Ida Szigethy, Catrin Bolt, Viktor Kröll, Patrick Topitschnig
LEBENSWELTEN ODER WAHRTRÄUME. Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Eine Verschmelzung von Realität und Vorstellung. – 24.10. im kunstGarten und in der Street Gallery
Ida Szigethy: KLIMT RELOADED
Handvergoldete Giclée Farbdrucke gerahmt unter Glas
Ida Szigethy (https://oe1.orf.at/programm/20190922/572939/Ida-Szigethy) wurde in Wien in eine musische Familie geboren.
Sie verkehrte schon in ihren Gymnasialjahren im Kreis von Malern und Schriftstellern
im Art Club (Strohkoffer), Wien
Ihre ersten künstlerischen Eindrücke sind die große „Paul Klee“ Ausstellung,
die „Surrealismus“ Ausstellung und die von Friedensreich Hundertwasser im Art Club Wien.
Mit Konrad Bayer spielt sie 1955 in Peter Kubelka’s Film „Mosaik im Vertrauen“
Während vieler Jahre arbeitet sie vor und hinter der Kamera ihres Mannes Ferry Radax.
Um diese Zeit beginnt sie als Autodidaktin zu malen.
1967 Mitarbeit an Ferry Radax’s Fernsehdokument „Forumdichter Graz“
Nach ihrer Scheidung entscheidet sie sich für die Malerei.
Ab 1970 stellt sie in Österreich und im Ausland aus.
1972 malt sie den Buchumschlag für „Ida und Ob“ von Barbara Frischmuth
im selben Jahr Ausstellung im Forum Stadtpark Graz.
1973 illustriert sie das Kinderbuch „Herr Mantel und Herr Hemd“ von Gerhard Roth
für den Insel Verlag, Frankfurt am Main
2000 wählt Friedensreich Hundertwasser ihr Bild „Turf Turkey“ für eine Briefmarke in der Serie „Moderne Kunst in Österreich“ aus.
2001 beteiligt sie sich mit 12 Pariser Künstlern an der Ausstellung „Boites d’artistes“ der Galerie Gladys Mougin
Sie lebte in Zürich, München, Brüssel, Amsterdam, Venedig und von 1978 bis 2008 in Paris.
Sie bereiste Nordamerika, Brasilien, Griechenland, Türkei, Israel, Indien, Thailand, Kambodscha, Singapur.
Fasziniert von den tropischen Landschaften und Pflanzen besuchte sie Bali, Java, Hawaii,
die Seychellen und La Réunion.
Seit 2008 lebt sie wieder in Wien.
2018 Buchrealisation „Chère Ida“ Briefe von Konrad Bayer an Ida Szigethy mit dem
Verlag Bibliothek der Provinz
Ihre Werke sind in den Sammlungen Albertina Wien, Ministerium für Kunst und Kultur Wien
Bundeskanzleramt Wien, Österreichische Postsparkassa Wien, Artothek Wien,
Artothèque Saint Denis auf La Réunion, Privatsammlung von Friedensreich Hundertwasser und vielen anderen Malern, Schriftstellern und Journalisten.
Catrin Bolt befasst sich mit der inhaltlichen, geschichtlichen und architektonischen Komplexität von Räumen und Orten. Mithilfe von Fotos, Skulpturen und Installationen – über minimale Eingriffe und unorthodoxe Darstellungen – werden diese in ihrer Vielschichtigkeit erfahrbar.
Neben dem Begriff des erweiterten öffentlichen Raums und der konzeptuellen Befragung von Ausstellungen erforscht die Künstlerin das Potenzial von Kunst in Alltagsräumen. Im Gebrauch und der Neuperspektivierung von Alltagsgegenständen, die oft auf humorvolle, ironische und spielerische Weise symbolisch umgewertet werden, sowie mit den Kunstgriffen von Fiktionen, Fakes und subtilen Irritationen trotzt sie gesellschaftlichen Gegebenheiten neue Sichtweisen ab. Mit diesen Strategien macht sie gesellschaftliche Absurditäten ebenso wie die imaginäre, aber auch reale Macht von Zeichensystemen sichtbar. (Tania Hölzl )
In Mahnmalprojekten entwickelte sie eigenständige Formen einer zeitgenössischen Erinnerungskultur – so konnte sie 2011 das Mahnmal für die zwei Zwangsarbeiterlager in Viehofen bei St. Pölten realisieren; 2012 erhielt sie einen Anerkennungspreis für ihren Vorschlag für das zentrale Mahnmal in Saarbrücken. 2013 und 2014 realisierte sie die stadtübergreifenden Mahnmale Lauftext (Graz) und Alltagsskulpturen (Wien). 2015 erhielt sie den renommierten Otto Mauer-Preis, sowie die Umsetzung zweier Ehrenmäler im Arkadenhof der Universität Wien. Des Weiteren gewann sie 2005 den 1. Platz für ihren Vorschlag für die Gestaltung des Gemeindezentrums Hochleithen (Niederösterreich), 2004 den internationalen Szpilman Award und 2001 den 2. Platz für ihr Video Statuen u¬¬marmen.
Derzeit beschäftigt sich die Künstlerin mit Methoden der Tarnung, unter anderem mit dem groß angelegten Projekt Tarnrasen im öffentlichen Raum in Bozen.
https://www.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/startseite/Dokumente/Portfolio-Catrin-Bolt1a.pdf
Für kunstGarten erarbeitete sie ein Modell-Foto „PRIVATER EU-GRENZZAUN“
Allgemeine Beschreibung
Es wird ein Zaun kostenlos (inklusive Aufstellung) angeboten, der um den Garten eines Privathauses errichtet wird und in Höhe (6 Meter) und Gestaltung dem EU-Grenzzaun entspricht. Dieser kann über einen vereinbarten Zeitraum stehenbleiben und wird auf Wunsch wieder abgebaut. Der zu umzäunen- de Garten soll nicht allzu groß sein damit optisch eine gewisse Monumentatlität und Absurdität ver- mittelt wird. Als Alltagsgegenstand, der zwar am richtigen Ort platziert, aber völlig überdimensioniert ist, wird er in der Auseinandersetzung damit zum Denkmal.
Hintergrund
Das Projekt gibt keine eindeutige Lesart vor, es gibt ein Phänomen wieder und stellt es in Diskussion. Die Arbeit steht – wie bei Zäunen üblich – zwischen privat und öffentlich – das Angebot richtet sich an Private, ist aber (beispielsweise über Anzeigenportale) öffentlich sichtbar, der Zaun steht zwar auf privatem Grund, grenzt aber an die Öffentlichkeit. Als potentiell funktionale Abgrenzung fällt er auf und führt zu Spekulationen und Beschäftigung damit. Die Umzäunung eines Kleingartens hat etwas Monumentales und streut Zweifel, ob das ernst gemeint sein könnte oder ein Kommentar ist. Damit ist er auch an der Grenze zwischen „realem“ Alltagsgegenstand und Kunst.
Zwar lesen und hören wir ständig über die EU-Grenzzäune, aber deren Dimensionen sind über Bilder und Beschreibungen oft wenig greifbar. Der Zaun soll von den Rändern der EU in eines der Zentren transferiert und sichtbar gemacht werden. Meist kann man an den Rändern einer Einheit ihren inne – ren Aufbau verstehen. Die Sicherung der Grenzen und Errichtung von immer mehr Zäunen hat sich zu einem grundlegenden Element der Union entwickelt. In den meisten Gesellschaften der EU haben sich die BürgerInnen bereits vom Ideal gegenseitigen Vertrauens und eines solidarischen Füreinander verabschiedet und bauen vermehrt auf Regelwerke und Konkurrenzdenken. Mit der Sicherung eines Areals gegenüber möglichen Eindringlingen wird die Abschottung, die Exklusivität unseres Alltags und Skepsis gegenüber dem Außerhalb thematisiert.
Viktor Thomas Kröll
Viktor Kroell, *1979 in Graz, aufgewachsen auf einem Bauernhof in der Weststeiermark. Katholische Eltern, mehrere ältere Geschwister. Ab dem 14. Lebensjahr Mitglied der Theatergruppe Kürbis in Wies. Mit 17 die erste Regiearbeit. Nach einer einjährigen Seminar-Ausbildung zum Regisseur für ausserberufliches Theater folgte 1998 das erste abendfüllende Theaterstück Holzers Peepshow von Markus Köberli, über eine Bauernsfamilie in der Postmoderne.
Zwischen 1999 und 2003 studierte Kroell Informationsdesign und diplomierte mit einer Arbeit über den Zusammenhang von Musikvideo und Werbefilm. Während des Studiums stellte er 2001 eine Arbeit beim „steirischen herbst“ aus.
