Ausstellung/Gartenkunst, Film/Public Viewing

RENATEN – Sonderausstellung VII 2016 / 17. Sept. – 29. Okt.

RENADDE IM LUSTGÄRTLA, 2016

RENATEN: RenaddeRenate Bertlmann, Renate Kordon, Renate RosenbauerRenate Krammer, Renate Quehenberger. 17. Sept. – 29. Okt.
Begrüßung/Eröffnung am 17. September 15:30 durch Frau Gemeinderätin Mag.a Daniela Grabe und Kunsthistorikerin Iris Kasper.

6 Frauen setzen sich mit Mitteln ihrer Kunst mit dem Leben auseinander: persönlich, wissenschaftlich, emotional, gesellschaftspolitisch, kulturpolitisch, erdumspannend.

Die Kunstfigur Renadde, vom Filmemacher Ludwig Wüst geschaffen und der bildenden Künstlerin Anke Armandi dargestellt, ist ein mutiger und unkonventioneller Lebensentwurf, der einerseits in den Filmen von Ludwig Wüst in KOMA (2009), TAPE END (2011) und HEIMATFILM (2016) und andererseits in den Videos, Installationen und Malereien von und über Renadde von Anke Armandi realisiert wird. Beiden in Bayern aufgewachsenen und in Wien lebenden Künstlern dient sie als Alter Ego und Sprachrohr für die schonungslose Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie.
Renadde lebt ein eigenständiges Leben als Profihure und Hobbymalerin. Als selbstironische, humorvolle Persönlichkeit mit grossem Überlebenswillen bewegt und verwirklicht sie sich souverän in verschiedenen Welten. In der Videoinstallation „Liebe Eltern“ arbeitet sie ihren Lebensweg auf, indem sie eine Videobotschaft an ihre toten Eltern ins digitale Universum (youtube) sendet. Es ist ein schmerzhafter Entwicklungsprozess, der sie am Schluss mit ihren Eltern und sich selbst versöhnt.

Film Renaddes LUSTGÄRTLA, 2016:  https://www.youtube.com/watch?v=L6i-wzh52-A&feature=youtu.be

HEIMATFILM wurde auf der diesjährigen Diagonale in Graz und im Filmmuseum Wien präsentiert und feiert im Herbst seine Premiere auf den Internationalen Hofer Filmtagen.

