Irmi Horn
In der kunstGarten-Reihe WOMEN EMPOWERMENT setzt Irmi Horn die ONLINE-Lesungen fort: Virginia Woolf DIE FAHRT ZUM LEUCHTTURM III DER LEUCHTTURM: 1 – 3
https://www.youtube.com/watch?v=ctFX8-G2BGM&feature=youtu.be
Im September kommen Lily Briscoe, Mr Carmichael, Mr Ramsay und die Kinder. Mr Ramsay will mit der nun 17-jährigen Cam und dem 16-jährigen James zum Leuchtturm fahren. Doch die beiden haben verschlafen. Vor Wut kochend läuft ihr Vater auf und ab. Lily stellt ihre Staffelei im Garten auf. Sie möchte das Bild vollenden, das sie vor zehn Jahren begonnen hat. Mr Ramsays alles überschattende Gegenwart aber macht das unmöglich. Er nähert sich ihr und verlangt, was er stets von den Frauen gefordert hat: Mitgefühl. Lily ist dazu außerstande und lobt stattdessen seine Stiefel. Sofort bessert sich Mr Ramsays Laune und das pathetische Selbstmitleid fällt von ihm ab. Schließlich erscheinen, finster und widerstrebend dreinblickend, Cam und James. Die drei machen sich auf den Weg.
Lily bleibt allein mit Mr Carmichael zurück, der auf dem Rasen vor sich hin döst. Seine Gedichte haben sich während des Kriegs gut verkauft, und er ist jetzt beinahe berühmt. Lily hingegen starrt auf die Leinwand und kämpft mit den eigenen Minderwertigkeitskomplexen. Wie sagte Mr Tansley immer? Frauen können weder malen noch schreiben…
Geboren wurde Virginia Woolf am 25. Januar 1882 als Adeline Virginia Stephen in London. Schon früh arbeitete sie als Schriftstellerin und Kritikerin. Ende der Zwanzigerjahre war sie international bekannt und erfolgreich sie schrieb unter anderem die Romane „Mrs Dalloway“ „Die Fahrt zum Leuchtturm“1931 und „Die Wellen“. Bis heute gilt Woolf als eine der einflussreichsten feministischen Autorinnen des vorigen Jahrhunderts und als Pionierin der literarischen Moderne. Sie verliert ihre Mutter im Alter von 13, die Halbschwester mit 15, den Vater mit 24 Jahren. In der Fahrt zum Leuchtturm arbeitet sie diese Erlebnisse auf. Der Text führt voyeurhaft hinter die banalen Fassaden des Zusammenlebens einer Familie und ihre Beziehung zu ihren Gästen. Dialoge, langweiligen Tätigkeiten wie Spazierengehen, Stricken und Essen werden beschrieben. Dabei treten die Befindlichkeiten der Anwesenden, Protagonist*innen zu Tage und der Blick fällt tief in das menschlichen Bewusstsein. Woolf verwendet eine poetische, bilder- und symbolreiche Sprache. Wie eine Malerin mischt sie sprachlich die Farben, spielt mit Licht und Schatten, um Stimmungen zu erzeugen, weist auf Krieg, Tod und Elend hin und hinterfragt die gesellschaftlichen Konventionen ebenso wie die Stellung der Frau.