Rosen

Seit frühester Kindheit war ich ein Rosenfan. Sei es, dass Rosenblätter uns Kindern beim Spielen eine köstliche Mahlzeit darstellten, sei es, dass ein Blumenporträt in der Grundschule gestaltet werden musste, ein toter Vogel ein zärtlich weiches Lager in seinem Grab brauchte, oder der Weg bestreut werden musste für die Spielenden, ein Verlies von Nöten war hinter einem großen Rosenstrauch, oder der wunderbare Duft unser Dasein bereicherte.

Die erste Rose, die mich durch und durch faszinierte, war La France. Die Weichheit ihrer leicht zurückgerollten Petalen, der blass-silbrige Schimmer ihres Rein-Rosa, die leichte Müdigkeit der vollen Blüte, deren vollkommener Duft eine sommerliche Geborgenheit vermittelt, hatten nach vier Jahrzehnten an beeindruckender Kraft nicht verloren.

Als meine rothaarige Tiger-Katze Thetis, eine Griechin, 1990 als 16-jährige starb, musste eine Rose auf ihr Grab, die so zart hellrosa war, wie ihre Haut: Souvenir de la Malmaison. Beim Recherchieren begann das Abenteuer mit den Rosen. Sie haben mich einfach verführt. Nun prangt eine stattliche Anzahl im Garten und es fällt trotzdem schwer, welche in fremden Gärten oder Büchern zu sehen, die Kraft ihrer Erscheinung den Wunsch sie zu besitzen wachrufen: So ähnlich muss es Don Giovanni ergehen!

Und welch´ gewaltiger Aufwand die Bedürfnisse jeder Einzelnen zu erfüllen!

Irmi Horn

kunstGarten, Rosarium etc.

Das Rosen-Innere

Wo ist zu diesem Innen
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen ?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum. Rainer Maria Rilke, 2.8.1907, Paris