Eleonora Di Erasmo

Renadde’s LUSTGÄRTLA, 2016 by Anke Armandi

ANKE ARMANDI ALIAS RENADDE

Eine diagonale Filmeinstellung. Eine Stimme aus dem angrenzenden Zimmer durchbricht die Stille. Sie hat einen starken fränkischen Akzent. Plötzlich sehen wir sie, wie sie auf der Schwelle den Gruß eines Mannes erwidert. Lockige Haare, die seitlich mit einer roten Blume gebunden sind. Ein unbarmherziges Licht beleuchtet sie von der Seite; es zeichnet ein hartes Helldunkel auf ihrem Gesicht und betont dabei die stark geschminkten Konturen ihrer Augen und Lippen. Für einen Moment hat man den Eindruck, sich vor Marcella (1910) wiederzufinden, dem Porträt einer jungen Prostituierten von Ernst Ludwig Kirchner. Diese Frau heißt Renadde. Sie ist eine Prostituierte, ursprünglich aus Franken, eine Figur von Regisseur Ludwig Wüst aus seinem aktuellen Film KOMA (2009). Dargestellt wird sie von der bildenden Künstlerin Anke Armandi, in ihrer ersten Kinorolle. Nach der Auffassung von Wüst ist Renadde eine Art Alter Ego von ihm, und daher eine immer wiederkehrende Persönlichkeit in seinen Filmen und seiner kontinuierlichen Entwicklung. So wie die Frau in KOMA in Prostituertenwäsche gezeigt wird, wird Renadde im Alternative Ending in seinem letzten Film TAPE END, auf ironische Weise als Putzfrau gezeichnet, die den Staubsauger schwingt, während sie dazu ein italienischen Popsong singt und mit ihrer Freundin am Telefon über ihre große Liebe Stefano spricht. Uns gefällt der Gedanke, dass eine Figur ein autonomes Leben unabhängig vom Erfinder entwickelt, die über die Grenzen dieser Idee hinausgeht. Anke Armandi hat Renadde diese Möglichkeit geschaffen: das schauspielerische Abenteuer wird für die Künstlerin nicht getrennt von ihrem künstlerischem Schaffen gesehen, sondern als Kontinuum erlebt, als wäre die Interpretation der Figur der Renadde eines der vielfältigen Gesichter ihres Künstlerseins. So entstand ihr letztes Projekt, das sich der Zeichnung der Gedanken, der Hoffnungen, der Träume und Widersprüche von Renadde widmet, eine romantische Frau, die es liebt, in ihrer Freizeit zu malen und Kitschobjekte zu sammeln, mit denen sie ihr Zimmer tapeziert. Anke Armandi erfasst sie in ihrem Alltagsleben, so wie auch Wüst sagt „während sie sich in ihrem Zuhause erholt“, entfernt vom ihrem Schöpfer und ihrem Dasein als Kinorolle. Beginnen wir, ihre Bekanntschaft über das Web zu machen. Anke Armandi hat innerhalb ihrer Webseite eine Seite eingebunden, die nur Renadde gewidmet ist, eine Art vielfarbiger Blog, in dem Renadde über sich selbst spricht, Beratungen in Liebesangelegenheiten anbietet, Fotos aus ihrer Kitschsammlung zeigt, uns an ihrem Tagebuch teilhaben lässt, ein Künstlerbuch mit bunten Zeichnungen und Zeitungsausschnitten, sie zeigt uns eine Szene, in der sie die Rolle der Renate im Film KOMA spielt. Die Künstlerin suggeriert uns auf diese Weise Einzelheiten, die langsam ein erstes Bild von Renadde und ihrem Leben entstehen lassen. Für einen Moment fragen wir uns, ob Renate nicht wirklich existiert. Heutzutage wird die Grenze zwischen Realem und Virtuellen zusehends durchlässiger. Jeder hat mittlerweile Zugang zum Web, augenblicklich kann man mit dem Rest der Welt in Kommunikation treten, sich eine neue Identität zulegen, ein second-life „leben“, sodass man sogar ab und zu Realität und Fiktion durcheinander bringt. Die Fiktion wird plötzlich realer als die Realität. Gleichzeitig ist die Welt des Web soweit gegangen, auf verschiedene Weise unsere Existenz zu bescheinigen, unser Dasein in der Welt. Unter dem Kapitel „Renadde rät“ werden die Besucher auf einen Link des Social network Facebook verwiesen, bei dem auch Renadde als Renadde Rät eine Seite hat. Drüber können wir Freundschaftsanfragen an sie