Jim Bird TRIBUTE TO VASARELY, Litho 1972
Oktober 26. Oktober 2020 – 1. Mai 2021 TRIBUTE TO VASARELY & MORE
Die Ausstellung zeigt limitierte Grafik von Victor Vasarely, Jim Bird & Arbeiten auf LW von Rudolf Kristoffer und Irmfried Windbichler und eine Videoinstallation von Alexandra Gschiel.
Der Ansatz steht under diesem Leitgedanken:
John Baldessari (* 17. Juni 1931 in National City, Kalifornien; † 2. Januar 2020 in Venice, Kalifornien) sagte: “What the artist does is jump-start your mind and make you see something fresh, as if you were a visitor to the moon. An artist breathes life back into stereotypes.”
Ausgehend vom Bauhaus-Gedanken, Kunst beständig ins tägliche Leben einfließen zu lassen, über Druck und Vervielfältigung Kunst für alle – siehe Menschenrechte Artikel 26 (Recht auf Bildung) und Artikel 27 (Freiheit des Kulturlebens) – leistbar zu machen und die Alltagsästhetik auf ein hohes Niveau zu bringen über OP-Art schließlich bis zur „Pop-Kultur“ vorzudringen, war Vasarely ein Anliegen. Auf einzigartige Weise verband er Form und Farbe zu kraftvollen, immer wieder verblüffenden visuellen Effekten.
Gleichzeitig verführen raffinierte Raumsuggestionen und das Spiel mit geometrischen Formen zu Sinnestäuschungen, die essentiell zu einer Hinterfragung der eigenen Wahrnehmung führen sollten: Wie weit lassen sich Menschen täuschen?
Als respektabler Anführer der Op-Art Bewegung ist Victor Vasarely (1908-1997) allgemein bekannt als einer der künstlerischen Genies des 20. Jahrhunderts. Beeinflusst vom Konstruktivismus, Kubismus und Surrealismus, schaffte der gebürtige Ungar Vasarely eine Kunstsprache, die die Natur in geometrische Formen und vibrierende, nebeneinanderliegende Farben verwandelt. Angefüllt mit der optischen Illusion von Bewegung, wurden seine Werke von zahlreichen wissenschaftlichen Bereichen inspiriert. Vasarelys Kunst wurde weitgehend in den 1960ern reproduziert und ist immer noch in den zeitgenössischen Sammlungen fast jedes größeren Kunstmuseums weltweit enthalten.
1906 Am 9. April in Pécs (Ungarn) geboren 1925 Medizinstudium 1927 Kunstakademie Poldini-Volkmann, Budapest 1928-29
Akademie Mirkely (dem sogenannten Bauhaus von Budapest) 1930 Übersiedlung nach Paris, tätig in der Gebrauchsgraphik 1936-44 Erste Phase seines freien graphischen Schaffens 1938 Periode Denfert, Belle Isle 1944 Mitbegründer der Galerie Denise Rene, Paris 1947 Entscheidung für die konstruktiv geometrische abstrakte graphische Kunst 1948 Erste Reihen als ‚Periodes‘: Denfert, Cristal-Gordes, Schwarz-Weiss 1955 Das gelbe Manifest (Kinetik). Zur Graphik und Malerei fügen sich integrale Farbgestaltung, Tapisserie, Kunstfilme, Design, Plastik und 1961 Übersiedlung von Arcueil nach Annet-sur-Marne 1962 Beginn der ‚Planetarischen Folklore‘ 1964 Preise und Ehrungen häufen sich. Breiteste Anerkennung auch für sein publizistisch-kulturelles Wirken Vasarely wird zu einem der populärsten abstrakten Künstler seiner Zeit 1971 Eröffnung des didaktischen Museums Vasarely in Gordes, Vaucluse (das bis 1997 seine Tore dem Publikum geöffnet hielt) 1970-71 Gründung der Vasarely Stiftung 1972 Gründung des Vereins der Freunde der Vasarely Stiftung. Es erscheinen Vasarelys Schriften 1947-1969 1976 Eröffnung des Forschungszentrums Fondation Vasarely in Aix-en-Provence. Bemühungen um Neugestaltung der Städte. Eröffnung eines Museums Vasarelys in Pécs (Ungarn) 1982 Eröffnung eines Vasarely-Zentrums in Oslo 1997 Am 15.März stirbt Vasarely hochbetagt in seinem Atelier in der Nähe von Paris.
