Agnes Christine Katschner Im Schatten, 2024 Polymerdruck mit Chine-collé, EA, 20 x 25 cm, gerahmt: 47 x 57 cm EA, 2024
UMARMUNGEN Agnes C. Katschner, Ada Kobusiewicz (PL), Linda Maria Schwarz
& Karina Roosvita Indirasari ( RI) – St.A.i.R. (Styria-Artist-in-Residence) bei KiG! Kultur in Graz.
Ausstellungsdauer: 7. September – 1. Oktober
Kuratorin: Irmi Horn
Opening: Mag. pharm. Michael Rothe (Bezirksvorsteher District leader Graz-Gries) – & Kunsthistorikerin Elisabeth Passath, MA
Wenn sich ein Rudel Hyänen nachts zum Schlafen umarmt und aneinander kuschelt, so entsteht wohl ein Gefühl des Vertrauten, Geschützten, Wärmenden. Es scheint ein innewohnendes Bedürfnis zu sein, dieses friedliche Miteinander wie eine Erlösungszeremonie am Ende des Tages zu zelebrieren.
Gleichzeitig ist diese bedingungslose Hingabe, dieses Vertrauen an die Gruppe auch ein Phänomen, das eine Abhängigkeit manifestiert.
Übertragen wir diese Tatsache des Verlangens nach friedlicher Geborgenheit, zärtlicher Zuwendung, im weiteren Sinn Verständnis und Loyalität auf Menschen, kann es zur Abhängigkeit bis zur Unterwerfung führen.
So kann in dogmatischen politischen Prozessen, vor allem jenen, die auf göttliche Gesetze begründet sind, eine völlige Aufgabe des kritischen Denkens stattfinden und in weiterer Folge eine Entzweiung der Gesellschaft eingeleitet werden, die zu Hass und Ausgrenzung führt.
Agnes C. Katschner
Embrasser la face cachée
„Das Schrecklichste ist, sich selbst vollständig zu akzeptieren“ (C. G. Jung)
In diesen Arbeiten geht es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, der Dichotomie von hellen und dunklen Aspekten, die nach der psychoanalytischen Theorie von C. G. Jung als wesentlich und Zeichen der Vitalität des menschlichen Daseins gelten. Die Akzeptanz und gleichsam Umarmung der Schattenseiten der Persönlichkeit stellt eine Herausforderung dar und ist mit kulturell bedingten Werten verbunden. Verena Kast beschreibt Jungs Konzept des Schattens als elementar für das Zusammenleben der Menschen, insbesondere in Hinblick auf Ethik und Moral. „Wer sich selbst besser akzeptieren kann, ist empathischer, kreativer im Umgang mit Alltagsproblemen. Zudem stellt man fest, dass die Begegnung mit der Innenwelt immer noch zusätzlich interessant ist, dass sich ein Muster des Lebens abzeichnet, das Leben immer runder wird.“ (Verena Kast, Die Tiefenpsychologie nach C.G. Jung, 2007)
Die Bilder der Ausstellung handeln von einer Verbindung zwischen dem Unbewussten und dem Bewusstsein, von konstruktiven und destruktiven Verhaltensweisen und ihren Ausdrucksformen in Träumen, insbesondere in Hinblick auf die Ambivalenz von Distanz und Nähe.
Agnes Christine Katschner
Ihr Beitrag – entwickelt für diese für die Ausstellung „Umarmungen“ – besteht aus 2 Bildern, mixed media/ Holz (60 x 60 cm) und 4 Druckgrafiken á 40 x 30 cm gerahmt (50 x 40 cm), Radierung/ Polymerdruck.
Agnes Christine Katschner
Biografie: Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Universität Wien
Auslandsstudien in Utrecht (NL) und Leeds (GB)
Lehrauftrag für Kunstgeschichte und Darstellung/ Komposition an der HTBLVA für Kunst und Design, Ortweinschule Graz
Zahlreiche Ausstellungen seit 2006.
Ada Kobusiewicz ist in Polen geboren. 2004 übersiedelte sie nach Spanien, wo sie an der Universität Granada an der Fakultät für Philosophie und Kunst studierte, wie auch am Andalusischen Institut der Künste, wo sie sich v.a. mit Lichtdesign beschäftigte. 2012 schloß sie ihr Studium in Kunst, Forschung und Produktion an der Kunstakademie in Granada ab und erhielt ihren Master of Arts in Novisad, Serbien, in Lichtdesign. Seit April 2014 schreibt sie ihren PhD in “Research in Art” an der Baskischen Universität in Spanien. Sie stellt in Österreich, Spanien, Serbien, Italien, Kroatien, BosnienHerzegowina, Finnland und UK aus; ihre Arbeiten wurden bei Festivals in den USA, Schweden, England, Österreich, Serbien, Frankreich, Portugal, Deutschland, Mexico, Spanien, Griechenland, Südkorea und Polen. Sie lebt und arbeitet in Spanien, Österreich, Serbien und Polen.