senden, wir können sogar mit ihr chatten oder ihr eine Nachricht an die Pinnwand posten. Ein künstlerisches Projekt, das sich auch innerhalb eines Social networks entwickelt, und plötzlich wird Renadde eine von uns, eine Figur aus Fleisch und Blut, die unsere Gedanken teilt, unsere Gefühle, unsere gleichen Träume und Widersprüche. Der karthesische Lehrsatz „Cogito ergo sum“ genügt nicht mehr, um Gewissheit unserer eigenen Existenz zu bekommen – es ist notwendig, im Web präsent zu sein, um vor dem Rest der Welt zu existieren. Wo uns das Web Indizien über das Privatleben der Renadde liefert, bieten uns das Kino und die Fotografie ein Bild derselben Frau in ihrer Rolle als Prostituierte. Seit der Entstehung der Fotografie ist der Traum des Menschen möglich geworden, eine visuelle Spur der eigenen Existenz zu hinterlassen, und in diesem Sinne scheinen die Porträtfotografien von Renadde, die im Backstage des Films von Ludwig Wüst von der Künstlerin Casaluce/Geiger aufgenommen wurden, eine weitere Zeugschaft für ihre Existenz abzulegen. Das Projekt von Anke Armandi ist ein „work in progress“, das sich ständig weiterentwickelt. Wie ein Regisseur, der in Vorbereitung auf seinen Film Bühnenbilder zeichnet, realisiert die Künstlerin eine Reihe von Aquarellen, in denen jener Raum abgebildet wird, in dem Renadde in verschiedenen Situationen lebt. Auch in diesem Fall verschwindet die menschliche Präsenz. In dem vorhergehenden Projekt „Porträt: Atelier“ hat Anke eine Serie von Aquarellen realisiert, die die Ateliers von acht Künstlern, die in Wien leben und arbeiten, porträtiert. Es sind jedoch nur die Objekte, die ihnen gehören, und die Atmosphäre, die von jedem gemalten Ort ausgehen, die uns von der portraitierten Peron erzählen. So ist auch Renadde nur sehr selten präsent. Im größten Teil der Arbeiten ist es jedes einzelne Kitschobjekt, mit dem sie sich zu umgeben liebt, das von ihr spricht. In jedem dargestellten Detail versteckt sich ein Aspekt ihrer Persönlichkeit. So sehr diese letzten malerischen Arbeiten als abgeschlossene und mit einem eigenen Leben ausgestattete Werke angesehen werden können, sind sie doch auch vorbereitende Ideen für eine weitere Entwicklung im Rahmen des Werkes von Anke Armandi. Die Porträts der Zimmer der Renadde, wie sie von Anke Armandi gemalt sind, sind in Wirklichkeit Studien für eine Reihe von Installationen, die im Laufe des Projekts von Besuchern besucht und besichtigt werden können. Das erste Experiment einer solchen dreidimensionalen Umsetzung wurde von der Künstlerin zu Weihnachten in ihrem Atelier in Wien präsentiert, bei dieser Gelegenheit wurden auch die Fotos von Renadde von Casaluce/Geiger gezeigt. Die Installation mit dem Titel „Christmas mit Renadde“ hat es den Besuchern zum ersten Mal ermöglicht, in die Welt der Renadde einzutreten, in ihr festlich dekoriertes Zimmer, in dem unterschiedlichste Objekten verstreut waren. Wie in den Porträts ist auch Renadde in den Installationen nie körperlich präsent. Man könnte die „Zimmer der Renadde“ wie eine Serie von Performances denken, in der die eigentlichen Performer die Objekte sind. Jedes einzelne erzählt eine eigene Geschichte. Wir lesen die Spuren der wiederkehrenden Präsenz der Frau in einem nicht an seinem Platz liegenden Objekts, einer brennen gelassenen Kerze, einem Aquarell oder einem Gedanken, der an die Wand gehängt wurde. Der Status des Voyeur-Betrachters wird überwunden. Hat man die Schwelle des Zimmers übertreten, fühlt man sich wohl, beinahe als wäre man eingeladen worden, man kann sich auf den Sessel setzen, um etwas trinken oder innehalten für ein Schwätzchen. Und erneut wird Renadde realer und uns näher als wir glauben. In was für ein Zimmer wird sie uns wohl das nächste Mal einladen?

