Ausstellung/Gartenkunst

SCHICHT UM SCHICHT: ROSAROT?

Kathrin Lorenz, „flamingo love“, Acryl/LW canvas, 80 cm × 80 cm, 2024 Bildausschnitt/section Phoenicopterus roseus

SCHICHT UM SCHICHT: ROSAROT?  Doris Hansen (Short Residency), Kathrin Lorenz, Erwin Schwentner 
Kuratorin: Irmi Horn.

 

Das Wanken des Betrachters – Doris Hansens mikrowelten

mikrowelten bilden die Meta-Idee sämtlicher Konzepte und Realisierungen der in Berlin lebenden Künstlerin Doris Hansen. Ihnen verleiht sie in Form von Installation, Relief, Objekt oder als Zeichnung eine Gestalt; sie sind extraterrestrische Visionen unserer Zukunft.

Die Realisationen bestehen aus möglichst naturfremden Materialien wie Styropor, das wie ein Raum-Skelett unsichtbar von synthetischen Textilien verdeckt wird. Die mikrowelten erweiterte die Künstlerin in den vergangenen Jahren um Scans ihrer Bleistift-Zeichnungen, die sie digital koloriert, sowie um großformatige Reliefe. In den aktuellen Projekten kombiniert Doris Hansen ihre typischen Soft Materials, die eine starke Haptik aufweisen, mit optischen Bestandteilen: So experimentiert sie verstärkt mit LED-Leuchten, die wechselndes, künstliches Licht verbreiten, oder mit Welten, die in einer Plexiglas-Hülle errichtet werden und wie Hemisphären en miniature erscheinen. Gerade die Transparenz dieser Objekt-Membranen oder auch die der Schaufenster, in denen Doris Hansen ihre Installationen regelmäßig ausstellt, betonen die Differenz von diesem anderen Raum zu unserem. Nur zu gut passt der Blick des Betrachters durch diese Membranen zu der Idee eines Raumes, der sich uns nie gänzlich erschließen wird, weil er sich unserer Vorstellung entzieht und uns zurück zu der konkreten Materialität der Werke führt.

Inspiration holt sich Doris Hansen aus der Mikrobiologie, aus mittelalterlichen Weltvorstellungen und vor allem aus Comics und Science-Fiction der 1950er bis 1970er Jahre. So lesen sich die mikrowelten auch als fiktive Welten: Wir teilen den Blick von Flash Gordon oder Barbarella, der vor vielen Jahrzehnten auf das Jetzt gerichtet wurde und über deren Visionen wir heute lächeln können, weil alles doch so anders gekommen ist. Es sind jedoch auch – und vielleicht vor allem – perfekte Welten, die ihren manuellen Herstellungsprozess nicht preisgeben wollen, ja geradezu verschleiern, als würden sie nicht in aufwändiger Handarbeit, sondern selbst industriell und maschinell gefertigt.

Doris Hansen erschafft vielfarbige, anziehende, queere Welten, in denen sie über Material und Herstellungstechnik eine Dekonstruktion der binären Geschlechter bewirkt: Das mit Männlichkeit attribuierte Baumaterial Styropor wird von weiblich konnotierten Farben, Textilien und floralen Motiven wortwörtlich überlagert, die Vorstellungen von männlich/weiblich, homo/hetero werden als kulturelle und bereits historisch gewordene Zuweisungen dekonstruiert: tertium datur. In den mikrowelten besitzen die Bewohner aus FIMO kein Geschlecht.

Auf Ebene der Zeichen sind die mikrowelten widersprüchlich zu rezipieren. So fühlt sich der Betrachter doch durch ihre unglaubliche materielle Präsenz angezogen, seine Gedanken prallen aber gleichzeitig immer wieder auf die Utopien, auf die die mikrowelten referieren. Es herrscht ein unsicheres Gleichgewicht, das, je länger wir uns den Welten aussetzen, ins Wanken gerät und trotz – oder gerade wegen – der enormen Ästhetik des Künstlichen ein Unbehagen in uns auslöst. Denn worauf verweisen diese Welten? Sie verweisen immer auch auf uns zurück und zeigen uns eine leere Stelle unserer Imagination, unsere Zukunft. Sarah Niesel (Kunsthistorikerin)

Doris Hansen stammt aus Bad Oldesloe /Schleswig Holstein (1972). 1992-2001 studierte sie Germanistik und Kunstgeschichte in Trier und Berlin und schloss 2001 als Magistra Artium das Studium ab.
2001-2003 war sie Clubbetreiberin und Eventmanagerin (GLAM, Invalidenstrasse und Schillingstrasse), seit 2003 lebt sie als freischaffende Künstlerin in Berlin.

Kathrin Lorenz ist in Fürstenfeld, Steiermark, geboren, studierte Bildende Kunst und Malerei:
1999 University of Arts Allentown, Pennsylvania, USA,
1999 Universität für angewandte Kunst Wien, Prof. Christian Ludwig Attersee
2005 diplomierte sie mit Auszeichnung. Von da an folgen zahlreiche Ausstellungen.
1999-2016 lebte und arbeitete sie als freischaffende Künstlerin in Wien.
2017 wird aus Kathrin Siegl wird Kathrin Lorenz.
Seit 2016 lebt und arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in der Steiermark, Am Hohenberg, Schöckl und ist Mutter zweier Töchter.

Ihre Auslandsaufenthalte führten sie nach Island, New York, London, Paris, Berlin, Dublin, Amsterdam, Hamburg, Stockholm, Prag, Debrecen, Umbrien, Pennsylvania, Belgien, Kroatien, Slowenien, Südfrankreich, in die Toskana und die Schweiz (Genf, Bern).

Sie paart in ihren Arbeiten Wissen und Fantasie und will damit Sichtwinkel verändern und die Möglichkeit neuer Herangehensweisen in ihrem typisch schwelgerischem Farbeinsatz und Pinselstrich für Betrachtende schaffen.

Erwin Schwentner versucht mit seiner Plastik, die sogenannten großen Themen der Menscheit zu kommentieren und bedient sich dabei seiner eigenen skulpturalen Welt, die ja – immer aus seinem Kopf kommend – die „ganze Welt“ bedeutet. Außer dieser Welt gibt es für ihn keine, deshalb bleiben die Erklärungsversuche notwendiger Weise unvollkommen. Schicht um Schicht deckt er menschliches Verhalten in humorvoll-kritischer Weise auf.

Geboren wurde Schwentner 1945 in Hitzendorf bei Graz, er ist verheiratet, hat 3 Kinder, war Richter, und hat sich seit 1980 künstlerisch betätigt.
Seit 1982 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland.

Geboren wurde Schwentner 1945 in Hitzendorf bei Graz, er ist verheiratet, hat 3 Kinder, war Richter, und hat sich seit 1980 künstlerisch betätigt.
Seit 1982 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland.