Devonaire & Irina Karamarkovic
Irina Karamarkovic stellt ihr Buch GRAZ NOVISAD GRAZ
In Koopration mit epeka / Michael Petrowitsch vor.
Michael Petrowitsch:
Auf den Spuren Aleksandar Tišmas in Novi Sad am Beispiel Irina Karamarković.
Mehr als ein Vierteljahrhundert nach seinem Auftritt im Jahr 1995 anlässlich des Symposions „Jugoslawisches Labyrinth“ im Grazer Forum Stadtpark, bei dem Aleksandar Tišma gegen die Larmoyanz und den Betroffenheitskitsch anderer Intel- lektueller aus Südosteuropa in der/den Jugoslawienkrise/n mit kühlem Realismus antwortete, plante seine „Heimat- stadt“ Novi Sad das Kulturhauptstadtjahr 2021 zu feiern.
Wie bekannt, kam es zu einer Verschiebung. Der Autor dieser Zeilen betrachtet die in den späten 1980er und 1990er Jahren organisierten Symposien als Initialzündungen eines Neuver- ständnisses der Beziehungen zwischen der Steiermark und seinen südosteuropäischen Nachbarn. Eine Neudefinition des vor allem von wirtschaftlichen Interessen getriebenen Trigon- Begriffes. Eine ikonenhafte Zustandsbeschreibung, die sich von einem Austauschprojekt aufgrund der Kriegsereignisse und damit erfolgten Nationalisierungstendenzen, zu einer kritischen und vor allem entromantisierten Analyse wandelte. Diese Gedanken waren der Ausgangspunkt für ein Projekt, das in diesem Buch seinen Abschluss fand.
Graz, das sich selbst in einem Kulturjahr (eigentlich in zwei Kulturjahren) befand, hat durch seine über Jahrzehnte kultivierte Rolle als „Tor nach Südosteuropa“, als „Brücke
und Bollwerk“, als Austragungsort der Dreiländerbiennalen und der Idee des Trigonhauses – das nach Jahrzehnten der Diskussionen schließlich im Bau des Kunsthauses endete – eine noch immer stark nach Südosteuropa ausgerichtete kulturelle Identität. Auch wenn touristisch-marketingtech- nisch immer wieder gerne nur das italienische Flair beworben wird. Und ohne sich ganz selbstverständlich offiziell dazu
zu bekennen. Ebenso blieb im Kulturjahr 2020/21 die Grazer Selbstsicht und Selbstwahrnehmung ein wenig am Bild als letzte große deutschsprachige Grenzstadt mit Bindung
an Südosteuropa hängen. Das Thema „Grenze und ihre Konflikte“ spielt weiterhin eine Rolle und noch immer gibt es eine grundsätzlich starke Anbindung und eine Affinität mit Südostbezug. Nach der Flüchtlingskrise und den bekannten Abschottungsmechanismen folgte die Corona-Krise mit anderen Abschottungsmechanismen, die die europäische Kleinstaaterei offen offenlegt. In Wahrheit also das Gegen- teil dessen aufzeigt, was ursprünglich angedacht war.
Der mehrsprachige Aleksandar Tišma beschrieb in einer Viel- zahl seiner Romane die Kriegsjahre in Novi Sad aus einem „multiethnischen“ Blickwinkel und durchwegs nicht nur aus der Perspektive der Opfer sondern auch aus Sicht der Täter.
Aleksandar Tisma wurde 1924 im damaligen Jugoslawien geboren. 1942 siedelte er nach Budapest über, um den immer häufigeren Massenverhaftungen zu entgehen. 1944 wurde er zur Zwangsarbeit nach Transsylvanien deportiert. Nach dem Krieg arbeitete Tisma als Journalist und Verlagslektor, er lebte in Novi Sad und in Frankreich. Tisma publizierte Gedichte, Erzählungen, Romane und Theaterstücke, die in viele Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden – zuletzt mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur und dem Leipziger Buchpreis. Alexander Tisma starb 2003 in Novi Sad.
Irina Karamarkovic (Vokals) & Denovaire (Esraj) fordern im  Duo – Stimme und Esraj – zur Auseinandersetzung mit der Zeit und unserer Wahrnehmung der Zeitgeschichte auf.
Wir stellen Ihnen einen außergewöhnlichen Text und ein  außergewöhnliches Duo, das Genregrenzen sprengt und das Publikum mit seinen innovativen Klangwelten begeistert.
Während andere sich auf die typische Formel der Kombination von Stimme und Begleitinstrumenten verlassen, um populäre Songs zu kreieren, sprengt dieses außergewöhnliche Duo alle Grenzen und setzt sich über Klischees hinweg.
Den Eurozentrismus demontierend und hinter sich lassend, klingt neben der menschlichen Stimme die nordindische Esraj. Die beiden alten Soloinstrumente umkreisen sich in Freiheit ohne dienende Begleitung und kratzen die Konsequenzen des Krieges aus den hintersten Winkeln einer verkrusteten Bürgerlichkeit und eindimensionalen Weltsicht. Sie verschmelzen zu einer Stimme wider die Unbewusstheit, denn Krieg ist – genauso wie Frieden – immer. Damit er klein und kontrollierbar bleibt, bedarf es der Kunst, des reflektierten Denkens und des beherzten Handelns.
Irina Karamarkovic ist  Sängerin, Performerin, Ensembleleiterin und Autorin.
Studium der Jazz Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz.
Live zeigt sie sich in unterschiedlichen Auftrittsformaten – von a capella bis zum Big Band oder Electronics.
Sie promovierte an der KUG über die Präsenz der Musik aus Südosteuropa in der Jazzszene Österreichs.Â
Denovaire durchlief die Akademien der Musik und vergaß.
Er atmet Sound.
Er lebt in Graz, bis die politische Lage ihn flüchten lässt.
Er ist Performer.
Er komponiert kontemporären und cinematischen Sound.
Live spielt er indische Instrumente, Synthesizer und experimentelle Sets.
INFORMATION
- Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn – bei einer Matinée bitte bis zum Vorabend – unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787
- Preis