Still /(c) Karin Pliem „L’infinito della natura“ 2018
IN HABITAT
Beteiligte Künstler*innen: Karin Pliem, Anna Werzowa, Markus Hiesleitner, Alfred Lenz
Kuratiert von Elisabeth Saubach, MA.
Das Habitat (lateinisch habitat ‚[es] wohnt‘), meist übersetzt mit Lebensraum, bezeichnet in der Biologie den typischen Aufenthaltsbereich einer bestimmten Tier- oder Pflanzenart beziehungsweise den durch spezifische abiotische und biotische Faktoren bestimmten Lebensraum. (1) In der Anthropologie bezeichnet der Terminus Habitat allgemein eine Wohnstätte wie beispielsweise ein Haus; in diesem Kontext werden Habitate des Menschen von der Siedlungsgeographie als Subdisziplin der Geographie untersucht. (2)
In Differenz zum Habitat ist der Terminus Habitus weitreichender zu betrachten. Ausgehend von einem primär soziologischen Argument entwickelte Pierre Bourdieu eine Theorie des Habitus die das gesamte Auftreten einer Person bezeichnet – beziehungsweise wird Habitus als ein Faktum der Produktion von sozialen Bedeutungen verstanden, (3): „For him habitus stems from the habituation with an environment. It is a fact of being habituated with what one inhabits. And of the same time it is a fact of being inhabited by one’s own habitat.”(4) Sabine Flach bemerkt hierzu in der von ihr mitherausgegebenen Publikation “Habitus in Habitat I: Emotion and Motion”: “The term habitus, in a general sense, refers to habituated embodied and mental schemata, implied in social communication, in personal attitudes, in social identity, in cultural experience and in the production of cultural meaning.”(5)
So ist das Thema der Ausstellung IN HABITAT nicht nur angebunden an Überlegungen zum Lebensraum des Menschen, sondern auch an Konzepte des Habitus – wobei sich Habitat und Habitus in diesem Sinne wechselseitig beeinflussen. Die in der Ausstellung präsentierten Werke referenzieren – angebunden an eine explizite Beziehung zur umgebenden Natur – auf beispielsweise das „natürliche“ Habitat umgeben von künstlicher Industrie – oder auch auf Dekontextualisierungen innerhalb von Prozessen der Habitualisierung.
Ausstellungstext und Werkbeschreibungen von Elisabeth Saubach, MA.
Kuration: Elisabeth Saubach, MA.
Anmerkungen:
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Habitat#Zur_Wortherkunft
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Habitus_(Biologie)
(3)Vgl. Sabine Flach, Daniel Margulies, Jan Söffner, Introduction, in: Habitus in Habitat I: Emotion and Motion, Sabine Flach, Daniel Margulies, Jan Söffner (Hrsg.), Bern 2010, S.7 – 25, hier S.9.
(4) Sabine Flach, Daniel Margulies, Jan Söffner, Introduction, in: Habitus in Habitat I: Emotion and Motion, Sabine Flach, Daniel Margulies, Jan Söffner (Hrsg.), Bern 2010, S.7 – 25, hier S.9.,
(5) Flach, Margulies, Söffner 2010, S.7-8.
Ausstellungstext von Elisabeth Saubach, MA.
Karin Pliem, 1963 geboren in Zell am See, lebt und arbeitet in Wien.
www.karinpliem.at
AUSBILDUNG
1983-87 Hochschule für angewandte Kunst Wien; Meisterklasse für Bildhauerei Wander Bertoni, Meisterklasse für Malerei Carl Unger und Adolf Frohner
1983 Weberei und textile Skulptur im Atelier Iris Mansard, Biarritz, FR.
1982 Internationale Sommerakademie Salzburg, Malerei bei Giselbert Hoke (Stipendium)
Hand- und Gobelinweberei in Buchs, CH
1978 Textilfachschule Salzburg
1992–2018 Studienreisen u.a. nach Tonga, Samoa, Rarotonga, Singapur, Taiwan, Laos, Malaysia, New Zealand, Thailand; Italien, Tschechische Republik, Algerien; London, Barcelona, Istanbul, New York
1984–1986 Studienaufenthalte in Kalabrien
Seit 1992 Ausstellungen weltweit.
Mein Name ist Karin Pliem, ich lebe und arbeite als bildende Künstlerin in Wien/Österreich und freue mich sehr, zu dieser Ausstellung eingeladen zu sein, um über meine Arbeit zu erzählen sowie mein Video mit dem Titel L’infinito della natura1 hier wieder öffentlich zeigen zu dürfen.
Es geht mir in meiner Arbeit um die Zusammengehörigkeit von Natur, Kultur und Zivilisation.
Als Künstlerin bin ich vor allem Malerin – ich werde daher zuerst das Thema, mit dem ich mich beschäftige, anhand einiger Fotos erläutern und erzählen, wie meine Bilder entstehen, die auch meinen Videoanimationen zugrunde liegen.
Dass ich Videos produziere, liegt auch daran, dass ich meine Arbeit und ihren Inhalt über dieses Medium weiträumiger und einem größeren Publikum vermitteln kann als dies durch klassische Ausstellungen in Galerien und Kunstinstitutionen möglich wäre. Auch dazu, also zur Vermittlung, Distribution und zum – ja lebensnotwendigen – Verkauf meiner Kunst werde ich kurz berichten.