Zwischen 2002 und 2012 lebte und arbeite er in Wien. Vorwiegend als Texter und Konzeptionist für international tätige Werbeagenturen, wie Jung von Matt oder Demner, Merlicek und Bergmann. Er arbeitete im Bereich Corporate Communication von Energiekonzernen und Finanzdienstleistern. In dieser Zeit konzipierte und fotografierte er auch die Portraitsserie SelfmadeSaints, die in einem internationalen Magazin publiziert wurde. Weiters konzipierte er 2009 das dreiminütige Hörspiel Peter und der Wolf für Greenpeace in Zusammenarbeit mit einem Ensemble der Wiener Symphoniker. Das Werk gewann mehrere nationale und internationale Kreativpreise.
2010 erfolgte, gemeinsam mit einem Kompagnon, die Gründung des Start-ups Büro für Informations-Strategien, das später zur Gründung der Strategie Austria (die österreichische Dachorganisation für Kommunikations-Strategen) führte. Private Gründe zwangen ihn nach einem Jahr zum Ausstieg aus der Firma. Es folgten ein Burnout, finanzeller Bankrott und die Entscheidung sich ausschließlich der Kunst zu widmen. 2011 entstand eine Video-Arbeit zum Thema fake news, das im Rahmen der Ausstellung „The revolution will be televised (and broadcasted in the internet)“ in der IG Bildende Kunst in Wien zu sehen war. 2012 gründete Kroell zusammen mit zwei weiteren City Quitters eine Wohngemeinschaft auf Schloss Schwarzenegg in der Nähe von Wildon und zog aufs Land. Der Ort entwickelte sich schnell zu einer größeren Kommune und zu einer Drehscheibe der alternativen Kultur-Szene ausserhalb von Graz. Kroell übte sich in gnostischer Versenkung und fand die Verbindung zur Natur wieder. Hier entwickelte er auch seine pointillistische Zeichentechnik: den Analog Binary Code. Mit dieser Technik bemalte er 2013 die Mauer der Justizanstalt Karlau in Graz: das Werk Opus Magnum 13“ wurde gemeinsam mit Insassen, Wärtern und Passanten geschaffen und zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Kunstwerken in der Steiermark.
Seit 2016 lebt Kroell mit seiner Frau und zwei Kindern in Italien, arbeitet allerdings viel in Österreich. Intellektuell beschäftigt ihn das drohende Schisma der Menschheit: die Teilung in technophile Trans- bzw. Posthumanisten und jenen, die eine holistische Entwicklung des Menschen in seiner klassischen, materiellen Form bevorzugen.
Seine Arbeit für den kunstGarten:
Das Zähnegeklapper
oder
Die Angst vor dem Untergang.
(Die Skulptur ist ein hölzernes Windspiel, das aus den Zähnen eines vermeintlichen Riesen besteht, die auf ein Brettchen klappern)
Als Mensch und Künstler beschäftigt mich der Gedanke des kulturellen Verfalls, auf Grund des Verlustes von Grund-Fertigkeiten und damit des Verlusts der individuellen Unabhängigkeit.
Am Anfang stand das Buch von Jane Jacobs „Dark Age Ahead“ aus dem Jahr 2005, das vor dem Untergang der „westlichen“ Kultur warnt – nicht wegen Migrantion oder anderer Gespenster, die uns medial präsentiert werden, sondern weil wir in den letzten drei, vier Generationen schlichtweg verlernt haben, unsere individuellen Grundbedürfnisse aus eigener Kraft zu befriedigen und uns stattdessen nur noch auf hochkomplexe und energiefressende Produktions- und Logistiksysteme, sowie die Informationstechnologie verlassen. Gleichzeitig erkennt die Gesellschaft die wirklichen Herausforderungen unserer Zeit nicht, sondern kreiert ständig neue Gespenster, um sich durch eine irrationale Angst in einen steten Adrenalin-Rausch zu versetzen – „Ich will das Ihr Panik habt!“
Das Zähnegeklapper versinnbildlicht diese Angst, zeigt aber gleichzeitig auf, dass die materielle „Selbstbegrenzung“ (Illich) und das Erlernen von Grundfertigkeiten, sowie die Weitergabe dieses Wissens sehr einfach wären:
Die Skulptur besteht aus aufgesammelten Fall-Holz und Hanf-Garn. Sowohl das Holz, als auch der Garn wurden gänzlich ohne Zuhilfenahme von Maschinen bearbeitet bzw. hergestellt – somit wäre die Herstellung in der selben Art und Weise bereits vor Jahrtausenden möglich gewesen und könnte genauso nach dem Verschwinden unserer Technologie-Gesellschaft hergestellt werden.