Ihr Gespür für Ironie und Humor setzt Renate Bertlmann ein, wenn es darum geht, das „feminine Prinzip in eine maskuline Welt zu bringen, und dadurch die Welt menschlich anstatt männlich zu machen“. Ihre eigene Methode: Die Macht des Phallus, das Symbol von Unterdrückung und Gewalt entwaffnen, indem man etwa den Blick auf männliches Material wirft, den Penis zu etwas Alltäglichem macht, einem physiologischen Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter. Aber auch die Zwiespältigkeit der Dinge, Zärtlichkeit und Gewalt, Dominanz und Unterwerfung ist oft ein Motiv ihrer Arbeiten. Für diese Ausstellung entwickelt sie die Installation „PARISER WASCHTAG“.

Wichtige Aspekte ihres Werks sind Eros, Thanatos, Pornografie, Gewalt, Hierarchien, Diskriminierung, Emanzipation, Spiritualität, Körperlichkeit und Leibfeindlichkeit. Trotz vieler Widerstände und Anfeindungen hat sie sich seit den 1970er-Jahren davon nicht abbringen lassen.

Renate Bertlmann PARISER WASCHTAG 2016

Ihr Gespür für Ironie und Humor setzt Renate Bertlmann ein, wenn es darum geht, das “feminine Prinzip in eine maskuline Welt zu bringen, und dadurch die Welt menschlich anstatt männlich zu machen”. Ihre eigene Methode: Die Macht des Phallus, das Symbol von Unterdrückung und Gewalt entwaffnen, indem man etwa den Blick auf männliches Material wirft, den Penis zu etwas Alltäglichem macht, einem physiologischen Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter. Aber auch die Zwiespältigkeit der Dinge, Zärtlichkeit und Gewalt, Dominanz und Unterwerfung ist oft ein Motiv ihrer Arbeiten. Für diese Ausstellung entwickelt sie die Installation “PARISER WASCHTAG”. Wichtige Aspekte ihres Werks sind Eros, Thanatos, Pornografie, Gewalt, Hierarchien, Diskriminierung, Emanzipation, Spiritualität, Körperlichkeit und Leibfeindlichkeit. Trotz vieler Widerstände und Anfeindungen hat sie sich seit den 1970er-Jahren davon nicht abbringen lassen. Renate Bertlmann studierte nach der Matura von 1964 bis 1970 an der Akademie der bildenden Künste in Wien, war dort von 1970 bis 1982 Lehrbeauftragte und ist seit 1970 freischaffend tätig. Sie arbeitet mit den verschiedensten Medien, wie Zeichnungen, Bilder, Objekte, Installationen, Fotografie, Foto-Filme, Videos, Performances, Texte, Vorträge. Sie erhielt 2007 den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst und ist in der Sammlung der Stadt Wien vertreten. Sie ist Mitglied der Wiener Secession und der niederösterreichischen Fotoinitiative FLUSS. Seit 1969 verheiratet mit dem Physiker Reinhold Bertlmann.

Renate Kordon ist frei schaffende Künstlerin mit zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland.
Geboren in Graz, studierte sie Architektur in Wien und Graz (1970-1974) und Grafik an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (1974-1978).

1980/81 hatte sie ein Stipendium der Klasse für Animation und Video an der École nationale supérieure des arts décoratifs (ENSAD) in Paris, 1986 ein Rom-Stipendium. 1982 lehrte sie als Gastprofessorin am LIT Detroit in den USA, von 1983 bis 1985 arbeitete sie an Trickfilmen in der Meisterklasse für experimentellen Film bei Maria Lassnig, von 1990 bis 1995 beschäftigte sie sich fast ausschließlich mit Kunst- und Bauprojekten.

Renate Kordon ist Gründungsmitglied der ASIFA Austria sowie Mitglied der Secession Wien, der Austria Filmmakers Cooperative und der Intakt.

Mit subjektiver Heiterkeit setzt sie sich mit Ereignissen und Lebensbedingungen kritisch auseinander und bannt ihre Eindrücke und Erfahrungen in kleine Kurzfilm-Manifeste.

