneon & Zeitungsliteratur

Jiménez, Dietrichstein, Horn

Ein aufbauendes und  ernstes Programm für Erwachsene, das sich auch mit Tod auseinandersetzt, präsentiert kunstGarten nach dem schrecklichen Attentat im BORG Dreierschützengasse.

Irmi Horn stellt die österreichische Dichterin Hertha Kräftner, geboren am 26. April 1928 in Wien, gestorben am 13. November 1951 in Wien, vor, diemit 24 Jahren an einer Überdosis Veronal starb. Aus ihrer Lyrik und Prosa spricht eine Melancholie, die auch ihr Leben bestimmt hat.

In dem Band „In Memoriam“ nennt Hans Weigel sie eine „Selbstmörderin auf Urlaub“, deren Gemütszustand stark durch die Nichtanerkennung ihres Werkes beeinträchtigt war. Seine Bemühungen, Hertha Kräftner zu fördern, waren nur bedingt erfolgreich: Die „literarische Hoffnungslosigkeit“ konnte letztlich nicht durch kleine Erfolge aufgewogen werden.

Geboren in Wien, später aufgewachsen im Burgenland, kehrte Hertha Kräftner 1946 nach Wien zurück, um dort Germanistik zu studieren. Sie war erfolgreich, ohne viel Aufwand zu betreiben. Sie verliebt sich und verarbeitet das Zusammenleben mit dem Geliebten in ihren „Notizen zu einem Roman in Ich-Form“:

„… Ich aber muss an ihn denken. Er erfand uns ein Spiel, er nannte es „Umgeben“. Und manchmal empfand ich es tatsächlich, dass seine Haut sich öffne und mich einschließe wie ein Kleid. Er kam bisweilen von Sinnen, dann wollte er mir die Haut auftun und sich an meine Adern legen.“
(in: Das blaue Licht, S. 109)

Aber hier spricht sie nicht nur Leidenschaft an, sondern auch Gewalt – ein Thema, das sie schon früher in Abend behandelt hat:

Er schlug nach ihr. Da wurde ihr Gesicht

sehr schmal und farblos wie erstarrter Brei.
Er hätte gern ihr Hirn gesehen. – Das Licht
blieb grell. Ein Hund lief draußen vorbei.

Sie dachte nicht an Schuld und Schmerz und nicht
an die Verzeihung: Sie dachte keine Klage.
Sie fühlte nur den Schlag vom nächsten Tage
voraus. Und sie begriff auch diesen nicht

In ihrem Werk tritt der Tod immer stärker in den Vordergrund. Beinahe gelassen spielt sie die Fragen „der anderen“ nach den Gründen für ihren Tod durch. Aber:

Die wirkliche Ursache, warum der Tod einen trifft, zu wissen, ist niemals möglich; wirklich ausschlaggebend ist nur, dass der Tod auch nach Teheran kommt.

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Im Reich der Töne und Klangfarben von Tango nuevo, Bossa Nova, Vals und Swing erzählen Eva Jiménez Kompositionen und Improvisationen Geschichten von Freude, Leid, Trauer, Glück, Hoffnung und Leidenschaft: geheimnisvoll, inspirierend, melancholisch oder schwungvoll mitreißend. Madeleine Dietrichstein (Saxophon sopran & alt) & Eva Jiménez (Bandoneon, Klavier) interpretieren sie und laden dich/Sie ein, der Fantasie freien Lauf zu lassen.

Madeleine Dietrichstein & Eva Jiménez (c) Paul Jiménez

Madeleine Dietrichstein, geboren 1994 in Klagenfurt, hat ihren Lebensmittelpunkt in Graz. Ihre musikalische Laufbahn startet in der Klassik, führt durch den Jazz in die Weltmusik und in all jene Klänge, die ein Saxofon unabhängig jeden Stiles zu bieten hat. Ihre Ausbildungen in Popularmusik, Malerei und Bildhauerei machen sie zu einer Künstlerin, die sich in der bildenden Kunst genauso zu Hause fühlt, wie in der Musik.

Eva Jiménez komponiert seit über 20 Jahren und wirkt in verschiedenen Formationen mit. In ihrer 2. Band spielt sie Tenorsax zusammen mit einem Pianisten und einem Schlagzeuger – Jazz-Standards, Eigenkompositionen und freie Improvisationen („House).
Gelegentlich tritt sie auch mit einem in der Klassik beheimateten Geiger und Pianisten auf. Hier kommt in Evas Kompositionen vermehrt der besondere Klang des Bandoneons zur Geltung.
Zahlreiche Aus-und Weiterbildungen: am Konservatorium und der Musikuniversität Graz, bei Jazz-Seminaren, laufender Bandoneon – Unterricht bei Leandro Schnaider (Duo Ranas) aus Buenos Aires.

Irmi Horn unterstreicht die Musikalität mit literarischen Texten von Hertha Kräftner aus der Weltpresse Nr. 83 aus 1946 und Neue Wege Nr. 60/12.

INFORMATION

  • Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn – bei einer Matinée bitte bis zum Vorabend – unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787
  • Preis