Wandgemälde 'Allegorie der Freunde' mit verschlüsselten Inhalten und Bezügen zur politischen Situation der Zeit von Axel Leskoschek©: Sammlung Heimo Halbrainer (Nachlass Max v. Wikullil)
Eine Kartenrunde zum Quartett über die Allegorie der Freunde mit Sarah Bildstein, Angela Wiedermann, Peter Fritzenwallner.
„Ein Quartett in 12 Familien“, das sich auf das Wandgemälde „Allegorie der Freunde“ von Axl Leskoschek im Haus Eichholzer, Hilmteichstraße 24 bezieht. Die Verbindung von zeitgenössischen Strategien künstlerischer Auseinandersetzung mit komplexen wissenschaftlichen Themen eröffnet neue Blickwinkel.
Sarah Bildstein ist Künstlerin in Wien und Konstanz. Ausgehend von Metaphern und Abstraktion entwickelt sie Collagen, Installationen und arbeitet im erweiterten malerischen und öffentlichen Raum. Ihr künstlerischer Zugang beruht auf der Beobachtung des entfremdeten Subjekts an der Schnittstelle des postindustriellen Zeitalters und dessen Konsumkultur. – Konzept und Kartengestaltung
www.sarahbildstein.com
Angela Wiedermann
Very interested in language, the words, the speech, the message, the A, B & C, *OMG*, the syntax, the rhytm, the epic fail, the lingo, the typos. The little dance with the Sprachpolizei. Working in public space sometimes, Sometimes only on the pen and the paper. Living in Vienna, going places sometimes. And let’s see what’s next! – Text und Kartengestaltung.  www.angelawiedermann.com
Peter Fritzenwallner lebt und arbeitet in Wien und ist in den verschiedensten Feldern irgendwo zwischen Malerei, Installation, Objekt und Performance tätig. Er studierte von 2003 bis 2009 an der Universität für angewandte Kunst, erhielt diverse Stipendien und Auszeichnungen, wie das MAK-Schindler Stipendium 2011, das Staatsstipendium für bildende Kunst 2015 und den h13-Preis für Performance des Kunstraum Niederösterreich. Zahlreiche Performances und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. – Kartengestaltung: www.pfff.at
Roswitha Weingrill ist bildende Künstlerin in Wien und in der Steiermark. Sie interessiert sich für soziologische Phänomene, wissenschaftliche Randgebiete und die Dekonstruktion von großen globalen Themen in überschaubare und oft regionale Aspekte. Seit ihrem Studium an der Universität für Angewandte Kunst Wien von 2003 bis 2010 nimmt sie regelmäßig an Ausstellungen teil, schreibt an ihrer Dissertation und betreibt gemeinsam mit Günther Friesinger den Kunstraum komm.st lab in Anger in der Oststeiermark. – Grafik und Kartengestaltung: www.roswithaweingrill.com
HILMTEICHSTRASSE 24 – Rezension Emil Gruber 2016
Es ist hinlänglich bekannt. Zusammen mit anderen benachbarten Objekten soll das Haus Hilmteichstraße 24 einem Ausbau des Landeskrankenhauses Graz weichen. Die von Herbert Eichholzer 1937/38 geplante Villa sei aufgrund späterer Umbauten nicht mehr unterschutzstellungswürdig, entschied das Bundesdenkmalamt.
Das auch nach seiner Erstbesitzerin Haus Albrecher genannte Objekt ist nicht das erste Gebäude des steirischen Architekten das einem Neubau zum Opfer fällt. Erst 2013 wurde, nur von wenigen wahrgenommen, das von Eichholzer gemeinsam mit Rudolf Nowotny entworfene Haus Ferner am Ulrichsweg in Graz-Andritz abgerissen.
Die Kunsthistorikerinnen Antje Senarclens de Grancy und Eva Klein sowie der Zeithistoriker Heimo Halbrainer erinnern nun in einem Buch nochmals an die bewegte Geschichte des Hauses Albrecher und seiner ProtagonistInnen.
Zu einem Fundus für das Projekt wurde die Übergabe von historischen, äußerst detaillierten Außen- und Innenaufnahmen der Villa aus den 1930er und 1940er Jahren an Halbrainers Verein Clio. Sie stammen aus dem Nachlass des Fotografen Max von Wikullil, einem Freund der Hausherrin.
Damit konnte nun nicht nur intensiv auf die ursprüngliche Bauform des Hauses eingegangen werden. Besonders hilfreich waren die Aufnahmen auch für eine Rekonstruktion des von Axel Leskoschek gemalten Wandbildes Allegorie der Freunde im Salon der Villa. Leskoschek heiratete Herma Albrecher im November 1937 kurz nach seiner Entlassung aus dem Anhaltelager Wöllersdorf, in dem er als Gegner des Ständestaates festgehalten wurde. Seine Position zur politischen Situation hielt er verschlüsselt in einem ca. 6 x 1,5 Meter großen Seccogemälde, das sich praktisch über eine gesamte Wandlänge erstreckte, fest.
Das Bild überdauerte zwar Austrofaschismus und NS-Zeit (Leskoschek selbst ging mit dem Tag der Machtübernahme Hitlers in Österreich ins Exil und kehrte erst 1948 wieder zurück), mit dem Verkauf des Hauses in den 1960er Jahren verschwand es jedoch unter Farbschichten und Tapeten. Nach Untersuchungen von Eva Klein ist die Arbeit noch vorhanden, jedoch eine Restaurierung finanziell nicht realisierbar.
Anhand der Fotografien konnte für das Buch nun ein intensiver Interpretationsversuch unternommen werden. Eine von Bettina Paschke gestaltete, aufklappbare Nachzeichnung des Wandbildes lässt – wenn auch nur schwarzweiß – die ehemalige Schönheit der Arbeit in seiner Totalen wiederauferstehen.
Antje Senarclens de Grancy zieht, um das Außen und das Innen des Hauses einer Einordnung zuzuführen, penibel anhand der Fotos aber auch anhand von Originalplänen und Entwurfszeichnungen zum Gebäude Fäden durch die Moderne. Sie zeigt, wie sehr Eichholzer in seiner kurzen Schaffensperiode den Aufbruch, den das Neue Bauen in der Architektur bewirkte, verinnerlicht hatte und in seinen Arbeiten weiterentwickelte.
Heimo Halbrainer durchforstet die Biographien des Prenninger Kreises, jener Widerstandsgruppe, zu der Eichholzer und Leskoschek zählten, und wartet mit einer Reihe von neuen, lesenswerten Fakten auf, unter anderem wie wichtig die Hilmteichstraße 24 für Treffen und konspirativen Austausch war.
In einem anderen, sentimentalen Kapitel erzählt Mariella Enajat, die Tochter von Herma Albrecher, von ihren Kindheitserinnerungen zum Haus. Ramona Winkler hält in stimmigen Schwarzweiß-Aufnahmen noch einmal den aktuellen Baubestand fest.
Aktuell versucht eine Initiative rund um Johannes Fiedler und Jördis Tornquist das Haus doch noch zu retten. Es wäre schön, wenn sie Erfolg hätte. Dann wäre dieses liebevoll recherchierte und vorzüglich bebilderte Buch nicht – nur – ein weiteres Epitaph in der Architekturgeschichte von Graz.
BUCH
Heimo Halbrainer/Eva Klein/Antje Senarclens de Grancy:
Hilmteichstraße 24. Haus Albrecher-Leskoschek von Herbert Eichholzer.
Geb., 160 Seiten mit zahlr. Abb., CLIO, Graz 2016
ISBN:978-3-902542-25-0
Euro 24,00
INFORMATION
- Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787.