Film/Public Viewing, Workshop/Talk

Ciné privé: Gespräch talk & Film *ERINNERN 1938-03-12 – NICHT während eines Covid-19 Lockdowns!

Publikation "Graz. Die Stadt der Volkserhebung"

Ein Schwerpunkt unseres Filmkunst-Programms beschäftigt sich unter anderem mit dem Zusammenleben der Menschen , ihrer Auseinandersetzung mit Konfliktsituationen. Umstände der Not, die zu Revolten und Krieg beitragen, werden unter die Lupe genommen,  ebenso persönliche und gesellschaftliche Zwänge und Befindlichkeiten mit denen sich der einzelne Mensch in seinem Lebensbereich aber auch als Weltbewohner in einer bedrohten Natur auseinandersetzen muss. Alle diese Befindlichkeiten werden heiter, ernst, ironisch, traurig, sentimental, lehrreich, verstörend oder aufbauend von Regisseur*innen unter die Lupe genommen und wollen Beiträge zu sinnstiftender  Kommunikation und empathischem Begreifen leisten. 

Der „Anschluss“ stellt sich als dreifache Machtübernahme dar:
• als massive militärische Drohung durch den Einmarsch der Wehrmacht, begleitet von einer noch früher einsetzenden Polizeiaktion von Himmlers Gestapo;
• als Machtübernahme von einheimischen Nationalsozialisten und Sympathisanten, die sich bereits in niedrigeren wie auch höheren Positionen des Ständestaates befanden; und
• als demonstrative Machtübernahme „von unten“ durch bedrohlich wirkende Straßendemonstrationen, offenen Aufmarsch von bislang verbotenen Parteiformationen und symbolische Aktionen.
Der Propaganda kam hierbei eine besondere Schlüsselrolle zu. Ihre Wirksamkeit ergab sich aus dem Zusammenfließen von Inszenierung und Faszination. Propaganda ersetzte reale Macht, wo sie noch nicht ausgeübt werden konnte, sie übertönte massive Interventionen aus dem deutschen Ausland, schüchterte politische Gegner ein und weckte Hoffnungen bei den Anhängern. Der Aufbau des dazu nötigen Propagandaapparates schuf gleichzeitig Grundlagen für den zukünftigen Parteiapparat der NSDAP als eine die gesamte Gesellschaft durchdringende Organisation. https://www.doew.at/erkennen/ausstellung/1938/der-anschluss-inszenierung-und-faszination

12. März 1938: Nationalsozialistische Machtergreifung – „Anschluss“
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Einmarsch deutscher Truppen begann die Terrorherrschaft und endete die österreichische Eigenstaatlichkeit. Die Verfolgung von GegnerInnen der NSDAP und die antisemitisch-rassistisch motivierte Gewalt insbesondere gegen Jüdinnen und Juden setzte ein. Graz, die Stadt der Volkserhebung!

Die NSDAP in der Steiermark und Graz drängte schon im Februar und März sehr radikal auf einen politischen Machtwechsel. Dies zeigten die mächtigen nationalsozialistischen Demonstrationen und Kundgebungen, Verteilung von Flugzetteln und Hakenkreuzfahnen und Ausschreitungen gegenüber politischen Gegnern. Eine beträchtliche Zahl von Polizisten, Gendarmen und Militärs gehörte nationalsozialistischen Gliederungen an. Auch Akademiker und Studenten waren – gemessen an ihrem gesellschaftlichen Anteil an der Bevölkerung – in der NSDAP überrepräsentiert.

Nach dem „Anschluss“ setzten Terrormaßnahmen gegenüber den politischen Gegnern ein, die zum Teil in Konzentrationslager gebracht wurden, darunter prominente Steirer wie Alfons Gorbach (ehem. Landesleiter der Vaterländischen Front), Karl Maria Stepan (ehem. Landeshauptmann) und Oberst Franz Zelburg (ehem. Sicherheitsdirektor). Gleichzeitig begann die systematische Verfolgung und Entrechtung der Grazer Juden. Rund 2.400 Grazer waren von den „Nürnberger Rassegesetzen“ betroffen.

Am 25. Juli 1938 wurde mit der Siegesfeier „Und ihr habt doch gesiegt“ der „nationalsozialistischen Helden“ des Juliputsches 1934 gedacht. Bei dieser Feier erfuhren die jubelnden Grazer, dass der „Führer“, in Anerkennung der Verdienste der Steiermark und Graz um den Nationalsozialismus, der Stadt den Ehrentitel „Stadt der Volkserhebung“ verliehen hat. Graz blieb die einzige Stadt der „Ostmark“ mit dieser „Auszeichnung“.

Die bedeutsamste Veränderung für die Stadtentwicklung brachte die Schaffung von Groß- Graz im Oktober 1938 mit sich. Die Vereinigung der Stadt Graz mit den umliegenden Gemeinden war schon politischer Wunsch unter der sozialdemokratischen Stadtregierung gewesen.

https://www.doew.at/erkennen/ausstellung/1938/graz-stadt-der-volkserhebung

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