Meine Ölbilder bereite ich nach traditioneller Methode vor, das heißt die Leinwand wird auf Holzkeilrahmen aufgezogen, mit Hasenleim bestrichen und danach mit weißen Gesso grundiert. Auf diesem Kreidegrund male ich in Ölfarbe – verdünnt mit Leinöl – mit raschem, großzügigem Strich den Hintergrund des Bildes. Eine Art architektonischen Grundriss.
Die Blumen, Blätter, Moose … und auch die Tiere, die ich auswähle – Krebse, Tintenfische, Süßwassertiere, dann und wann ein Schweine- oder Fischkopf von einem Markt – stammen immer aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Ökosystemen, von Hochgebirgsregionen bis zur Tiefsee. Sie kommen in der Natur also kaum einmal so zusammen wie in meinen Bildern. Manchmal finden dort aber auch einfach nur Pflanzen Platz, die mich ästhetisch attraktieren und zugleich gut in den konzeptuellen Bildaufbau passen.
Der Malprozess geht so lange, bis alles im Bild seinen richtigen Platz gefunden hat und dort eine gleichsam symbiotische Einheit der Vielfalt ergibt. So geht es im Endeffekt immer auch um das Bild, vor dem der Betrachter steht. Das Bild muss sich aus sich selbst erklären können.
Der Mensch, der als Betrachter vor den Bildern steht, wird von mir eingeladen, einzusteigen, sich zu öffnen und sich als Teil der Natur zu fühlen. Denn ich bin der Auffassung, dass der Mensch Teil der Natur, des Universums ist und sich in seinem eigenen Interesse nicht anmaßen sollte, sich davon abzugrenzen, um als Überwesen über alles herrschen zu wollen!
Ich möchte Homo sapiens Anstoß geben, über seinen Platz in der Welt und über seine Verantwortung ihr gegenüber nachzudenken.
Anna Werzowa, geboren 1987 in Wien. 2007-2014 Transmediale Kunst, Angewandte Kunst Wien
2012-2013 Fotografie, ebenda.
Lebt und arbeitet in Wien.
Tote Insekten wurden gesammelt, zerlegt und neu zusammengesetzt. Die fragilen Objekte stehen geschützt unter einer Glashaube auf einem Tisch. An der Unterseite der Tischplatte ist ein Motor angebracht, der Stäbe bewegt. Auf den Stäben sind Magneten befestigt, welche die Objekte in Bewegung versetzen. Alle verwendeten Insekten waren bereits tot als sie gefunden wurden.
Mag. art. Markus Hiesleitner, 1981 geboren, lebt und arbeitet in Wien und NÖ. Kulturdrogerie: Gentzgasse 86-88/2, 1180 Wien, Atelier NÖ: Hoher Rain 11, 3324 Euratsfeld. info@hiesleitner.com / 0043 650 54 09898 , hiesleitner.com / kulturdrogerie.org
Werdegang: seit 2008 als freischaffender Künstler und Kulturdrogerist tätig.
Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien, Ordinariat für Bildhauerei und
Performative Kunst, Prof. Monica Bonvicini / 2003-2008,
seit 2005 Organisation der Kulturdrogerie als Atelier und Kunstverein.
Auslandszivildienst / Holocaust Gedenkstätte Theresienstadt / Terezín / CZ / 2002 – 2003.
HLBLA Francisco Josephinum Wieselburg/ Landwirtschaft / maturiert / 2000.
Auszeichnung / Stipendien
Wissenschaftsstipendium der Stadt Wien / AT / 2017
Projektstipendium des BMUKK / AT / 2013
Stipendium des Landes Schleswig-Holenstein / Künstlerhaus Lauenburg / D / 2010
Auslandsstipendium des BMUKK / Egon Schiele Art Centrum in Cesky Krumlov / CZ / 2009
Artist in Residence Programm in Pécs / HU / 2009Pfann Ohmann Preis / AT / 2008
Zahlreiche Ausstellungen seit 2005.
c) Markus Hiesleitner_Saatbombe
Alfred Lenz arbeitet in Wien und Studenzen / Steiermark. Er studierte Transmediale Kunst an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und Tontechnik am Tone Art Wien. Er war Erasmus Student am Institut für Generative Kunst an der Universität der Künste Berlin. Er arbeitete an der Sema Naji Residency des Soul Museum of Art in Seoul, Südkorea. Gemeinsam mit dem Komponisten Christian F. Schiller gründete er das Projekt Piano Feedback Distortion und Studenzen Studios. Seit 1998 produziert er elektronische Musik die auf verschiedenen Labels in Deutschland, Österreich und England veröffentlicht wurde und arbeitete als Bildhauer bei der Firma Styrrassic Park in Bad Gleichenberg / Steiermark. Seit 2008 verschiedene Solo und Gruppenausstellungen in Österreich, Schweiz, Deutschland, Ungarn, Kroatien, Griechenland, Südkorea und Amerika. www.alfredlenz.com
„Snail“ https://alfredlenz.com/snail/