Helga Philipp (* 2. Juni 1939 in Wien, Österreich; † 5. November 2002 Wien) war eine Pionierin der geometrischen Abstraktion in Österreich nach 1945 zwischen Logik und Poesie. Trotz der Reduktion von Form und Farbe und zweieinhalb Jahrzehnten Auseinandersetzung mit monochromen Lösungen schuf sie visuell opulente Werke.
Die Künstlerin verband damit im Sinn postmoderner Ambivalenzen die Wurzeln aus Bauhaus und „Wiener Kinetismus“ mit den Wahrnehmungsspielen der Op-Art und den amerikanischen Errungenschaften der Etablierung des Bildes als Objekt. Dabei stand sie in den Sechzigerjahren literarischen Lösungen der „Wiener Gruppe“ nahe und spätere Anregungen aus dem Zen-Buddhismus verweisen auf ihre postkoloniale Sichtweise. Ihr theoretisches Wissen vermittelte sie an eine Schülergeneration, die wie Heimo Zobernig oder Gerwald Rockenschaub parallel zur neuen wilden Malerei die „Neue Geometrie“ nach ihrem Vorbild international weiterführten. Carl Aigner. Seit 2000 Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Jim Bird (1937 in Bloxwich, West Midlands -2010) war ein bekannter abstrakter englischer Maler und Druckgraphiker. Ab 1962 lebte er als Künstler in Spanien, ging dann 1980 in die USA, wo ihn eine tiefe Freundschaft mit dem Maler Robert Motherwell, den er sehr bewunderte, verband, mit dem zusammen er an verschiedenen Ausstellungen teilnahm. Der US-amerikanische Maler Robert Motherwell (* 1915 Aberdeen/Washington, † 1991 New York) ist als einer der Großmeister von Action Painting und Abstraktem Expressionismus weltberühmt geworden. Jim Bird hatte über 100 Einzelausstellungen rund um die Welt. P. e. Galeria Joan Prats, Barcelona; The Art Package, Chicago; Redfern Gallery, London; River Gallery, Westport; Goldman-Kraft Gallery, Chicago; Lucy Berman Gallery, Palo Alto; und Gallery Art Alpha, Tokyo; auch auf der Art Basel Art und der International Print Biennale etc. Er starb in Katalonien, Spanien.
Er kreiert eine Abfolge von visuellen Empfindungen vergleichbar mit der Poesie eines kleinen in sich geschlossenen Haiku. Seine Arbeiten beschreiben „Landscapes of the Mind“ um gleichermaßen den Raum der Jämmerlichkeit der conditio humana neu zusammenzubauen und in eine akzeptable Form zu bringen. Die essentiellen Komponenten einer Landschaft wie Licht, Wasser, Luft und Erde transformiert er in eine Bildersprache seiner empfundenen Eindrücke. Er transformiert sie in Tributes for Vasarely. In Fortführung einer Tradition der gestischen Feldabstraktion beschrieb er sein Werk als einen direkten Zugang zur Malerei.
Rudolf Kristoffer integriert in seinen Werken psychedelische Farbmuster und geometrische Formen. Je nach Thema werden auch selbst geschaffene oder bekannte Bilder eingebettet.
Rudolf Kristoffer, geboren und aufgewachsen in Graz, Österreich, sind die Kunst und Kultur der Sechziger eine wichtige Quelle für seinen künstlerischen Stil. Sein Vater, der im swingenden London lebte, erzählte ihm viele Geschichten über diese Zeit und aus dieser Epoche. Diese Erzählungen, viele Reisen nach London und laufende Konzertbesuche haben einen bleibenden Eindruck auf Rudolf Kristoffer hinterlassen. Ihn interessierten auch Plattencover, vor allem psychedelische, aber auch ästhetische und ikonische Bilder.
Die Kunstrichtung Op Art, die ihren Höhepunkt in den sechziger Jahren erreichte, mit ihren geometrischen Formen, Linien und Kreisen kann mit dem minimalistischen und funktionalen nordischen Design in Verbindung gebracht werden, zu dem der Halbschwede Rudolf Kristoffer naturgemäß eine Beziehung hat.
Alexandra Gschiel (geboren 1974 in Vorau) hat eine klassische Fotografie-Ausbildung absolviert und arbeitet mit den Medien Fotografie, Video, Installation, Skulptur und Textil.
