Workshop/Talk

100 Jahre: FRAUEN & BAUHAUS.

Britische Frauenrechtlerinnen (Suffragetten) 1910 in London

1919 war Europa im Aufbruch. Nachdem der Erste Weltkrieg vor allem unzähligen Männern das Leben gekostet hatte, erkannten die Frauen ihre Chance, sich stärker als zuvor ins gesellschaftliche Leben einzubringen, sei es in der Politik, in der Kunst oder in der Wissenschaft:  Rosa Luxemburg, Käthe Kollwitz, Marie Curie, Marguerite Duras, Coco Chanel etc.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde es für die Anhänger des Patriarchats immer schwerer, die Herrschaft über die Frau zu rechtfertigen. 
Parallel zur Politik hat sich im 20. Jahrhundert auch das Frauenbild in den Weltreligionen zu ändern begonnen – wenn auch in sehr unterschiedlichem Tempo. Seit einigen Jahrzehnten können Frauen in immer mehr protestantischen Kirchen Priesterinnen werden. Auch Rabbinerinnen und weibliche Imame gibt es heute, allerdings nur ganz vereinzelt.
In der zunehmend industrialisierten Welt, so vermutet Ian Morris, werden sich die letzten „verbissenen Verteidiger“ der Unterdrückung der Frau – etwa die religiösen Extremisten – dem Lauf der Geschichte vergeblich in den Weg stellen.
Zugleich akzeptieren auch immer mehr Menschen, dass Gleichberechtigung ein universelles Menschenrecht ist – und dass neben dem Ruf nach „Freiheit“ und „Gleichheit“ der nach „Mitmenschlichkeit“ stehen sollte, nicht der nach „Brüderlichkeit“. (Ian Morris)

Das gerade eben gegründete Bauhaus im Weimar zum Beispiel steht zwar offiziell Männern wie Frauen offen, doch die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Schon nach wenigen Wochen müssen die Schülerinnen erfahren, dass Frauenemanzipation vor allem unter den Lehrmeistern oft nur ein müdes Lippenbekenntnis ist. Allen voran Walter Gropius, der es, ganz entgegen seiner eigenen Satzung, nicht gern sieht, wenn die jungen Frauen an seinem Institut den Männern Konkurrenz zu machen drohen. Die Geister, die Gropius rief und die nun in großer Zahl erscheinen, sind ihm schon nach kurzer Zeit unheimlich geworden. (https://www.mdr.de/kultur/unda-hoerner-das-jahr-der-frauen-102.html)

Die 3YHKUBKO Schüler*innen Klasse Mag. Agnes Katschner der Höheren technische Bundeslehranstalt ‚Ortweinschule‘ Graz gestalten gemeinsam mit dem Kulturpartner kunstGarten eine Ausstellung zum Thema 100 Jahre: Frauenbewegung und Bauhaus. Durch historische Aufarbeitung stoßen die Schüler*innen auf Zusammenhänge, die über die „Kunst“ deutlich gemacht wurden: Das Konzept der Zusammenführung von Kunst und Handwerk hatte nicht nur Auswirkung auf die Architektur sondern damit auch auf soziale Lebensbedingungen. Diese Tendenz war in den Zeiten des Nationalsozialismus genauso wenig erwünscht wie der Wunsch der Frauen auf Gleichberechtigung oder Gleichbehandlung. In der Technik des Druckes, der durch Bauhaus initiierten Vervielfältigung eines Kunstwerkes, erarbeiten die Schüler*innen nach den vorangegangenen Workshops/Vorträgen DP.in Irmi & DP Reinfrid Horn, Druckexpertin Elisabeth Pressl , MA, BAUHAUS-Referentin Hanna Stein, MA, I. Horns Referat BERTHA VON SUTTNER UND IHRE SICHTWEISE AUF DIE GESCHLECHTER nach Eveline Thalmann, MA, Mag.a Astrid Wlach -„Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung“ – zusammen mit ihrer Lehrerin in der Schule Plakate, die einerseits die Lebensbedingungen der Frauen vor 100 Jahren, andererseits ihre Entwicklung bis heute in den Fokus nehmen und drucken diese dann bei Risograd, Puchstraße 41, 8020 Graz. Risograd ist ein selbstverwalteter Druckraum in Graz, der Platz bietet, sich mit dem Medium Druck vertraut zu machen – mit und ohne Vorkenntnisse. Dabei soll Raum sein für Auseinandersetzungen mit individuellen und kollektiven Arbeitsweisen, ästhetischen Verlangen und ideellen Ansprüchen. Thematisch geht es oft um Details und grobe Entwürfe zugleich: der Alltag, das Absurde, die Stadt, das Verrückte, der Rand und die Gesellschaft.

