MAR-LENI, 1930
Mit  Irmi Horn, Wera Köhler, Henrik Sande (nach Thea Dorn).
Thea Dorn hat den 5. Mai 1992, die Nacht in der die „Amihure“ Marlene Dietrich in ihrem Pariser Apartment starb, für den Besuch der „Nazinutte“ Leni Riefenstahl gewählt. Penibel recherchierte die Autorin, die nachts vielbeachtete Kriminalromane schreibt und tagsüber an der Berliner Humboldt Universität Philosophie lehrt, in Biografien und Interviews der Filmstars. Das Ergebnis: Intelligent zugespitzte Zeitgeschichte über Politik, Frauenrollen und Filmkunst: Ein Schlagabtausch der beiden deutschen Diven, der antifaschistische Engel und die braune Hexe prallen aufeinander. Die Fronten scheinen eigentlich geklärt, aber ihr nächtlicher Ringkampf wird zum Vexierspiel zwischen Hausfrau und Amazone, androgynem Vamp und asexuellem Naturkind, an dessen Ende ein deutsches Schwesternmärchen steht, die Liebe, und dahinter der Tod.
Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl – zwei Göttinnen und Legenden des Deutschen Films, Ikonen, die unvergesslich und damit unsterblich sind. Was wäre passiert, wenn diese beiden Diven in späten Jahren, als Marlene Dietrich schon lange ihr Lager nicht mehr verlassen hatte, aufeinander gestoßen wären? Dieser Fiktion gibt sich Thea Dorn in dem Stück „Marleni“ hin. Leni Riefenstahl dringt in die Pariser Wohnung von Marlene Dietrich ein um diese zu überzeugen einen letzten Film mit ihr gemeinsam zu drehen…
Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können verstören durch ihren Blick. Marlene Dietrich mit ihren gewohnt verrucht dreinblickenden Augen; Leni Riefenstahl durch ihren durchdringenden, charismatischen Augenaufschlag. Beeindruckend, eindringlich und beklemmend. Auf welcher Seite standen die beiden Damen politisch? Man mag meinen, das wäre doch nicht von Belang, schließlich waren es Künstlerinnen und keine politischen Größen. Aber wie viele andere Schauspieler, Künstler und sonstige Menschen des Öffentlichen Lebens wurden auch Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl sowohl vom Staat, als auch später vom Volk, kritisch beäugt, auf welcher Seite sie stehen. Sehr schnell war man mit dem Verurteilen und dem Schubladendenken. Dies verdeutlicht „Marleni“ ganz hervorragend, ohne es je direkt anzusprechen. So unterschiedlich wie diese beiden Grande Dames waren, so waren auch ihre gelebten politischen Ansichten, oder das, was man dafür hielt, verschieden wie Tag und Nacht. Sie verkörpern beide die Unsterblichkeit und die Unnahbarkeit und können somit in einem Atemzug genannt werden, obwohl sie gegensätzlicher kaum hätten sein können.
Die Beiden sinnieren über das Altern, über Unsterblichkeit, übers Filmen und über starke Männer … Nicht unbedingt philosophisch, sondern eher boshaft, bissig und prägnant. Manches Lachen bleibt einem jedoch rasch im Halse stecken, wenn einem der Wahrheitsgehalt bewusst wird, der hinter all diesen Aussagen steckt oder stecken mag. Eine Abrechnung mit enttäuschten Erwartungen, mit Eitelkeiten, der Welt, dem Leben und allem was es ausmacht.
Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl sind einander nur einmal begegnet und keine legte Wert auf mehr: Zwei Frauen, die sich in die brodelnde Moderne stürzten, in der die bisher dominierende Männlichkeit lädiert daniederlag und die Ehe an Reiz verloren hatte; die mit eisernem Durchsetzungswillen, Disziplin und Körpereinsatz ihre Karrieren machten. Karrieren, die nicht unterschiedlicher sein könnten: die eine in Amerika, die andere in Deutschland, die eine mit allem, was im Land der anderen als dekadent galt, die andere als Günstling Hitlers.
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