Seit 2009 hat sie ein Atelier im Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz und seit 2011 ist sie in dessen Vorstand. Ab 2008 zahlreiche Ausstellungen in Österreich, Kroatien, Bosnien und Herzegowina und Kuba sowie u.a. mehrere Kunstprojekte im Rahmen des steirischen herbst.
Silver-Gelatin-Fish
2019
Video 4 min, Loop
Irmfried Windbichler
*1947, Kitzbühel, Studium an der Technischen Universität in Graz. Eigenes Atelier, seit 1982. Präsident „Haus der Architektur Graz“, 2004 – 2005.
Der Architekt Irmfried Windbichler nimmt in seinen Arbeiten auf die Veränderlichkeit Bezug, in positivem, wie in negativem Sinn. Wenn er straßenseitig mit seinem Bild den Zaun als Kunstzaun, als Galerie für Passantinnen deklariert, bezieht er Stellung zum Kunstverständnis unserer Zeit.
„Der Mensch ist ein Teil der Natur und ihrer Weisheit. Dies kann auf die Architektur übertragen werden, wo nach der Zerstörung – ein Ort vorbereitet wird – und etwas Neues entsteht. Diese Verwandlung vom Zerstörerischen und Konstruktiven ist in der Natur alltäglich, in der Architektur ist es eine Frage der Weisheit der Menschen, die mit dem Thema umgehen, der Gewissenhaftigkeit des Denkens und Planens und des Respekts vor dem vorgefundenen Ambiente, ob das Konstruktive überwiegt. Schließlich steht der etwas überstrapazierte Begriff der Dauerhaftigkeit in engem Zusammenhang mit der architektonischen Qualität, Gebäude sollten nicht nur wirtschaftlich und funktional widerstandsfähig, sondern vor allem auch sozial und ästhetisch haltbar sein. Denn man möchte für die Zukunft nur das bewahren, was einem gefällt“.
Ganz anders und geradezu als Kontrast zu poetisch-mathematischer Kalkulation nähert sich die ästhetische Installation Silver Gelatin Fish von Alexandra Gschiel dem Thema Täuschung. Der Videoloop, ein 4min Experimantalfilm mit Silbergelantine im Wasser, suggeriert die Bewegungen von Rochen, Ancistrus-Schleierwelsen oder Quastenfischen, tendiert also dazu die menschliche Phantasie anzuregen, abzudriften, Atem- und Freiraum für Vorstellung und persönliche Imagination zu schaffen. Gschiel (geboren 1974 in Vorau) hat eine klassische Fotografie-Ausbildung absolviert und arbeitet mit den Medien Fotografie, Video, Installation, Skulptur und Textil. Seit 2009 hat sie ein Atelier im Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz und seit 2011 ist sie in dessen Vorstand.
Aktuelle Kunst zu Wort kommen lassen, heißt, sich mit dem Jetzt auseinanderzusetzen.
Haben wir bei bei OP-Art Bildern die Möglichkeit, Räume auszuloten, unsere Wahrnehmungstäuschungen nachzuvollziehen, fragt es sich, sind wir uns dessen auch bewusst, wenn wir einen Konsumtempel betreten? Wird uns all das Glamouröse den Blick zu gefangen halten, dass wir das Zerstörerische des Glanzes nicht wahrnehmen können? Wird der angepriesene Goldbarren uns die Befindlichkeit der Minenarbeiter*innen vor Augen führen? Wenn suggestive Bilder im Internet unsere Information beeinflussen können, wie halten wir dagegen?
Wo sind die Grenzen, an denen wir die optische Täuschung als betrügerische Verführung erkennen?
Zu sehen bis 2. Mai 2021.
P.S.: Wichtig für das Entstehen von Meinungen und Haltungen im Hinblick der Positionierung eines Menschen ist ein gewisser Durchblick:
Verweis auf Joseph Beuys (* 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf).
Man weiß nun wirklich alles. Dass Beuys vor dem Abitur die Oberschule verlassen hat. Dass ihn die Düsseldorfer Kunstakademie ohne Schulabschluss nicht hätte aufnehmen dürfen, wenn es nicht die eidesstattliche Falschaussage eines befreundeten Lehrers gegeben hätte. Dass ihm eine Niere entfernt werden musste und er gerne Burger bei McDonald’s aß. Dass die Anglerweste, die später zum Standard-Outfit gehörte, von Frau Eva stammte, die ein gutes Gespür dafür hatte, dass ihr Mann in den Schneider-Anzügen keinem Fotografen auffallen würde.
INFORMATION
- Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn – bei einer Matinée bitte bis zum Vorabend – unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787