Barbara Hammer, Aus der Serie SÜDBAHN, Holzschnitt/woodcut 2022
Arbeiten von Barbara Hammer, Lore Heuermann, Markus Wilfling & Cy Twombly im kunstGarten und in der Street Gallery.
Kuratorin: Irmi Horn
Die Ausstellung wird von Stadtrat Dr. Günter Riegler eröffnet. Zur Eröffnung spricht die Kunsthistorikerin Elisabeth Zuparic, BA.
Musik: Duo Flauto Cello Dagmar H. Steinbäcker (Blockflöte), Georg Mähring (Cello)
Eine Ausstellung im kunstGarten und in der Street Gallery. Auf der Suche kann jemand nach etwas Verlorenem sein, aber auch auf der Suche nach etwas zu Entdeckendem.
Auf der Suche kann jemand nach etwas Verlorenem sein, aber auch auf der Suche nach etwas zu Entdeckendem.
Die einen werden die Suche lästig und anstrengend empfinden, die anderen spannend, herausfordernd und beglückend.
Wie Menschen ihren Lebensweg finden, kann von den sozio-politischen Strukturen ihrer Herkunft bestimmt und dennoch auch vom persönlichen Engagement abhängig sein.
Neugier und Wissensdurst, Anpassung an wechselnde Lebensbedingungen, Ortswechsel, Wanderungen und damit kommunizierte Erfahrungen haben menschliche Zivilisation und Kultur entstehen lassen.
Bis zum 1. Weltkrieg waren noch viele Menschen auf der Walz (Tippelei, Gesellenwanderung). Ab dem 16. Jahrhundert gehörte die Wanderschaft für viele Gesellen sogar zur Pflicht.
Die Wanderschaft und die dabei gesammelte Erfahrung waren also Voraussetzungen, um Meister zu werden. Diese „erfahrene“ Meisterlichkeit wird in der Gegenwart in der Lehre wie im Studium eher durch „schulische“ Praxis aufgebaut. Die Nähe und Habhaftigkeit der Welt in virtuellen Netzwerken bleibt wie ein synthetischer Edelstein ohne den natürlich erlebten Ursprung in der Erdgeschichte des Universums eine evolutionäre Transgression.
Hierzulande erfreuen wir uns eines demokratischen Rechtsstaats und es gibt viele Möglichkeiten des Suchens & Findens.
Die einen erkunden wandernd, fahrend oder fliegend die Welt, andere nutzen Literatur, das Internet … studieren, arbeiten wissenschaftlich, versuchen Problemsituationen zu kreieren und zu entschärfen, suchen Konflikte und deren Lösungsmöglichkeit, suchen Ruhe, suchen Rausch, suchen Freiheit, suchen Heimat. Manche sind bequem, begnügen sich und wollen nicht mehr wissen, als ihnen die Tradition vorschreibt oder auch erlaubt.
Frauen in Afghanistan würden gern was wissen. Dürfen aber nicht zur Schule. Der Wissensdurst der Eva hat ja schon seinerzeit zur Vertreibung der Menschen aus dem Paradies geführt!
Manche wollen es ganz genau wissen, manche geben sich mit ausgeklügelten Weltfunktionsgeschichten und abstrusen Verschwörungstheorien zufrieden, wollen Schuldige finden und verurteilen.
Aber es gibt auch noch andere Suchende: Diejenigen aus Kriegsgebieten, Gewaltherrschaftsgebieten und Dürregebieten, die ums nackte Überleben kämpfen: Migrant*innen, die auf der Suche nach einer menschenwürdigen Heimat sind.
Künstler*innen gehen von unterschiedlichen Ansätzen und Perspektiven aus.
Barbara Hammer hat sich auf eine Spurensuche in die Vergangenheit begeben und setzt die vergangene Wirklichkeit in Bezug zur aktuellen Realität des Reisens. Reisen als Suche nach Wissen, Erfahrung, Arbeit und Sehnsucht nach Ferne in vorhergegangenen Jahrhunderten steht oft krass im Gegensatz zu heutigen Reisen: Vergnügen, Entspannung, Lustgewinn oder Geschäftserweiterung.
