Monika Lederbauer_BAUM, Druck 2015/16
Eröffnung der Ausstellung durch Kunsthistorikerin Edith Risse.
HOMMAGEN. An die Natur!
Unikat-Druckgraphiken von Monika Lederbauer und Bilder und Interaktionen von Nicole Pruckermayr.
Monika Lederbauer beeindruckt durch die sorgfältige Wahl ihrer Themen und ihre vielfältigen Zugänge in der Verarbeitung. 1997 vertiefte die Ärztin nach einem Unfall ihre starke Beziehung zur Kunst. Sie absolvierte Kurse an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg, besuchte Workshops und den Abendakt an der Universität für Angewandte Kunst, entwickelte ihre Techniken. Studienreisen nach China in den Jahren 2006 und 2007 hinterließen eine starke Prägung ihres ästhetischen Empfindens. Sie arbeitet mit Kalligraphie, mit chinesischer Tusche und Reispapier oder Maulbeerbaumrindenpapier, wählt gezielt Materialien für ihre Arbeiten aus. Sie liebt und beobachtet die Natur. Ihre Bilder sind Reflexionen, Erinnerungen … Mit ihrer Bildkomposition will sie Tiefe erzeugen – zum Hineingehen ins Bild animieren – und das feine Spiel des Lichtes wiedergeben! Aus Farbe Licht zu malen – aus Materie – das grenzt an Zauberei! Oft arbeitet sie an mehreren Serien gleichzeitig und setzt sich mit stilistischen Variationen auseinander. Dabei schafft sie ein Universum zwischen Abstraktion und Gegenständlichem und reißt mit den verschiedenen Darstellungs-Aspekten die BetrachterInnen in einen faszinierenden Vielfältigkeits-Rausch. Gleichzeitig schafft sie eine ideale Kommunikationsbasis zwischen Gefühl und Verstand über ein ursprüngliches Sujet, diesmal z. B. über den Begriff und die Wahrnehmung von Baum, und gibt ihren Moment des Erfassens weiter.
Nicole Pruckermayr hat 2013 in ihrer Dissertation Haut als Distanzerfahrung sowohl naturwissenschaftlich als auch kulturwissenschaftlich mit Erfahrenssituationen von Räumen und Körpern auseinandergesetzt. Sie schreibt All dem Negativen, welches dem Körper widerfährt steht das Erleben der weichen Berührungen und der glücklichen Momente gegenüber, die die Haut erspüren und weitertransportieren kann. Die Nähe, die die Haut auch vermitteln kann und die mit Glücklich-Sein verbunden wird, ist eine der wesentlichsten Eigenschaften der Haut. Sie untersucht Zusammenhänge zwischen Gehirn und Haut, wie frau/man mit Wasser, Licht und Berührung umgeht, als auch wie Zusammenleben in Gemeinschaften aus der Sicht einer einzelnen Person als auch in größeren Zusammenhänge sich ausformulieren kann … Richten wir bei dieser Ausstellung der in Graz lebenden und arbeitenden Wissenschaftlerin und Künstlerin – Studium der Biologie und Architektur, Doktorat im Bereich der Visuellen Kultur und Kunstanthropologie 2014 – von 2004-2012 Assistentin am Institut für Zeitgenössische Kunst bei Hans Kupelwieser – seit 2004 Bassistin bei extofita -Mitglied bei nap+forum::für::umläute, IMA, Schaumbad und mur.at – unsere Augen, unser Denken und Fühlen auf die Haut eines anderen Lebewesens: den Baum, die Hautschichten der Erde! Nicole Pruckermayr denkt und arbeitet mit Raum, Ort, Menschen und menschlichen Körpern, Wasser, Wind und Pflanzen und vermittelt über Fotoarbeiten, Video, (mediale) Installationen, Performance und Projekte im öffentlichen Raum ihre Wahrnehmungsprozesse als emphatische und diskursive Erlebensfragmente. Diesmal legt sie ihr Augenmerk performativ auf die Haut eines Apfelbaumes: die Rinde. Die Verletzbarkeit von Bäumen, dieser oft jahrzehnte- oder jahrhundertealten Atemlufterzeuger für alle Lungenatmenden, rückt sie deutlich ins Bewusstsein, indem sie sich der Verwundung eines Astes annimmt, die diesen zum Abbrechen bringen könnte. Sie untersucht wie Mikroorganismen im Kompost Strukturen, Farben und Gestalt herstellen und eine “Bildkomposition” entstehen lassen. Indem sie das Publikum mit auf diese Entdeckungsmomente nimmt und einbezieht, formiert sie daraus eine Anheilprozession.
Performance „Anheilprozession“ von Nicole Pruckermayr
Die Anheilprozession nimmt ihren Lauf
Stationen für Achtsamkeit.
Die Hüllen und Häute werden in vielfältiger Weise geöffnet und geschlossen. Kein Eingriff bleibt ohne Spur, jede Gabe zieht etwas nach sich. Am Kompost zeigt sich der Kreislauf des Gartens, Werden und Vergehen liegen hier nahe beieinander. Unzählige Beteiligte zerschnipseln, zersetzen und bearbeiten Material welches in regelmässigen Abständen hinzukommt. Vor einigen Wochen haben sich Neuankömmlinge unter den Kompost gemischt – mehrere Blätter Papier sind nun Teil des Geschehens. Schicht für Schicht wird nun wieder freigelegt, möglicherweise hat die Zellstoffkur dem Kompost gut getan. Vielleicht hat sie ihn aber auch gestört. Sicher ist, dass der Kompost sich ins Papier eingeschrieben hat und dass nun das erste Anheilen nach diesem Eingriff wieder in Gang gebracht wird. Der Apfelbaum unweit des Kompostes hat einen Ast, der etwas marod darniederliegt. Anthropozentrisch betrachtet benötigt der Baum Unterstützung, die der Akt des Verbindens und des Einfatschens in sehr schöner Weise ausführt: Ob es dem Baum dadurch tatsächlich besser geht, bleibt offen. Die Hüllen und Häute werden in vielfältiger Weise geöffnet und geschlossen. Im gemeinsamen Besummen erhoffe ich den Ablauf der Heilung zu begünstigen.