Ada Kobusiewicz präseniert mit RÜCKBLICK, einer Installation auf Edelstahlrohr mit Auto-Rückspiegeln, eine Intervention für Betrachtende. Sie schafft die Verbindung zu subjektiver und kollektiver Erinnerung durch das Material, bietet ein sich fallen lassen auf das Erinnerungsnetzwerk der Geschichte: das haptische Moment, das Körperliche, das handwerkliche Tun, den Tastsinn, die Haut schließlich.
Roosvita
Karina Roosvita Indirasari ist eine multidisziplinäre Künstlerin, Kulturaktivistin und Pädagogin aus Yogyakarta (RI). Sie studierte Drehbuch an der Art Faculty of Recording Media, Indonesian Institute of the Arts (2003) und Kulturwissenschaften an der Gajah Mada University (2010) in Yogyakarta.
Ihre künstlerische Laufbahn begann sie 2010 nach über einem Jahrzehnt als Drehbuchautorin, wobei sie ihre Fähigkeit weiterentwickelte, Erzählungen zu Geschlechter-, Sozial- und Umweltfragen zu schaffen. Ihre Kunstprojekte verbindet sie mit historischen und ethnografischen Forschungen, um diese Themen zu untersuchen und sie in verschiedenen Medien wie Fotografie, Video, Textilkunst, Internetarchivierung, sozialer Performance, kollektiven Veröffentlichungen und kollaborativen Ausstellungen zu präsentieren. Einige ihrer Projekte wurden unter anderem in York, Jakarta, Bandung und Adelaide ausgestellt.
Roosvita ist eine der Gründerinnen von Inkubator Inisiatif, einem Kunstkollektiv, das sich auf die Produktion und Verbreitung von Wissen über zeitgenössische Kunst konzentriert. Derzeit unterrichtet sie Drehbuch an der Jogja Film Academy in Yogyakarta.
In kritisch humorvoller Weise wird sie sich dem Begriff Umarmung mit zwei Installationen nähern.
Linda Maria Schwarz ist in Arnfels/Steiermark geboren.
Sie erwarb ihr Diplom für Bildhauerei an der Meisterschule für Kunst und Gestaltung,
Ortweinschule/Graz und lebt und arbeitet in der Steiermark.
Auch diese Künstlerin schafft ein Aüßeres zu einem Inneren und verweist auf Schutz und Begrenztheit.
Linda Maria Schwarz erforscht alltägliche Vorgänge, um das Außergewöhnliche im oft scheinbar banalen Alltag zu finden. Wir stehen vor der Schwierigkeit, den Alltag zu begreifen. Er ist, wie Rita Felski schreibt, „auf den ersten Blick […] überall und doch nirgends“. Folglich wird seine Bedeutung als Ausdruck bestimmter Machtstrukturen schnell unterschätzt oder übersehen. Was passiert also, wenn der Alltag zur Kunst wird? Wenn der Alltag nicht mehr als Füllmaterial zwischen den großen Ereignissen des Lebens gesehen wird und die „alltäglichen“ Dinge genug Bedeutung erhalten, um selbst Kunst zu sein? Nachdem sich die Kunst zu Beginn des 19. Jahrhunderts von königlichem und päpstlichem Einfluss gelöst hatte, stellte sich die Frage, wie sie sich zum (bürgerlichen) Alltag verhalten sollte. Die Ansichten reichen von der Forderung nach einem Engagement der Kunst in der Gesellschaft bis hin zum Wunsch nach völliger Autonomie der Kunst (l’art pour l’art). Das geht bis hin zu der Auffassung, dass, wie Beuys zu sagen pflegte, jeder im Alltag ein Künstler ist.
Durch das überraschend alltägliche Material in ihren Arbeiten verweist Linda Maria Schwarz abstrakt auf den kritischen Inhalt ihrer Kunst – den Alltag einer Frau und nicht zuletzt auf den von ihr selbst gelebten.
Die Kunstwerke sind Souvenirs aus dem Alltag, die in den – wörtlich verstandenen – Glanzzustand einer Bronzeskulptur erhoben werden.
Elisabeth Zuparic-Bernhard
Wissenschaftliche Assistenz der Leitung am Zentrum für GegenwartsKunst und
Mitarbeiterin am Kunstgeschichte Institut an der Karl-Franzens-Universität Graz
INFORMATION
- Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung bis spätestens 2 Stunden vor Programmbeginn – bei einer Matinée bitte bis zum Vorabend – unter kunstgarten@mur.at oder +43 316 262787
- Preis