Renate Krammer, 1956 geboren in Klein St.Paul, Kärnten, Österreich – schloss 1981 das Studium der Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik in Graz ab und widmet sich seit 1989 der Bildenden Kunst:

1991 Sommerakademie in Kärnten mit Helmessen, Meck, Bärntaler and Staudacher.1992-1994 Vier Semester künstlerische Gestaltung mit Giselbert Hoke im Rahmen des Architekturstudiums, Graz.
1993, 1994, 1997 Workshop der Akademie Graz mit Paul Rotterdam.
Gründungsmitglied next – Verein für bildende Kunst – organisatorische Mitarbeit bei den Projekten „Kunstmühle”, „Kunstbrau” and „grazgrambach”.
1998 Sommerakademie für bildende Kunst, Salzburg, Rivka Rinn
2009 Mitbegründung von ACRYL – ein soziokulturelles Netzwerk, www.acryl.mur.at
Sie ist seit 2014 Mitglied Kunstverein Kärnten und Mitglied Gruppe 77, ihre Arbeiten wurden auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt.

LINIEN – LINES
Die Künstlerin widmet sich der Linie als Grundelement der Gestaltung in verschiedenen
Techniken: Radierungen, Graphitzeichnungen, Acrylbildobjekte, Fotografien …
Die Reduktion auf Linien ist ein Versuch, sich von Unnötigem zu befreien und das
Wesentliche zu betonen.
Die Linie als Urelement der Gestaltung ist in der reduzierten Anwendung nicht von einfacher Natur, da die Linie selbst an Bedeutung gewinnt. Spannung erhalten Linien durch Variationen der Form bzw. durch das Verhältnis der Variationen zueinander.
So entsteht eine Schrift ohne Worte, die Poesie erzeugt.
Die allgegenwärtige Linie, die sich von jedem Punkt zu jedem anderen erstreckt, um die Idee zu stiften. erblickte in Linz das Licht der Welt und beschäftigte sich seit 1980 intensiv mit Malerei.
Stéphane Mallarmé

Die seit 1997 in Graz lebende freischaffende Künstlerin Renate Rosenbauer erblickte in Linz das Licht der Welt und beschäftigte sich seit 1980 intensiv mit Malerei. 1983 bis 1985 widmete sie sich der Keramik und Bildhauerei (Wiener Kunstschule, A) und studierte 1987 bis 1992 an der Fachhochschule für Kunsttherapie (Nürtingen, D).
Ihre künstlerische Arbeit wurde geprägt von Erfahrungen 2004 bis 2011 Atelier Loft Art, Wien und einer Indienreise 2007.

2012 eröffnete sie KunstWerkRaumGraz, wo sie Ausstellungen für andere KünstlerInnen ermöglicht.
Renate Rosenbauer überzeugt mit ihren raumöffnenden Arbeiten. Ihr Pinselstrich ist großzügig gesetzt. Ihre Farbpalette ist mit ästhetischem Gespür fein nuanciert. Sie spielt mit abstrakten und transparenten Formen- und Schriftzeichen ebenso, wie sie über pastose Mischungen Schleier setzt, die Hintergründe erahnen lassen, deren Erforschung die Betrachtenden fordert und zu phantasievoller Kommunikation mit dem Bild einlädt.“Wenn ich mit einem Bild beginne, gehe ich die Dinge nie von außen an, sondern immer von einem inneren Erleben. So weiß ich am Beginn noch nicht, wohin sich ein Bild schlussendlich entwickelt. Ich gehe sozusagen im Geschehen mit.” In Renate Rosenbauers Malerei gibt es kein vordergründiges Konzept, auch keine durchgezogene Thematik: „Themen sind für mich wie ein Kokon, die entwickeln sich mit der Zeit aus dem Bild heraus.” – Zum Kokon passt, dass die Künstlerin sehr gerne Schichten miteinander verbindet. Eine Technik, die sie seit jeher praktiziert. In früheren Arbeiten kratzte sie untere Schichten heraus, in jüngeren Bildern verbindet sie durch eine gewisse Transparenz verschiedene Schichten miteinander. „Heute kommt mir meine Malerei wie dünne Seidenvorhänge vor, die sich übereinander legen.” In den Anfangsjahren waren die Bilder dichter und wilder, vielleicht auch eine Nuance dunkler. „Heute ist alles transparenter, heller und monochromer.” In anderen Worten: ruhiger, konzentrierter und auch feiner.
Mit ihren Arbeiten ist sie seit 2002 vielerorts ausgestellt worden.