Friedl Dicker-Brandeis, 1920

Friedl Dicker-Brandeis, auch Friedl Dicker, Friedericke Dicker-Brandeis sowie Friederike Dicker-Brandeis und auf Tschechisch BedÅ™iÅ¡ka (Friederike) Brandeisová (*1898, Wien – † 1944, KZ Auschwitz-Birkenau) war eine österreichische und tschechoslowakische Malerin, Lehrerin und Innenarchitektin. Sie wuchs in einer jüdischen Familie auf. Nach dem Studium an der privaten Kunstschule von Johannes Itten in Wien studierte sie am Bauhaus in Weimar. Später gründete sie mit Franz Singer in Wien das Gemeinschafts-atelier Singer-Dicker. Die gemeinsamen Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und unter anderem in der Ausstellung Moderne Inneneinrichtungen im Österreichischen Museum für angewandte Kunst gezeigt. 1931 eröffnete Friedl Dicker in Wien ein eigenes Atelier. Sie war Mitglied der Kommunistischen Partei und im Jahr 1934 wurde sie wegen kommu-nistischer Aktivitäten verhaftet. Kurz danach  emigrierte sie nach Prag, wo sie ihren Cousin Pavel Brandeis heiratete und wurde tschechische Staatsbürgerin. Im September 1942 wurde sie mit ihrem Ehemann in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie Zeichenkurse für Kinder organisierte. Vor ihrer Abreise nach Auschwitz hatte sie Hunderte von Kinderkunstwerken in einem Koffer auf dem Dachboden versteckt, der nach dem Krieg in das Jüdische Museum in Prag kam. Am 9. Oktober 1944 wurde sie vergast. Ihr Mann überlebte den Holocaust und heiratete erneut.
Nach Friedl Dicker-Brandeis wurde 2016 ein Gemeindebau in Alsergrund in Wien benannt.

Mag.a Astrid Wlach

März: 2 x jeweils Donnerstag, 14.30- 18.00 Workshop im kunstGarten. Der Vortrag von Eveline Thalmann, MA, derzeit Tirana „Ãœber die Frauen“ aus dem „Maschinenalter“wird ersatzweise von Irmi Horn gehalten, da Frau Thalmann verhindert ist. Die Lektorin und Kunst-und Kulturvermittlerin am Joanneum Mag.a Astrid Wlach studierte Romanistik und Germanistik an der Uni Graz und Poitiers und wird am 14. März über „Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung“  sprechen.Sie lebt mit ihrer Familie in Graz und engagiert sich in der (Frauen-)Politik. Die Historikerin Hanna Stein aus der Bauhausstadt Dessau, seit 2014 in Graz (Genderstudien-Masterprogramm) und Elisabeth Pressl, MA – Transkulturelle Kommunikation (seit 2015 Digital Humanities), Mitbegründerin von Risograd  werden sich vor allem dem Bauhausgedanken und dem Druckprozess widmen. Irmi Horn (Diplom Pädagogin, Autorin, Regisseurin, Schauspielerin, Vortragende und künstlerische Leiterin von kunstGarten in Graz, 2017 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark für kulturelles Engagement) wird sich neben der Vorlesung BERTHA VON SUTTNER UND IHRE SICHTWEISE AUF DIE GESCHLECHTER auch Friedl Dicker-Brandeis zuwenden.

April- Mai: Entwurfgestaltung in der Schule. Wöchentlich 3,5 Stunden Unterricht mit Mag.a Katschner. Mit dieser engagierten Lehrerin und sensiblen Künstlerin haben wir schon mehrmals erfolgreich zusammen gearbeitet; aber auch ihr eigenes künstlerisches Werk bei Ausstellungen gezeigt.

Apr – Mai: 2 Workshops-Druckprozess bei Risograd – Freies Atelierhaus Schaumbad Graz, Puchstraße 41, 8020 Graz. Leitung: Elisabeth Pressl. Die Risographie -eine Art beschleunigtes Siebdruckverfahren, wird dabei als zugängliches Mittel genutzt, um sich mit Techniken, Farben und Formaten künstlerischen und inhaltlichen Positionen zu widmen.

Ende Mai Projektpräsentation im kunstGarten mit allen Beteiligten.

https://www.theguardian.com/artanddesign/2009/nov/07/the-women-of-bauhaus