Das Zähnegeklapper symbolisiert aber nicht die Angst meiner Generation, die die letzten zwei Dekaden damit zugebracht hat, die Pop-Depression der 90er Jahre therapeutisch zu verarbeiten. Nein, es repräsentiert die Angst derer, die sich eine Welt, ohne mentale und digitale Kontrollsysteme für die „bewildered herd“ (Chomsky) nicht vorstellen können.
Die Avantgarde meiner Generation hat längst damit abgeschlossen und ignoriert dieses technokratische System – soweit es möglich ist – ganz bewusst. Schon in unserer Jugend mussten wir erkennen, dass dieses System für uns keine wirklichen Perspektiven mehr bot, sondern nur noch Perspektiven für „materielles Wachstum“ in einem „virtuellen Raum“ bereit hielt – ein Widerspruch in sich!
Heute erkennen wir, dass dieser virtuelle Raum ein Hochsicherheitsgefängnis für den menschlichen Geist ist. Daher schicken wir unseren Nachwuchs lieber in Wald(orf)-Kindergärten, anstatt sie zu systemerhaltenden Sklaven für den „globalen Markt“ einiger, weniger Multinationals heranzuziehen.
Auch wir wissen nicht, was auf uns zu kommt, aber genau dafür sollen unsere Kinder dank „unmittelbarer Erfahrungen“ und durch das Erlernen der chaotischen Ordnung der Natur ausgebildet werden. So können sie dereinst ihre Welt aus den Resten der Überproduktion von heute erschaffen und bei Bio-Gemüse aus dem eigenen Garten über die Angst, die Gier und letztlich die Dummheit des (post-)modernen Menschen lachen, während im Hintergrund ein Windspiel klappernde Töne von sich gibt.
Viktor Kroell
Levico Terme, 23.08.2019
Analog Binary Code
Analog
Kröll lässt seine pointilistischen Werke ohne Zuhilfenahme technischer Hilfsmittel „wachsen“. Dabei arbeitet er mit beiden Händen. Das bedeutet, dass er sein Bewusstsein nur auf eine Hand lenkt, während die Punkte der anderen Hand unbewusst entstehen.
Binary
Kröll’s Bilder sind aus Nichts und Etwas aufgebaut. Ähnlich den frühen Computergrafiken (wie zB. Bitmap) bestehen sie aus der Abwesenheit und Anwesenheit von Information – welche auf Ebene des Maschinencodes die Abwesenheit und Anwesenheit von elektrischer Spannung widerspiegelt. In Kröll’s Werk steht der weiße Hintergrund für die Abwesenheit von Information bzw. Energie, während die schwarzen Punkte die Anwesenheit von Energie – konkret die Energie, die er für die Punkte aufgewandt hat – verdeutlichen.
Code
Der studierte Informationsdesigner Kröll generiert eine eigene Form von Code: Sätze, von denen nur die Punkte geblieben sind. So gedeutet, sind Kröll’s Bilder als Romane ohne Worte zu sehen. Sie geben dem Betrachter keine fertigen Formen vor, sondern aktivieren dessen visuelles Gedächtnis: je nach individuellen Erfahrungswert verbinden die Rezipienten Kröll’s Punkte zu zusammenhängende Formen, Gesichter, Szenen etc. und dechiffrieren den Code dadurch für sich.
Sein Bild in der Street Gallery „SANKHARA“, wurde am 11.02.2018 begonnen und am 07.03.2018 fertiggestellt. Während der Arbeit daran, habe ich Musik von Miles Davis, sowie ein Hörbuch von Daniel Suarez und einen Vortrag von Von Däneken konsumiert.
Viktor Kröll MEIN GARTEN IST MEIN EDEN, 2019
Patrick Topitschnig wurde 1980 in Rottenmann, Steiermark geboren. Der in Wien lebende und arbeitende Filmemacher und Klangkünstler ist neben seinen eigenen Projekten für Theater Produktionen und Projekten für den Museumsbetrieb tätig. Nach dem Abschluss des Studiums der Wirtschaftsinformatik studierte er Medienübergreifende Bild, Ton und Raumgestaltung in Wien und Narrativen Film und Dokumentarfilm in Berlin unter der Leitung von Bernhard Leitner, Erwin Wurm, Constanze Ruhm und Thomas Arslan. 2012 diplomierte er mit dem Kurzfilm Gastrecht an der Universität für angewandte Kunst. Er erhielt Preise, wie das Adlmüller Stipendium oder den Ursula Blickle Preis für Zerschneidung des Ganzen (2007). 2013 erhielt er das STARTstipendium für Video und Medienkunst. Das direkte, dichte, körperliche Erfahren und die unmittelbare Rezeption, das Aushalten von Zeit bzw. das Maß vergehender Zeit, sei es auf visueller oder auf akustischer Basis, stehen im Vordergrund von Topitschnigs künstlerischen Werkschaffens.
Meine künstlerischen Arbeiten beschäftigen sich mit Themen der Wahrnehmung von Raum und Zeit in der Dialektik zwischen Natur und Zivilisation. Der Fokus liegt auf dem anhaltenden Blick im Gegensatz zu „einen Blick darauf werfen“. (Der Grossteil meiner Arbeiten sind vom „Aussen“, und der Umgebung beeinflusst.)
Für meinen Arbeitsprozess ist es sinnvoll direkt vor Ort zu arbeiten bzw. auf die Umgebung und der jeweiligen Einflüsse einzugehen. Zwar habe ich mehrere Ansätze und Ideen die ich realisieren will, jedoch zeigt mir meine Erfahrung, dass meine Konzepte und Ideen sich stets während des Aufenthaltes geändert haben.
So wäre es mir ein Anliegen an Lichtobjekte/Installationen weiterzuarbeiten die ich teilweise aus industriell produzierten Ready-Mades und anderen gefundenen Materialien (objet trouvés) neu assembliere und weiterentwickle.
Eine weitere Konzeptüberlegung ist, spezifische Plätze zu finden die rurale oder industrielle szenische Qualität besitzen und jene photographisch wie filmisch in Kontext zu setzen. Nicht primär architektonisch relevante, Plätze die im architekturtheoretischen Kanon eingeschrieben sind oder historisch relevante Plätze, sondern eher befremdliche Orte die in Dissonanz mit dem umgebenen Terrain stehen.
Die bewegungsberuhigte Kameraführung bzw. statischen Kameraeinstellungen erzeugen starke visuelle Eindrücke, die durch intensive Beobachtung, nicht offensichtlicher, aber für die Narration relevanter Details entstehen und sich einprägen.
Es wird an das Un(ter)bewusste appelliert und die Wahrnehmung des Betrachters um eine nicht fassbare emotionale, jedoch immer distanziert bleibende Wahrnehmungsebene erweitert (durch Bild oder Ton/Bild Kombination).
So werden Erwartungen teilweise nicht eingelöst und lassen den Betrachter im Ungewissen – sowohl über den eigenen Umgang mit den intensiven, als staccato vorgestellten Eindrücken, aber auch dem Verbleib der oft nur subtil eingeführten Protagonisten.
Die Narrationen bewegen sich zwischen mystischer Romantisierung und deren ungeschönter Aufdeckung bzw. skurriler Überzeichnung und hinterfragen Grundthemen des Menschlichen, während die Fragilität der „conditio humana“ immer mit ruhigem Duktus zum Vorschein gebracht wird.
Die Arbeiten berühren Existenzängste durch Überzeichnung des scheinbar alltäglichen und scheuen sich nicht in die Abgründe menschlicher Sehnsüchte und Zweifel zu blicken.
Das direkte, dichte, körperliche Erfahren und die unmittelbare Rezeption, das Aushalten von Zeit bzw. das Maß vergehender Zeit, sei es auf visueller oder auf akustischer Basis, stehen im Vordergrund des Werkschaffens. Nie enden wollende Wiederholungen, wie kreisende Bewegungen bzw. das repetitive Hin- und Herschwingen/-gehen, sind ein häufiges Moment.
So wird oft auf die Entfremdungen der Körperlichkeit wie auf die Entkontextualisierung von Abläufen, die zu maschinellen Abfolgen mutieren, verwiesen.Â
Die primär eingesetzten Medien, Video und Ton, werden oft installativ umgesetzt.
Er zeigt das Video „Drawdown“ 2017, HD-Video, 03min 56sec
Aufgenommen im Freizeitpark, zu dem die rumänische  Saline Turda umgestaltet wurde. Es ist der zweite Film, den Topitschnig dort gedreht hat.Â
Drawdown follows two rowboats floating in the dark on the ghostly underground lake of the Salina Turda. Seemingly adrift the destination seems uncertain.
Shot at the underground lake of the Romanian Salina Turda. Together with Carusel (2016) and Circuit (2017), Drawdown is the second video centering on the former salt mine now turned into a theme park.