Sie zeigt eine Holzschnittserie SÜDBAHN:
Ein Walzbuch aus der Zeit der Monarchie inspirierte mich zur Holzschnittserie
SÜDBAHN. Die Arbeitssuche führte Evstahij Garbun, geb. 1886 im Ort Kanal
im Isonzotal (heute Kanal ob Soči in Slowenien) nach Triest und dann hinaus in
die weite Welt der Monarchie, bis er zuletzt in der Steiermark seinen Ruhestand
verbrachte.
Reiserouten in umgekehrter Richtung brachten und bringen über die Südbahn die Österreicher*innen seit dem 19.Jahrhundert nach ihrem Sehnsuchtsort Triest. Und so führte
die Spurensuche auch mich von Graz über Wien, Bruck a.M., Maribor, Lubljana
und Postojna bis nach Triest ans Meer.
Die Holzschnittserie bezieht sich auf diese Spurensuche, stellt sich der Frage „ist der
Weg das Ziel“ und reflektiert die Zielsuche auf der lange Wegstrecke. Die abstrahierte Formgebung der Drucke verweist auf diese meist gebirgige Route, die mit der Geschichte
der Österreicher*innen und deren Sehnsucht nach dem Meer so eng verwoben ist.
Barbara Hammer wurde in Graz geboren, wo sie noch heute lebt und künstlerisch tätig ist.
Sie beschäftigt sich seit 1986 intensiv mit der Malerei und der Druckgrafik und suchte beständig nach Weiterbildung, so in Berlin und Dresden im Rahmen von Sommerakademien sowie in der Grafikwerkstatt Dresden (Technische Sammlung).
Barbara Hammer setzt sich in ihrer Kunst insbesonders mit dem Zeitgeschehen intensiv auseinander und bezieht Stellung zu Bedrohungen und Unrecht. Die Defizite im Umgang mit den Menschenrechten stehen aktuell im Zentrum ihrer Werke. Ihre zuletzt geschaffenen Radierungen sind zeitgemäße gesellschaftspolitische Statements.
Sie präsentierte ihre Werke bereits in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland.
Sie ist Mitglied der Berufsvereinigung der Bildenden Künstler Österreichs und der Internationalen Vereinigung der Holzschneider XYLON, Sektion Österreich.
Markus Wilfling hat für kunstGarten eine Arbeit entwickelt, die einen Hinweis auf die Zeitkomponente in unser aller Dasein gibt. Mit welchem Bewusstsein begeben wir uns in den Tag, wie nützen wir ihn? Dazu wird ein Gedicht in der Street Gallery positioniert.
Die zweite Arbeit ist eine verspiegelte Installation in einem Beet, die unseren Blick dazu anhält, Realität und deren Spiegelung zu unterscheiden: Die Existenz des Raumes und seiner Ausdehnung, die verschiedenen Aspekte, die den Blickwinkel der Betrachtendenen dokumentieren und sich daraus ergebende reizvolle oder verwirrende Bilder und Strukturen aus der umgebenden Natur.
Wilfling, der bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste studierte, ist ein äußerst profilierter österreichischer Künstler im Bespielen bestimmter Orte oder Räumlichkeiten. Er transformiert Alltagsgegenstände und -materialien zu oft monumentalen Kunstobjekten und Installationen und entwickelt seine ganz eigene Formensprache in der Bildhauerei. Markus Wilfling (1966, Innbruck, Österreich) ist Bildhauer und lehrt an der Ortweinschule Graz. Zahlreiche Ausstellungen seit haben ihn als bedeutenden österreichischen Künstler etabliert. Er lebt und arbeitet in der Steiermark.
Lore Heuermann (- die Powerfrau wird heuer 85 Jahre) & Cy Twombly verbindet eine Art Schriftmalerei, die darauf hinweist, dass Vieles auf dieser Welt noch nicht begriffen wurde: Sie schaffen Zeichen in Zartheit und schwungvoller Geste, mit denen sie ästhetische Schriftbilder konstruieren, deren Gestik geheimnisvoll raumgreifend emotionale Erlebnisse des Suchen und Findens zulassen.
Die in Münster geborene Lore Heuermann kam 1956 nach Wien. 1957/58 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste Wien und 1958 an der Pariser Académie de la Grande Chaumière. In den 1960er Jahren machte sie Studienreisen nach Griechenland, in die Türkei, nach Syrien, Jordanien, in den Libanon und nach Ägypten, sowie 1978 nach Sizilien und auf Lampedusa in Italien. Seit Beginn der 1980er Jahre bereiste sie Länder fast aller Kontinente, darunter befanden sich 1984 ein Arbeits- und Studienaufenthalt bei Harvey Littleton (siehe Studioglasbewegung) in North Carolina (USA) und 1997/98 ein sechsmonatiges Stipendium in Fujino (Japan), sowie anlässlich von Ausstellungen und Performances.
Sie ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung (GAV) und seit dem Jahr 2000 der IG Bildende Kunst in Wien. 2005 war sie Kuratorin der Ausstellung Frauen machen Druck in der Galerie im Sitzungssaal in Wien.
Lore Heuermann war mit dem Schriftsteller und ehemaligen Berliner Gastwirt Oswald Wiener (1935–2021) verheiratet, von dem sie seit 1964 geschieden ist. Gemeinsam haben sie zwei Töchter und einen Sohn, darunter die Fernsehköchin und Unternehmerin Sarah Wiener (* 1962). Heuermann lebt und arbeitet seit den 1950er Jahren in Wien.
Einerseits ergründet sie die Haltung des Menschen, versucht in der jeweiligen Bewegung die Stimmung der Person, ihre Gebundenheit oder Freiheit festzuhalten, andererseits verwertet sie diese Erkenntnisse zu Aussagen, Reden, Workshops und gewaltigen Installationen, um einen Weg aufzuzeigen, der das Augenmaß der Gerechtigkeit in den Vordergrund rücken will. Jede ihrer Figuren, ist wie ein Schriftzeichen, das Ethik im Umgang miteinander einfordert und mit Geschichtsverständnis einfordert.
Edwin Parker „Cy“ Twombly Jr (US, 1928 – 2011) wurde in Lexington, Virginia, USA geboren und gehört zu der post-abstrakten Generation der Expressionisten. Als er zu Beginn der 1950er Jahre nach New York gezogen war, um an der Art Students League zu studieren, traf er auf den Künstler Robert Rauschenberg (US, 1925 – 2008), der ihn ermutigte ans Black Mountain College zu gehen. Durch Dozenten und Kommilitonen dieser beiden Einrichtungen ließ er sich inspirieren. Twomblys frühe Arbeiten zeigen eine gewisse gestische Abstraktion, die auch Franz Kline (US, 1910 – 1962) zu eigen ist, doch er entwickelte bald seinen eigenen Stil.
Nach einer Reise durch Europa, seiner Zeit bei der Armee und nach einer kurzen Zeit in New York, zog Twombly 1957 nach Italien. Er intensivierte seine Kenntnisse der klassischen Literatur, Geschichte und Mythologie. Er wurde besonders bekannt mit seinen großen Graffiti-Gemälden, mit einer verwischten Grenze zwischen Zeichnungen und Malerei, er schuf allerdings auch einige Skulpturen, die sich teilweise auf die Mythologie beziehen. Viele Jahre war Twombly in Europa bekannter als in den Vereinigten Staaten, doch heute gilt er weltweit als einer der innovativsten Maler seiner Generation.
Twombly hat das Licht des Südens gesucht und gefunden. Dieses Licht des Mittelmeers und seiner umgebenden Länder und deren Geschichte hin zu einem Europa, der Alten Welt, hat ihn zu verschiedenen Motiven in seinen Arbeiten motiviert.