Die gebürtige Steirerin  Renate Quehenberger   versteht sich als Naturforscherin mit künstlerischen Mitteln, die an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft arbeitet.

Gemeinsam dem Medientheoretiker Peter Weibel betrieb sie das Quantenkino. Bei diesem FWF/PEEK-Projekt widmete sie sich mit einer Gruppe von hochrangigen WissenschaftlerInnen und digitalen KünstlerInnen der Visualisierung von höherer Mathematik mit den Mitteln der digitalen Kunst, um eine visuelle Formensprache zur Erforschung der Quantenwelt zu schaffen. Das Buch „Quantum Cinema- a digital Vision“ wird inkürze im Triton Verlag erscheinen.

Wen wundert es, dass sie bei der Erforschung höherer Raumdimensionen in Platon’s Ideenreich gelangt ist?
–  Ihre mathematische Entdeckung, die 3D Repräsentation des „Penrose Kites und Darts Musters“, Epitaeder genannt, – kann als Einheitszelle des 5-dimensionalen Raumes angesehen werden und stellte sich nämlich als Platons 5. Element heraus, das dieser so beschreibt:

..da es aber noch eine fünfte Zusammensetzung [der Dreiecke] gibt, bediente sich der Gott ihrer bei der Ausschmückung des Alls. (Platon, Timaeus, 55C)

Diese Wiederentdeckung nach 2400 Jahren, und die Tatsache, dass zwei „Epitaeder“ den 5. Platonischen Körper, den Dodekaeder bilden, der bisher als 5. Element das Universum symbolisierte, bildet das zentrale Element ihrer Arbeit, das in die Schulbücher Eingang finden soll.
Schließlich bilden auch zwölf dieser Bausteine genau jenen 4-dimensionalen  Dodekaeder-Raum, den der große Französische Mathematiker und Ingenieur Henri Poincaré, als Form des Universums (1904) vorgeschlagen hat.

Die Quintessenz hat ihre geometrische Form als Epitaeder und wir leben in einem von Poincaré vorhergesagten Dodekaeder-Universum. (Artur I. Miller, in: Quantum Cinema – a digital Vision, Ed.: R. Quehenberger, Triton Verlag, 2016)

Es scheint sich also um nichts geringeres als den „Baustein des Universums“,zu handeln, den Renate Quehenberger nun in verschiedenen Medien, wie  Film /3D Animationen, Skulpturen und CAD-Prints, sowie zahlreichen Publikationen im Wissenschafts- und Kunstkontext präsentiert.
Quehenberger stellte ihre Forschungen u.a. bei der hochkarätigen Linnaeus Konferenz zum Stand der Quantenphysik (QTRF6, SE, 2012), in Geometrie- Workshops und Vorträgen (u.a. Symmetry Delft, NL 2013, Bridges Seoul, KR 2014 und ICM Seoul, KR 2016) vor.
Ausstellungen und -beteiligungen: u.a. Museum Weimar, 2012, Di-EGY Festival, Kairo, EG 2013, ASIFA Keil im MQ Wien, 2015, Cairotronica, Kairo EG, 2016
Die Quantum Cinema-Filme wurden von der ASIFA Austria auf Animationsfilm- Festivals in Polen, Slovenien, Kroatien und Griechenland, sowie auf der Ars Electronica Linz, A 2012 und 2014 gezeigt.

Mich fasziniert, dass die Visualisierungen des 5-dimensionalen Raumes aufzeigen, wie die Antworten dreier Wissenschaftler verschiedener Epochen, nämlich Platon, Johannes Kepler und Henri Poincaré plötzlich in Einklang mit den Beschreibungen von Symmetrien in der modernen Teilchenphysik übereinstimmen. – Diese Einsichten über die schönste vereinheitliche Theorie in fünf Dimensionen möchte ich anschaulich vermitteln. (Renate Quehenberger)